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Analysehaus Lipper hat verglichen Traditionelle Indexfonds oder ETFs – Was ist die bessere Alternative?

Lipper-Analyst Detlef Glow
Lipper-Analyst Detlef Glow
Die Managementgebühren scheinen bei Investmentfonds ein wichtiges Auswahlkriterium zu sein und so kommt es, dass viele Investoren sagen, dass ihnen börsengehandelte Indexfonds, die sogenannten ETFs, trotz ihrer im allgemeinen sehr niedrigen Gebühren, immer noch zu teuer sind und sie aus diesem Grund lieber traditionelle Indexfonds nutzen. Doch kommt es bei der Fondsauswahl wirklich auf die Kosten und Gebühren an, oder ist nicht gerade bei passiven Anlageprodukten letztendlich die Wertentwicklung, die ein Fonds im Vergleich zu anderen Fonds mit dem gleichen Anlageziel erreicht, entscheidend?

Ein Vergleich der Managementgebühren zeigt, dass es tatsächlich Indexfonds im Markt gibt, die eine deutlich geringere Managementgebühr ausweisen als ihre börsengehandelten Pendants. Doch wie sieht es mit der Wertentwicklung aus? Um hier einen aussagekräftigen Vergleich zu machen, hat das Fondsanalysehaus Thomson Reuters Lipper alle Indexfonds und ETFs, die in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien zum Vertrieb zugelassen sind und den Vergleichsgruppen Aktien Europa, Aktien Eurozone, Aktien Deutschland, Aktien Frankreich, Aktien Grossbritannien und Aktien USA zugeordnet sind, hinsichtlich ihrer Wertentwicklung über ein Jahr (01.10.2014 – 30.09.2015), drei Jahre (01.10.2012 – 30.09.2015) und fünf Jahre (01.10.2010 – 30.09.2015) miteinander verglichen.

Unterschiedliche Wertentwicklung

Bei diesem Vergleich zeigte sich, dass börsengehandelte Indexfonds, die sich auf den deutschen Dax 30 TR, den französischen CAC, 40 TR, sowie den amerikanischen S&P 500 NR und die beiden europäischen Indizes Euro Stoxx 50 NR und MSCI Europe NR beziehen, über ein, drei und fünf Jahre eine bessere Wertentwicklung zeigten als traditionelle Indexfonds.

Bei dem französischen CAC 40 NR zeigt sich ein gemischtes Bild. Während über die Ein-Jahres-Periode ein traditioneller Indexfonds die Vergleichsgruppe anführt, liegen die entsprechenden ETFs sowohl über drei, wie auch über fünf Jahre an der Spitze.

Ebenso verhält es sich bei Produkten, die sich auf den amerikanischen S&P 500 TR Index beziehen. Im Vergleich dazu zeigten traditionelle Indexfonds, die sich auf den MSCI USA NR beziehen, über alle drei Betrachtungszeiträume eine bessere Wertentwicklung als die entsprechenden ETFs. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass die beiden besten Fonds das Feld durchgängig anführen, ohne dabei in einer der einzelnen Betrachtungsperioden eine auffällige Wertentwicklung, die auf Sondereffekte schließen lassen würde, aufzuweisen.

Aktien Großbritannien als Ausnahme

Der einzige Markt in der Studie, bei dem diese Aussage nicht zutreffend ist, ist Großbritannien. Hier zeigten Indexfonds, die sich auf den FTSE 100 TR, wie auch Fonds, die sich auf den FTSE All-Share TR beziehen, jeweils eine bessere Wertentwicklung als die entsprechenden ETFs. Wobei die jeweils besten Fonds über den Ein-Jahres- und Drei-Jahres-Vergleich von ihrer starken Wertentwicklung in der Ein-Jahres-Periode profitierten. Trotz dieser starken Entwicklung konnten sich diese Fonds aber nicht über die Fünf-Jahres-Periode gegen ihre Mitbewerber durchsetzen.

Dies bedeutet, dass Anleger, die auf Indexfonds setzen wollen, sich auch in diesem Markt die Wertentwicklung der einzelnen Fonds sehr genau anschauen müssen – um nicht auf einen Fonds zu setzen, der allein aufgrund eines starken Jahres an der Spitze liegt. Er sollte auch in den längeren Betrachtungszeiträumen vorn liegen.

Gründe für die Unterschiede

Davon ausgehend, dass alle Fonds die gleichen Techniken des modernen Portfoliomanagements zur Optimierung nutzen, stellt sich die Frage, woran es liegt, dass Indexfonds im Vergleich zu ETFs in den meisten Märkten, insbesondere im mittel- und langfristigen Bereich, eine schlechtere Wertentwickung als ETFs aufweisen?

Ein Grund dafür sind meiner Ansicht nach die Transaktionskosten. Denn während ETFs bei jedem Kauf und Verkauf von dem sogenannten Authorized Participant – die Marktteilnehmer, die authorisiert sind, Fondsanteile von dem jeweiligen ETF auszugeben beziehungsweise zurückzunehmen – die entsprechenden Wertpapiere geliefert bekommen beziehungsweise liefern, müssen Indexfonds bei jedem Kauf und Verkauf von Anteilen diese Transaktionen über den Markt abwickeln, wobei die dafür anfallenden Transaktionskosten dem Fondsvermögen belastet werden. Was dann zu einer entsprechend niedrigeren Wertentwicklung führt.

Zusammenfassung

Auch wenn traditionelle Indexfonds hinsichtlich der Wertentwicklung nicht in allen Fällen schlechter abschneiden als ETFs, scheint es für Anleger sinnvoll zu sein, auf ETFs zu setzen, da diese sich in den durchgeführten Vergleichen, besonders über den mittel- und langfristigen Anlagehorizont, fast immer als vorteilhafter erwiesen. Allerdings ist auch bei den ETFs anzumerken, dass es auch in diesem Segment negative Ausreißer gab und ebenso nicht immer der gleiche Fonds an der Spitze lag. Somit müssen Anleger auch im Bereich der ETFs genau analysieren, welcher Fonds der für sie geeignete ist.

Weiterhin kann gesagt werden, dass die Managementgebühr nicht als alleiniges Kriterium für die Auswahl eines Indexfonds genutzt werden sollte. Denn auch wenn die Fonds vermeintlich dasselbe machen, kann die Wertentwicklung der einzelnen Produkte sich dennoch erheblich unterscheiden.

Des Weiteren muss angemerkt werden, dass bei der vorliegenden Betrachtung die Qualität der Indexnachbildung hinsichtlich des Tracking Errors, der Korrelation und der Tracking Difference vollständig außer Acht gelassen wurde. Somit sagt dieser Vergleich auch nichts über die Qualität der einzelnen Fonds aus, sondern zeigt  nur einen Vergleich der erreichten Wertentwicklungen auf.

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