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Roundtable-Gespräch zu Schiffsfonds: „Der Markt wird die Provisionsdiskussion lösen“

Von links: Alexander Betz, MPC Capital; Jens Brandis,<br>Fondshaus Hamburg; Andreas Arndt, HCI Capital und <br>Florian Maack, Nordcapital (alle Fotos des Roundtables:<br> Thomas Görny)
Von links: Alexander Betz, MPC Capital; Jens Brandis,
Fondshaus Hamburg; Andreas Arndt, HCI Capital und
Florian Maack, Nordcapital (alle Fotos des Roundtables:
Thomas Görny)
DAS INVESTMENT.com: Während der Finanz- und Wirtschaftskrise drohten einige Emissionshäuser durch Platzierungsgarantien in arge Schieflage zu geraten. Sind die Zeiten von solchen Garantien endgültig vorbei?

Florian Maack, Nordcapital: Wir haben nie Platzierungsgarantien gegeben, insofern müssen wir uns nicht umstellen. Man braucht keine Platzierungsgarantie, wenn der Anleger im Rückabwicklungsfall schadlos gestellt wird, also sein gesamtes Geld zurückbekommt, idealerweise mit einer Verzinsung.

Alexander Betz, MPC Capital: Wichtig sind aber die Klauseln für die Rückabwicklung. Weder der Vertrieb noch der Anleger darf Schaden nehmen, nur weil der Initiator nicht in der Lage ist, das Projekt zu realisieren. 95 Prozent der Fonds am Markt haben keine sauber definierte Rückabwicklungsklausel. Das muss sich ändern, damit von vornherein auch ohne den Vertrauenszuschuss in renommierte Häuser der Fall geregelt ist.

Jens Brandis, Fondshaus Hamburg: Was auch immer im Prospekt steht, ob Platzierungsgarantie oder Rückabwicklung - wenn es brennt, muss sich das Emissionshaus gegenüber Vertrieb und Anleger sauber verhalten. Sonst kann es sich nicht nachhaltig im Markt halten.
Bildstrecke: Schiffsfonds-Roundtable
DAS INVESTMENT.com: Doch halten sich die Banken auch bei der Eigenkapitalzwischenfinanzierung, kurz EK-Zwifi, zurück. Wie lösen Emissionshäuser das Problem?

Andreas Arndt, HCI Capital: Das ist zurzeit eine Herausforderung. Die Bank liefert die EK-Zwifi heute nicht mehr gleich mit, es sei denn, man hat für einige Projekte noch entsprechende Zusagen. Wir lösen das Thema zum Beispiel dadurch, dass wir in Projekte mit bereits fahrenden Schiffen einsteigen. Wir übernehmen so das Schiff erst, wenn das Kapital vom Anleger eingeworben ist.

Maack: Bei Neuprojekten kommen die Werften einem zurzeit viel mehr entgegen als früher.  Aber man benötigt Eigenkapital. Wenn Banken heute eine EK-Zwifi geben, muss man sich allerdings gut überlegen, ob man diese zu den hohen Margen überhaupt haben will.  

Betz:
Ich würde soweit gehen und sagen: Heute ist der Umgang mit der EK-Zwifi normal, es war vorher nicht normal. Man ist früher zu hohe Risiken eingegangen. Jetzt müssen wir die Herausforderung meistern, die Finanzierung anders zu lösen. Ein Einstieg in fahrende Schiffe ist sicher eine Möglichkeit. Es ist nach wie vor möglich, Objekte anzubinden und Fonds zu initiieren.  Es ist herausfordernd, aber zu meistern.

Brandis: Es sind im Moment viele Schiffe bestellt, die bereits umfinanziert wurden. Die brauchen gar keine EK-Zwifi mehr, weil sie beispielsweise eine 100-prozentige Finanzierung der Bank haben, eventuell mit der Bedingung, dass bis zu einem gewissen Zeitpunkt das Eigenkapital zur Verfügung stehen muss. Die Flotte, die das betrifft und in naher Zukunft auf den Markt kommt, ist also eh durchfinanziert. Ich bin ein hoffnungsloser Optimist. Warten wir ab wer in zwei, drei Jahren in den Banken im Vorstand sitzt. Ich weiß nicht, ob es dann EK-Zwifi oder anders heißen wird,  aber die Banken werden sich trotz Basel III wieder auf das Kerngeschäft stürzen.
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