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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 3 Minuten

In ETF-Statistiken wird zu viel hinein interpretiert

Detlef Glow
Detlef Glow
Nach der teilweise harschen Kritik, die von verschiedenen Institutionen gegenüber börsennotierten Indexfonds (ETFs) im Frühjahr geäußert wurde, sehen einige Marktbeobachter nun einen Trend weg von der synthetischen Indexreplikation über Swap-Derivate hin zur physischen Konstruktion. Dabei verweisen sie auf die jüngsten Entwicklungen, die aus den Branchenstatistiken hervorgehen. Doch ist dies wirklich ein Trend, oder wird hier versucht, aus einzelnen Dingen mehr herauszulesen, als wirklich dahintersteht?

Ein Blick auf die in den letzten Wochen veröffentlichten Statistiken könnte den Betrachter tatsächlich dazu verführen, einen Trend in Richtung der replizierenden Produkte zu sehen. Wurden doch in den Monaten nach der Kritik von dem Finanzstabilitätsrat (FSB), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der britischen Financial Services Authority (FSA) verhältnismäßig weniger Swap-ETFs als replizierende ETFs aufgelegt. Ebenso zeigen Statistiken, dass Anleger zuletzt überwiegend in replizierende ETFs investiert haben, während sie vorher lange Zeit vor allem auf derivatebasierte Produkte aus waren. Aber kann es hierfür nicht auch andere Begründungen geben als die jüngste Kritik, die vor allem auf Swap-Produkte abzielte? Ich denke ja.

Zum einen waren die Anbieter von Swap-ETFs in den letzten Jahren bei der Neuauflage von ETFs sehr aktiv. Dadurch sind deren Produktpaletten inzwischen weitgehend komplett, und es gibt nicht mehr so viele offene Investmentthemen. Auf der anderen Seite gab es bei den Anbietern replizierender ETFs noch eine große Anzahl von möglichen Anlagestrategien, die noch nicht mit börsennotierten Indexfonds abgedeckt worden waren. Somit sehe ich aufgrund der Anzahl der neuaufgelegten Produkte bei den einzelnen Konstruktionsarten noch keinen Trend weg von derivatebasierten ETFs.

Ähnlich verhält es sich bei den Mittelbewegungen. Auch in diesem Punkt ist es meiner Ansicht nach noch zu früh, um aus den steigenden Zuflüssen bei der einen Konstruktionsart und den zurückgehenden Zuflüssen bei der anderen Schlüsse zu ziehen. Sicherlich können sowohl die Anzahl der neuen Fonds, als auch das Anlageverhalten der Investoren erste Anzeichen eines Trends sein, der auf der verstärkten Kritik beruht. Aber es ist nach wie vor fraglich, ob sich dieser Trend etablieren kann. Überhaupt halte ich es für möglich, dass die ganze Aufmerksamkeit, die ETFs im Allgemeinen und Swap-basierten Produkten im Besonderen gerade zuteil wird, nicht einfach mit der traditionell nachrichtenarmen Sommerzeit zusammenhängt.

Aus meiner Sicht werden die Investoren durch ihr Handeln langfristig regulierend auf die Anbieter börsennotierter Indexfonds einwirken. Sie werden durch ihre Nachfrage dafür sorgen, dass Produktschöpfungen, die für sie nicht nachvollziehbar sind, wieder vom Markt verschwinden.

Insgesamt betrachtet, steht für mich fest, dass es trotz aller Kritik auch zukünftig noch swap-basierte ETFs geben wird. Schließlich können viele Anlagesegmente und -strategien nur so abgebildet werden. Dass diese Produkte noch transparenter und für die Anleger noch nachvollziehbarer werden müssen, steht dabei außer Frage. Vor allem müssen die Anbieter dafür sorgen, dass die Anleger die Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, verstehen.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

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