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Aktualisiert am 01.04.2020 - 13:54 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Indexfonds ETF-Rekorde am Fließband, Kritiker werden lauter

Symbolträchtiger Machtwechsel: Anfang der Woche meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass es bis auf weiteres ein ETF ist, der sich größter Anleihefonds der Welt nennen darf. Der per Ende April 117,3 Milliarden Dollar schwere ETF Total Bond Market von Vanguard verdrängt den Pimco Total Return (110,4 Milliarden Dollar) von der Spitze der Fondsvolumen-Hitparade.

Eine Stabübergabe mit Ansage, denn nur ein paar Wochen zuvor feierte die europäische ETF-Branche mal wieder einen neuen Absatzrekord: Von Januar bis März 2015 sammelten börsennotierte Indexfonds 31,16 Milliarden Euro ein, solch einen Geldstrom gab es innerhalb eines Quartals noch nie.

Gleichzeitig vergeht (gefühlt) kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Studie der Investorengemeinde aufzuzeigen versucht, dass aktive Fonds keinen Mehrwert schaffen und ihre Gebühren nicht wert sind. Kostprobe von dieser Woche: Knapp 94 Prozent der aktiv verwalteten Fonds konnten 2014 dem S&P 500 in Sachen Performance nicht das Wasser reichen.

Was erleben wir da gerade? Eine übertrieben einseitig geführte Debatte, in der den Freunden des aktiven Fondsmanagements zunehmend die Argumente ausgehen?

Lange Zeit schien es so. Doch in letzter Zeit trauen sich immer mehr Experten den ETF-Boom in Frage zu stellen – wie zum Beispiel Vermögensverwalter Georg Graf von Wallwitz in einem aktuellen Kommentar. Gegen die Idee der ETF-Branche hat er nichts einzuwenden: Spare dir den „blöden und überbezahlten Fondsmanager“ und bekomme endlich die Wertentwicklung, die du verdienst.

Diese verlockende Theorie wird laut Wallwitz für Anleger jedoch nur real, wenn diese auch exakt danach handeln (sehr langer Anlagehorizont und kein hin und her im Depot) und sich durch nichts beirren lassen (starke Schwankungen). Dies sei jedoch in den wenigsten Fällen zu erwarten, da die meisten Anleger zum falschen Zeitpunkt kaufen und verkaufen, ihrem Spieltrieb nachgeben und Moden folgen und zu wenig diversifizieren.

Auch Klaus-Dieter Erdmann geht in seiner aktuellen DER-FONDS-Kolumne auf den Risikoaspekt ein. Er behauptet: „Gerade im aktuellen Marktumfeld werden einem Anleger mit ETFs Sportwagen ohne Bremsen verkauft.“ Die großen Schwachstelle von Indexfonds aus seiner Sicht: die fehlenden Absicherungsstrategien, die Anleger in Zeiten sinkender Kurse vor allzu herben Verlusten schützen sollen. Den aktuellen Hype um ETFs findet Erdmann gar gefährlich: Anleger würden prozyklisch dazu ermuntert, gut gelaufene und damit in den Indizes stark gewichtete Branchen, Sektoren und Themen zu kaufen.

Fakt ist: Der ETF-Boom wird sich fortsetzen und aktive Fonds weiter Marktanteile verlieren. Doch die Kritik wird ebenso zunehmen. Die bisher meist sehr oberflächig und einseitig geführte Debatte wird differenzierter.

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