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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 3 Minuten

Vanguard-Fonds Dieser anonyme Fondsmanager verwaltet 800 Milliarden US-Dollar

Gerry O’Reilly war am Freitagmorgen nach dem Brexit-Votum nicht in Aufruhr. Die Aktienmärkte lagen zwar im Minus, 8 Prozent in Europa und 3 Prozent in den USA. Doch: „Für das, was wir machen, ist das keine große Sache“, sagt der Manager des größten Investmentfonds der Welt, im Interview mit Bloomberg.

Das liegt daran, dass O’Reillys Job beim US-Fondsanbieter Vanguard darin besteht, den Markt zu erfassen - und nicht darin, Volatilität zu vermeiden. Jeden Handelstag stellt er sicher, dass der 450 Milliarden US-Dollar schwere Vanguard Total Stock Market Index Fund die Entwicklung seiner 3.600 Aktien umfassenden Benchmark möglichst genau abbildet. In anderen Worten: Aktien besitzen. Ob sie nun fallen, steigen oder sich seitwärts bewegen.

O’Reilly verwaltet eine ganze Menge Geld. Er führt nicht nur den größten Investmentfonds, sondern leitet auch den drittgrößten börsengehandelten Fonds und 16 andere Fonds. Unterm Strich kümmert er sich um Vermögen im Wert von 800 Milliarden Dollar.

Pionier der Index-Investments

Angesichts von Anzeichen dafür, dass selbst die besten aktiven Manager Schwierigkeiten dabei haben, den Markt zu schlagen, waren Investoren zuletzt verstärkt in Richtung Indexfonds wie dem vom O’Reilly geströmt. Dadurch wurde Vanguard, der Pionier der Index-Investments, zum weltgrößten Manager von Investmentfonds - mit Aktiva von mehr als 3 Billionen Dollar.

Oft werden Indexfonds als „passive Investments“ bezeichnet. Doch in Wirklichkeit gibt es kaum etwas bei dem, was O’Reilly und seine Kollegen den ganzen Tag machen, was besonders passiv ist.

„Ein Basispunkt große Sache“

Theoretisch ist das Beste, was ein Index-Fonds erzielen kann, der Ertrag der Benchmark minus Fondsgebühren. Tatsächlich jedoch haben es die Fonds mit zusätzlichen Kosten aus Handel und Transaktionen zu tun, die den Abstand zwischen den Erträgen des Fonds und seiner Benchmark vergrößern können. Erfolg oder Fehlschlag werden oft in kleinsten Teildifferenzen gemessen. „Für uns ist ein Basispunkt eine große Sache“, sagt O’Reilly.

Die besten Index-Fondsmanager finden Wege, um zusätzliche Gewinne zu erzielen und gleichzeitig die Benchmark abzubilden. Der Fonds Vanguard Total Stock Market lag in den vergangenen fünf Jahren im jährlichen Durchschnitt nur einen Basispunkt hinter seinem Index zurück. In der institutionellen Anteilsklasse stellt der Fonds eine Kosten-Quote von vier Basispunkten in Rechnung.

Wo findet der Fonds die Extra-Erträge? Er verdient etwas Geld, indem er Aktien an Leerverkäufer verleiht. In diesem Bereich erzielte er im vergangenen Jahr rund 95 Millionen Dollar oder 2 Basispunkte. Der Rest ergibt sich aus klugem Handel.

Händler vollziehen Drahtseilakt

Die Vanguard-Händler vollziehen einen ständigen Drahtseilakt. Auf der einen Seite wollen sie ihre Indizes so nah wie möglich abbilden. Auf der anderen Seite wollen sie zu den besten Preisen kaufen und verkaufen - während sie andere Marktteilnehmer nicht von ihrer Notwendigkeit, voll investiert zu bleiben, profitieren lassen.

Vanguard hat stark in Technologie investiert. Algorithmen helfen Managern dabei, herauszufinden, wo sie am besten kaufen und verkaufen bei gleichzeitiger Minimierung der Marktauswirkung. Risiko-Software stellt zudem nach eigenen Angaben sicher, dass das Portfolio nahe am Index bleibt.

Entscheidungen von Portfolio-Managern

Doch die Automatisierung funktioniert nur bis zu einem gewissen Punkt. Die schwierigen Entscheidungen müssen noch immer von den Portfolio-Managern getroffen werden.

Auf dem Firmengelände von Vanguard nahe Philadelphia kann O’Reilly ins Café gehen, ohne als Manager des größten Fonds erkannt zu werden. Selbst wenn sein Name in den Unterlagen aufgeführt werde, sei die Verwaltung eines Index-Fonds eine Team-Arbeit, sagt er. „Wer irgendeine Art von Ego hat, der büßt einiges davon ziemlich schnell ein.“

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