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Holger Schmitz: „Von einer Goldblase sind wir noch weit entfernt“

Holger Schmitz
Holger Schmitz
DAS INVESTMENT.com: Viele Experten rechnen mit einer steigenden Inflation in Deutschland. Sie auch?

Holger Schmitz: Ja. Angesichts des massiven Geldmengenwachstums der letzten Jahre kommen wir langfristig nicht um eine hohe Inflation herum.

DAS INVESTMENT.com: Was verstehen Sie unter hoch?

Schmitz: Das kommt darauf an, was Sie hören wollen: offizielle Statistiken oder Fakten.

DAS INVESTMENT.com: Ist es nicht dasselbe?

Schmitz: Nein. Es gibt einige statistische Tricks, um die Inflation runterzurechen. Was für den Verbraucher zählt, ist jedoch die Inflation, die er zu spüren bekommt. Ein Beispiel: Wenn ich vor 10 Jahren in meinem Lieblingsrestaurant ein Wienerschnitzel, einen Salat und ein Bier bestellte, bezahlte ich 50 D-Mark. Heute kostet das gleiche Menu mit 50 Euro ungefähr das Doppelte. Das entspricht einer jährlichen Preissteigerung von 7 Prozent. Das Statistische Bundesamt hingegen spricht derzeit von einer Inflation von nur 2 Prozent. Für die nächsten zehn Jahre geht die Behörde von einer fünfprozentigen Inflation aus – ich rechne hingegen mit dem Doppelten.

DAS INVESTMENT.com: Was können die Sparer dagegen tun?

Schmitz: Sachwerte statt Geldwerte kaufen. Nehmen wir beispielsweise Staatsanleihen: Wer heute 10.000 Euro in Staatspapiere mit einer 10 jährigen Laufzeit anlegt, hat nach 10 Jahren nur die Hälfte der heutigen Kaufkraft. Damit werden die Anleger real enteignet.

DAS INVESTMENT.com: Was wäre die Alternative? Gold?

Schmitz: Zum Beispiel. Edelmetalle wie Gold und Silber gehören unbedingt ins Portfolio. Sie bringen zwar keine Zinsen und kosten noch Geld für die Lagerung, können aber langfristig die Kaufkraft erhalten. Für eine Unze Gold konnte man vor 2.000 Jahren im alten Rom eine edle Toga kaufen. Auch heute reicht diese Gold-Menge für einen qualitativ hochwertigen Designer-Anzug. Der US-Dollar hingegen hat in den vergangenen 100 Jahren 95 Prozent seines Wertes eingebüßt.

DAS INVESTMENT.com: Nun stehen Sie mit dieser Meinung nicht alleine da: Viele Experten raten zu Edelmetallen, die Goldpreise springen von einem Rekordhoch zum nächsten. Befürchten Sie nicht, dass sich bereits eine Goldblase bildet?

Schmitz: Nein. Der Anteil der Menschen, die in Gold investiert sind, ist heute viel niedriger als vor 20 Jahren. So halten aktuell 2 Prozent der Deutschen Gold in ihrem Anlagedepot – vor 20 Jahren waren es noch rund 20 Prozent. Und dass das Gold teuer ist, liegt weniger an steigenden Goldpreisen als vielmehr an der sinkenden Kaufkraft des Geldes. Außerdem ist eine Goldblase keine Frage des Preises. Solange man abwertende Stimmen über eine Anlageklasse hört, kann von einer Blase keine Rede sein. Erst wenn alle – Experten wie auch Laien – euphorisch sind, sollte man vorsichtig werden. Und davon sind wir noch weit entfernt. Oder sind Sie schon mal auf der Straße auf Goldinvestments angesprochen worden?

DAS INVESTMENT.com: Nein, aber auf Aktien. Während die Wertpapiere einiger Konzerne sehr stark in der Öffentlichkeit präsent sind, gibt es auch die sogenannten Hidden Champions – Aktien mit viel Potenzial, die von der breiten Masse zu Unrecht nicht beachtet werden. Was zeichnet solche Aktien-Perlen aus?

Schmitz: Die Unternehmen haben Marktmacht und bieten Produkte an, die nicht ohne weiteres austauschbar sind. Das sind häufig starke Marken aus der Lebensmittelbranche wie Nestlé und ähnliche, da deren Produkte, im Gegensatz zu zum Beispiel Luxusgütern, nicht substituierbar sind. Darüber hinaus können diese Firmen eine gute Bilanz-Struktur mit einer hohen Eigenkapital-Quote vorweisen.
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