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Max Otte: „Anleger sind manisch depressiv“

Max Otte, Fondsmanager und Eurozonenkritiker
Max Otte, Fondsmanager und Eurozonenkritiker
DAS INVESTMENT.com: Zeiten wie diese fühlen sich an wie zuletzt 1989 und 90. Hier passiert doch gerade was ganz Großes.

Max Otte: Der Vergleich ist gar nicht so schlecht. Ich fühle mich aber eher an 1979 bis 81 erinnert. Damals kämpfte der US-Notenbank-Chef Paul Volcker gegen die extreme Inflation. Er änderte den ganzen Rhythmus der Weltwirtschaft. Heute haben wir zwar keine Inflation, dafür aber ein Schuldenproblem. Wir müssen das, was sich über 15 oder 20 Jahre aufgebaut hat, brutal ändern.

DAS INVESTMENT.com: Wie?

Otte: Über Geldvernichtung. Das kann über Inflation oder Deflation passieren. Bei Deflation würde es brutaler werden als 1929. Wir bekämen den totalen Wirtschaftszusammenbruch. Deshalb bevorzuge ich die Inflation.

DAS INVESTMENT.com: Die aber nicht so richtig kommen will.

Otte: Wir erleben gerade ein Tauziehen der Kräfte. Die Notenbanken wollen Inflation erzeugen, indem sie Geld in das Bankensystempumpen. Dadurch steigt die Geldbasis. Die Privaten Akteure – insbesondere Banken – haben aber Angst vor der Krise und horten Geld. Die Geldmenge sinkt als Konsequenz, und deshalb haben wir auch noch keine Inflation.

DAS INVESTMENT.com: Würden Sie auch den riesigen US-Schuldenberg von mehr als 14 Billionen Dollar weginflationieren wollen?

Otte: Die Staatsschulden teilweise ja. Parallel müssen die Amerikaner aber auch Schulden zurückzahlen, sich also deleveragen.

DAS INVESTMENT.com: Schuldenabbau im Einzelnen könnte Inflation verhindern.

Otte: Ja, aber es reicht nicht. Wenn alles über Schuldenabbau laufen sollte, wäre das wie eine Vollbremsung für die Wirtschaft.

DAS INVESTMENT.com: Gehen die Amerikaner unter, oder kriegen sie noch die Kurve?

Otte: Das Gedächtnis Amerikas ist kurz. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie reinen Tisch machen und neu starten. Sie werden eine große Wirtschaftsmacht bleiben, aber kräftig an Bedeutung verlieren. Das ist vergleichbar mit den Engländern im 19. Jahrhundert.

DAS INVESTMENT.com: Wie sieht die ideale Eurozone für Sie aus?

Otte: So wie jetzt abzüglich Irland, Spanien, Portugal und Griechenland. Was wir zusammengeschweißt haben, kriegen wir auch wieder auseinander. Die Restzone muss den Märkten ein Zeichen der Stärke setzen. Dass sie zum Beispiel keinen Sozialismus für Banken mehr betreibt. Und dann können wir über Euro-Bonds reden.
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