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Aktualisiert am 28.01.2020 - 11:33 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Goldpreis erneut im Höhenflug: „Mein Kursziel ist 1.400 Dollar“

Martin Siegel
Martin Siegel

DAS INVESTMENT.com: Der Goldpreis hat zum ersten Mal seit Ende Februar die 1.000-Dollar-Marke überschritten. Woran liegt das? Martin Siegel: An der gestiegenen Goldnachfrage der Investoren. Sie gehen davon aus, dass die Finanzkrise noch nicht überwunden ist. Immer mehr private als auch institutionelle Anleger rechnen mit einer unausweichlichen Inflation. Das Vertrauen in die Papierwährungen lässt nach. Daher flüchten sich viele in Sachwerte wie Rohstoffe, Öl, Aktien, Edelmetalle und sogar Immobilien. DAS INVESTMENT.com: Und welche Rolle spielt dabei die im Herbst beginnende Heiratssaison in Indien? Siegel: Gar keine. DAS INVESTMENT.com: Indien ist der weltweit größte Verarbeiter von Gold. Siegel: Das ist ein Argument von Menschen, die keine Ahnung vom Markt haben. Da die Heiratssaison in Indien jetzt beginnt, muss der Goldschmuck bereits zwischen Januar und Juli produziert worden sein. Dann hätte der Goldpreis aber in den vergangenen Monaten steigen müssen, als die Produzenten die Rohstoffe eingekauft haben. DAS INVESTMENT.com: Es ist bemerkenswert, dass die Goldpreis-Rally selbstständig, also ohne eine gleichzeitige Dollarschwäche erfolgt. Deutet das auf einen nachhaltigen Aufschwung hin? Siegel: Der Goldpreis-Anstieg hat mit dem Wechselkurs zwischen Euro und Dollar nichts zu tun. Es stimmt zwar, dass der Goldpreis steigt, wenn Währungen schwächer werden. Nur stellen Sie sich aber vor, dass in Europa gleich mehrere große Banken zusammenbrächen. Dann würden sowohl der Dollarkurs als auch der Goldpreis steigen. DAS INVESTMENT.com: Und wie geht es weiter mit dem Goldpreis? Siegel: Mein Kursziel ist 1.400 Dollar. Das ist der faire Goldpreis. Doch wenn ich mir die aktuelle Politik, vor allem die expansive Geldpolitik so anschaue, werde ich das Kursziel bald anheben müssen. DAS INVESTMENT.com: Was meinen Sie, wann dieser faire Preis erreicht werden wird? Siegel: Ich gebe keine zeitlichen Prognosen ab. Es ist schwer, etwas vorherzusagen, da immer wieder unvorhersehbare, idiotische politische Entscheidungen getroffen werden können. DAS INVESTMENT.com: Zum Beispiel? Siegel: Großbritannien. Gordon Brown hat den Großteil des britischen Goldes in der Nähe des Tiefstpreises verkauft und ist dafür mit einem Premierminister-Posten belohnt worden. Wird er es wieder zurückkaufen wollen, wird der Goldpreis auf jeden Fall noch mal deutlich steigen. DAS INVESTMENT.com: Wird China die eigenen Goldreserven weiter ausbauen? Siegel: Ja, und es wird einen wesentlichen Einfluss auf den Goldmarkt haben. Aber wir werden es wahrscheinlich erst sehr viel später erfahren. Die Chinesen haben bereits in den neunziger Jahren ihre Goldreserven ausgeweitet – bekannt geworden ist es jedoch erst jetzt. 99 Prozent der Experten wissen nicht, was China wirklich macht. Auch ob die Chinesen für die aktuelle Goldpreissteigerung verantwortlich sind, weiß niemand. DAS INVESTMENT.com: Was denken Sie? Siegel: Ich gehe davon aus, dass der Goldmarkt hauptsächlich durch Investoren dominiert wird. Denn was haben die chinesische Nachfrage oder die Heiratssaison in Indien damit zu tun, dass der Goldpreis innerhalb von wenigen Minuten um zum Beispiel 10 Dollar pro Unze steigt oder fällt. Solche Preisschwankungen werden ausschließlich durch Geschäfte an den Terminmärkten ausgelöst.

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