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Aktualisiert am 29.01.2020 - 17:53 Uhrin Grünes GeldLesedauer: 5 Minuten

Bleibt die Solarbranche ein Zukunftsmarkt?

Christoph Keidel, LBBW Asset Management
Christoph Keidel, LBBW Asset Management

Einst galten Solar-Aktien als Garanten für überdurchschnittliche
Kursgewinne. Dieser Glanz ist jedoch verblasst. Stattdessen bestimmen Meldungen über Umsatzwarnungen, Gewinneinbrüche und sinkende Margen das Bild. Ehemalige Vorzeigeunternehmen wie Q-Cells befinden sich
sogar in einer existenzbedrohenden Krise. Kein Wunder, dass der Solar-Sektor von der im März 2009 gestarteten Börsenerholung kaum profitieren konnte. Dabei werden der Photovoltaik-Branche weiterhin beste Zukunftsperspektiven
bescheinigt. Solarenergie ist CO2-frei, sie ist mit keinem Ressourcenproblem behaftet und sie wird immer günstiger.

Was sind also die Ursachen für die frustrierende Börsenbilanz
und wie sehen die weiteren Perspektiven aus? Ein zentrales Problem sind sicherlich die Überkapazitäten bei der Produktion von Solar-Modulen. Die Folge ist ein knallharter Preiswettbewerb. Wer dem nicht standhält, verschwindet vom Markt oder wird übernommen. Große Produzenten aus China wie Suntech Power haben hierbei Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz aus dem
Westen, da sie aufgrund von Standortvorteilen zu geringeren Kosten produzieren können.

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Allerdings haben die fallenden Preise für Solarmodule auch
etwas Gutes: Solarstrom könnte schon bald auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig werden – mit entsprechend positiven Impulsen für die Nachfrage. Bis es soweit ist, bleibt der Haupttreiber für die Nachfrage die Einspeisevergütung, die in Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-
Gesetz (EEG) verankert und von vielen anderen Ländern übernommen wurde. Sie gibt dem Investor für viele Jahre eine sichere Kalkulationsbasis. Das wiederum macht Investitionen in Solarparks oder Solardächer gut planbar,
zumal die Erträge im Gegensatz zur Windenergie ziemlich genau prognostizierbar sind.

Trotzdem könnte die auf 20 Jahre fixierte Einspeisevergütung
schon bald deutlich reduziert werden. Sie steht derzeit ohnehin in der Kritik. So warnt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie, dass die deutsche Förderung im Ergebnis keine kosten effiziente
Art sei, die erneuerbaren Energien im Energieportfolio eines Landes zu etablieren. Stattdessen bringe dieser Fördermechanismus massive Lasten für die Stromverbraucher mit sich, ohne aber auf lange Sicht die Volkswirtschaft
tatsächlich stimulieren zu können.

Vor diesem Hintergrund wäre es nicht überraschend, wenn neben der Regelabsenkung am 1. Januar 2010 weitere Sonderkürzungen im Laufe des Jahres erfolgen. Damit wird der Markt für Neuinstallationen aber keineswegs per se unattraktiv, denn im Gegenzug werden die Modulpreise
vermutlich weiter fallen. Ursächlich hierfür ist das hohe Angebot aus noch jungen Fabriken vor allem aus dem kostengünstigen Asien, die dank neuer Produktionstechnologie billiger produzieren.

Diese Kapazitäten dürften auch nächstes Jahr die Aufnahmefähigkeit
des Marktes klar übersteigen, obwohl der Markt aller Voraussicht nach mengenmäßig stark weiterwachsen wird. Zum einen aufgrund der noch anhaltend attraktiven Renditen für Dachbesitzer in Deutschland und
zum anderen, weil auch in vielen anderen Ländern Wachstum zu erwarten ist. Für die Folgejahre hoffen zahlreiche Branchenbeobachter dann auf die „Grid Parity“, das heißt, dass die Stromgestehungskosten aus Solarenergie nicht
mehr teurer sind als der selbst eingekaufte Strom (inkl. Netzdurchleitungsentgelte, Steuer etc.). Mit anderen Worten: Früher oder später kann es sich für Hausbesitzer auch ohne staatlichen Zuschuss lohnen, Solar-Module auf dem Dach zu installieren.

Für Aktionäre stellt sich die Situation anders dar, denn die Margen für viele Unternehmen auf der Wertschöpfungsstufe Wafer-, Zellen-, Modulherstellung und Systemintegration/Vertrieb werden unter Druck bleiben. All diese Teilbereiche der kristallinen siliziumbasierten Kollektorfertigung weisen massive Kapazitätsausweitungen aus und scheinen überversorgt. Die geringen Eintrittsbarrieren bei gleichzeitig hohen Margen haben in den letzten Jahren zahlreiche Wettbewerber angezogen.

Nicht so bei den Vorlieferanten im Siliziumbereich. Diese Stufe ist kapitalintensiv, technologiegetrieben und von weniger Wettbewerb gekennzeichnet. Hier können trotz Preisdrucks immer noch attraktive Margen bei den Kosten und
Technologieführern erzielt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass in diesem Segment der Wertschöpfung auch zukünftig nur wenige Firmen weltweit in der Lage sein dürften, höchste Qualität zu niedrigen Produktionskosten
anzubieten, wie zum Beispiel Wacker Chemie. Ebenso dem Wettbewerbs- und Margendruck entgehen konnten bisher Wechselrichterhersteller – wie zum Beispiel der Marktführer SMA. Hier sind die Themen: Kundenbindung, Qualität und Mengenausweitung.

Nicht übersehen sollte man das technologische Feld der Dünnschichtmodule. Diese haben in den letzten Jahren deutlich Marktanteile gewonnen, aber zuletzt wegen des Preisverfalls kristalliner Module wieder an relativer
Wettbewerbsfähigkeit verloren. Hier hat sich die Dünnschichttechnologie
auf Basis von Cadmium-Tellurid (CdTe) aufgrund ihrer kostengünstigen Herstellung im Markt durchgesetzt. Andere Dünnschichten wie amorphes/
micromorphes Silizium oder Kupfer-Indium-Gallium Selenid (CIGS, CIS) konnten sich bisher allenfalls in Kleinserie durch setzen, wobei letztere mittelfristig vermutlich die besten Zukunftschancen hat. Sie ist der LCD-Panel-Herstellung sehr nahe und könnte große Skaleneffekte ermöglichen. Das Problem: Dünnschichten basieren auf sehr seltenen chemischen Elementen, deren Verfügbarkeit begrenzt ist. Bei Cadmium stellt sich zudem das Problem
der Toxizität.

Fazit: Anleger sollten den Solar-Sektor differenziert betrachten. Insbesondere für Modul-Hersteller dürfte die Lage weiterhin schwierig bleiben, was aber nicht heißt, dass es hier keine attraktiven Unternehmen zu finden gibt. Umso
wichtiger ist eine fachmännische Analyse, Bewertung und Selektion.

Quelle: LBBW Asset Management

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