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„Süditalien kann Solarstrom ohne Förderung produzieren“

Hermann Klughardt
Hermann Klughardt
DAS INVESTMENT.com: Italien streicht die Förderung für Solaranlagen auf Ackerflächen, Spanien setzt alle Zuschüsse für erneuerbare Energien vorübergehend aus: Lohnt sich ein Solar-Investment überhaupt noch?

Hermann Klughardt: Auf jeden Fall. Man muss nämlich schauen, um welche Anlagen es bei diesen Regelungen geht. Denn in beiden Ländern betrifft die Fördergelder-Kürzung nicht die Bestandsanlagen. Spanien beispielsweise will eine Netzparität zwischen herkömmlichen Energieträgern und erneuerbaren Energien erreichen und sucht nach Möglichkeiten, dies ohne Subventionen zu bewerkstelligen.

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DAS INVESTMENT.com: Ist das denn überhaupt möglich?

Klughardt: Ja. Gerade angesichts stetig sinkender Preise für Solarmodule werden die Subventionen auf lange Sicht nicht mehr erforderlich sein. Denn warum zahlt man in Brandenburg für eine Photovoltaikanlage 1.900 Euro pro Kilowatt-Stunde, in Südeuropa aber 2.000 bis 3.000 Euro. Das ist doch ein klarer Fall einer Überförderung.

DAS INVESTMENT.com: Und was ist mit Italien?

Klughardt: Dort fand in den vergangenen Jahren ein enormer Zubau statt. Was den Solarmarkt betrifft, ist das Land jetzt schon dort angekommen, wo es 2020 sein wollte. In Süditalien kann der Solarstrom bereits ohne staatliche Förderung gewinnbringend produziert werden. Der Norden, wo die Sonneneinstrahlung weniger stark ist, ist zwar noch nicht soweit. Doch auch die italienische Regierung strebt danach, Solarstrom ohne staatliche Fördergelder produzieren zu wollen. Hier gibt es die gleichen Interessen wie in Deutschland auch.

DAS INVESTMENT.com: Das Problem in Italien ist aber die Tatsache, dass der Förderungsstopp selbst für Anlagen gilt, die sich gerade in Bau befinden und bis zum 29. März ans Netz gehen sollen. Das war so ursprünglich nicht vorgesehen. Wo bleibt da die Rechtssicherheit für Investoren?

Klughardt: Das ist in der Tat problematisch. Svenja Bartels, Rechtsanwältin bei Rödl & Partner und unsere Rechtsberaterin geht aber davon aus, dass dies nur ein Versehen seitens des Gesetzgebers war. Rechtsexperten erwarten, dass dieser Fehler bei der nächsten Anhörung korrigiert wird. Sonst droht eine Klagewelle. Der Förderstopp ändert aber nichts daran, dass Italien erneuerbare Energie fördern will. So will die italienische Regierung den Strom, den die geplante Solaranlage von Desertec in Tunesien produzieren wird abnehmen. Dieser Strom soll durch einen Unterseekabel von Tunesien nach Italien transportiert werden.

DAS INVESTMENT.com: Nun konzentriert sich Voigt & Collegen bei seinen Solar-Fonds auf Italien und lässt Spanien außen vor. Woran liegt das?

Klughardt: An rein wirtschaftlichen Überlegungen. Aktuell rechnen sich spanische Anlagen schlichtweg nicht. Außerdem wollten mehrere große Vertriebspartner keine Anlagen in Spanien: Sie befürchteten, dass Anleger durch die in der jüngeren Vergangenheit beschlossenen Kürzungen der Einspeisevergütung verunsichert werden. Ich schließe aber nicht aus, dass wir irgendwann auch wieder Solarbeteiligungen in Spanien anbieten werden – vorzugsweise für institutionelle Investoren. Denn sie sehen dieses Thema professioneller als Privatanleger und haben weniger Vorbehalte gegen den spanischen Solarmarkt.

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