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Kirner Finanzblog Schwarmintelligenz oder gegen den Strom bei alternativen Investments?

Guido Kirner
Guido Kirner
In dem etwas anderen Wirtschaftsmagin brandeins zum aktuellen Schwerpunktthema „Geld“ fand ich einen interessanten Artikel über finnische Aktivisten, welche im Gestus poststrukturalistischer Philosophien Geld vermehren möchten.

Linke Theoretiker rechtfertigen die Tatsache, dass sie in die Vermögensverwaltung einsteigen, wohl damit, dass der Kapitalismus nur noch mit seinen eigenen Mitteln geschlagen werden kann.

Schwarmintelligenz

So betreibt die Robin Hood Minor Asset Management mittels selbst programmierter Software data mining und wertet ungeheure Datenmengen von Transaktionen der Finanzmärkte aus.

Analysiert wird dabei die „Schwarmbildung“, das heißt die Herausbildung eines Konsenses unter den Kompetenten. So werden die „Leitvögel“ der Wallstreet et cetera imitiert, wie sie ihre Profite machen (Kompetenz-Kartierung).

Der Vordenker des alternativen Investmentfonds heißt Akseli Virtanen. Dieser referiere gerne „über die Arbeiten von linken Vordenkern wie Christian Marazzi und Franco ‚Bifo‘ Berardi, setzt sie in Beziehung zu dem Machtbegriff Foucaults und Gilles Deleuze sowie der Studien des Psychoanalytikers Felix Guattari und den Überlegungen von Keynes zu den Konventionen auf dem Kapitalmarkt“.

Themen sind das „Ende der Industriegesellschaft, die Aufwertung des Immateriellen, der Einstieg in die Wissensgesellschaft und das Schicksal derjenigen, die in ihr abgehängt werden.“

Wow, endlich mal was anderes als dieser langweilige Bankerjargon! Doch was kommt dabei heraus? Mehr als programmierter Opportunismus, damit für die Genossenschaft und das Prekariat auch mal was von den Spekulationsgewinnen der Finanzhaie abfällt? Das wäre ja sogar interessant, aber kann es auf Dauer funktionieren?

Datamining zur Imitation von Spekulationsmustern hat eine lange Tradition und ist der Ausgangspunkt der technischen Analyse von Finanzmärkten. Ob Muster der Vergangenheit aber Hinweise auf die Zukunft geben, wird angezweifelt. Die „Schwarmintelligenz“ ist womöglich nicht immer der beste Ratgeber. Auch die Heringsschwärme werden Opfer von intelligenteren Wesen wie Tümmler, Delphine und Haien.

Gegen den Strom

Über eine Art Finanzhai berichtet die letzte Ausgabe der FAS. Es handelt sich um den erfolgreichsten Hedgefondsmanager des letzten Jahres. Er heißt David Tepper und hat 2013 gute 3,5 Milliarden Dollar verdient.

Er verkörpert schon vom Typ her das Gegenteil des schlecht rasierten Nickelbrillenträgers. Er ist bullig, selbstbewusst, trägt teuersten Zwirn und hat riesige Stierhoden aus Messing als Skulptur vor seinem Büro stehen. Bettelbriefe von Schülern und Stipendiaten beantwortet er gerne mit dem Satz: „Ich mache dir gerne ein Geschenk und gebe dir das, was ich in deinem Alter hatte – nichts.“

Wie verdient er sein Geld? Er kauft das, wovon andere die Finger lassen mit der Einstellung, dass sich der Kurs wieder erholen wird. Geht es nochmal 20 Prozent bergab, kauft er doppelt so viel. So kaufte er 2008 Bankaktien in großem Stil.

Freilich ist das hoch spekulativ und riskant, aber genau das ist Teppers Rezept: Wir verdienen so viel Geld, wie wir keine Angst haben, es zu verlieren. Aber auch dazu gehört nicht nur Mut, sondern auch Wissen. Tepper begann im Handelsraum von Goldman Sachs und war schon mit 30 dort der beste Händler für Junk-Bonds. Heute gehört er zu den reichsten Menschen der Welt.

Wer hat recht?


Auch (oder gerade) die mutigen Hedgefondsmanager haben schon Milliarden verloren. Darüber wird weniger geredet. Große Fische essen die Schwärme, aber es gibt Schwärme, die greifen die großen Fische an.

Beim Geld ist es wie immer eine Frage des Zeitpunktes, ob es besser ist, mit oder gegen den Strom zu schwimmen. Nur weiß das vorher keiner so genau.

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