LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 03.11.2010 - 10:09 UhrLesedauer: 4 Minuten

Flugzeugfonds: „Umrüstung ist zweitbeste Lösung“

Michael Trentzsch
Michael Trentzsch
DAS INVESTMENT.com: Sie waren vor Ihrem Einstieg bei DCM lange im Finance-Bereich für Bombardier, HSH-Nordbank und Hypovereinsbank tätig. Welche Rolle spielen nach Ihrer Einschätzung geschlossene Fonds mittlerweile für die Airlines? Michael Trentzsch: Sie sind ein zuverlässiger Partner für die langfristige Finanzierung und ermöglichen Airlines die Bilanzoptimierung und auch eine Entlastung der Eigenkapitalsituation. Bedenklich kann es unseres Erachtens jedoch zum Beispiel sein, wenn Fluglinien oder andere Eigentümer sogenannte Vorserienmodelle an Fondsgesellschaften verkaufen, weil sie diese selbst nicht auf den Büchern haben wollen. Hier sollten die Fondszeichner eindeutig über die möglichen Wiedervermarktungsrisiken, insbesondere nach Ablauf des Erstleasingvertrages, also in der Regel nach zehn Jahren, aufgeklärt werden. DAS INVESTMENT.com: Für den Erfolg des Fondskonzepts ist aber wohl die Bonität des Leasingnehmers der entscheidende Faktor. Trentzsch: Für die Phase des Erstleasingvertrages ist das richtig. Danach nimmt die Werthaltigkeit des Flugzeuges an Bedeutung zu – also die Tatsache, wie hoch sein zukünftiger Marktwert beim Verkauf sein wird. Hierzu ist die Frage eklatant wichtig, wie dieses Flugzeug am Markt eingeführt ist, wie viele es von diesen Typen am Markt gibt und wie viele Airlines einen solchen Flugzeugtyp auch wirklich benötigen. Sie können sich vorstellen, dass der Verkauf einfacher vonstatten geht, je gängiger das Modell ist. Zudem ist natürlich wichtig, wie lange die Standzeiten beim Wechsel der Airline sind und ob die sogenannten Rekonfigurationskosten richtig angesetzt sind. Was dies anbelangt, sind Frachtflieger Passagierfliegern überlegen. Vereinfacht gesagt, wechseln Sie an der Außenhaut des Frachtfliegers lediglich das Logo der Airline, und weiter geht’s.
DAS INVESTMENT.com: Nun kann man ein Passagierflugzeug als Frachtflieger umrüsten, umgekehrt geht das bei einem Flugzeug ohne Fenster nicht. Ist das kein Risiko für Ihren Fonds? Trentzsch: Einen Passagierflieger in einen Frachtflieger umzurüsten, ist immer die zweitbeste aller Lösungen. Wird ein Passagierflugzeug nach 15 oder 20 Jahren Einsatz zum Frachtflieger umfunktioniert, müssen je nach Flugzeugtyp zunächst bis zu 20 Millionen US-Dollar investiert werden. Dann konkurriert dieses Flugzeug jedoch mit diversen, sehr viel wirtschaftlicher zu betreibenden neuen Frachtfliegern. In unserer schnelllebigen Zeit ist die Wirtschaft just in time ausgerichtet. Heute starten Anbieter von Handys, Computern, ja sogar Modeanbieter den Vertrieb oft gleichzeitig an hunderten Standorten auf der ganzen Welt. Da braucht es Flieger, die zuverlässig, wirtschaftlich und nonstop die Ware an ihren Zielort transportieren. Unser aktuelles Fondsflugzeug Boeing B777-F fliegt die Fracht von ihrem Heimatflughafen Halle/Leipzig beispielsweise nonstop nach Hongkong  – und dies extrem wirtschaftlich mit nur zwei sehr leistungsstarken Triebwerken. Das ist erheblich wirtschaftlicher als jeder andere umgerüstete Frachter. DAS INVESTMENT.com: Dazu eine technische Frage - wenn eins der Triebwerke ausfällt, kann ein zweistrahliges Flugzeug noch gefahrlos fliegen? Trentzsch: Ja. Ein zweistrahliges Flugzeug kann mit nur einem Triebwerk sogar starten und landen. Dies ist nicht zuletzt auch für die Zulassung eines solchen Flugzeuges erforderlich.
Tipps der Redaktion