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"Vielleicht sehen wir heute schon Kaufkurse"

Georg Graf von Wallwitz
Georg Graf von Wallwitz
Die Lage ist, genau genommen, unverändert zur Vorwoche. S&P hat uns nichts Neues mitgeteilt über die Kreditwürdigkeit der USA. Die Ratingagentur hat sich sogar einen eher peinlichen Fehler erlaubt, bei dem sie das Defizit der USA um über 2.000 Milliarden Dollar in den nächsten 10 Jahren überschätzt, was nicht eben für deren Rechenkünste spricht.
Infostrecke: Die Schuldenkrise in Zahlen

Wirtschaftlich gesehen können die USA ihre Schulden jedenfalls bedienen. Sie könnten mittelfristig problemlos Steuern erhöhen (zum Beispiel eine Mehrwertsteuer einführen), ohne dass es besonders weh täte. Und sie haben eine Zentralbank, die notfalls die Regierung stützen wird.

Was sich in den letzten Wochen geändert hat, ist die politische Einschätzung der USA. Die Republikaner sind dort ideologisch so verbohrt, dass man ihnen zutrauen muss, bereit zu sein, das Land lieber in die Pleite zu treiben, als gegen ihre Steuer-Prinzipien zu verstoßen. Das Problem ist also nicht die Zahlungsfähigkeit, sondern der Zahlungswille der Amerikaner.

Das größere Problem haben also nach wie vor die Europäer. Italien ist zu groß, um von der Gemeinschaft gestützt zu werden, hat aber Schwierigkeiten, höhere Steuern einzutreiben und keine Zentralbank auf die sich die Regierung im Zweifelsfalle stützen kann. Dasselbe gilt für Spanien. Beide Länder müssen durch einen ekelhaften Anpassungsprozess, der im Falle Italiens noch nicht einmal begonnen hat.
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