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Aktualisiert am 19.09.2011 - 23:51 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

„Gewagt, aber begründet“: Währungsexperte von Investec zur Entscheidung der Schweizer Notenbank

Thanos Papasavvas
Thanos Papasavvas
DAS INVESTMENT.com: Was halten Sie von der Maßnahme der Schweizer Nationalbank SNB, den Schweizer Franken an den Euro zu koppeln?

Thanos Papasavvas: Sie ist gewagt, aber begründet und absolut verständlich. Schließlich war der Schweizer Franken die teuerste Währung der Welt. Angesichts der Krisensituation in den USA und in der Eurozone galt die Schweizer Währung zusammen mit Gold für Anleger als sicherer Hafen. In den wenigen Jahren seit der Finanzkrise nahm der Schweizer Franken gegenüber dem Euro um 40 Prozent, gegenüber dem US-Dollar um 45 Prozent und gegenüber dem britischen Pfund sogar um 54 Prozent an Wert zu. Allein zwischen Anfang Januar und Ende August dieses Jahres wertete der Franken gegenüber dem Dollar um 16 Prozent auf. Das beeinträchtigte nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit Schweizer Unternehmen, sondern hinderte die SNB auch an einer unabhängigen Geldpolitik. Schließlich konnte die Notenbank nur schwerlich die Zinsen anheben, da dies zu einer weiteren Fluchtwelle in den Schweizer Franken und damit zu einer erneuten Währungsaufwertung geführt hätte.

DAS INVESTMENT.com: Warum musste die Notenbank denn zu einer derart gewagten Maßnahme greifen?

Papasavvas: Die SNB hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach erfolglos versucht, die Währungsaufwertung einzudämmen. Das Wechselkursziel schien also der einzige Ausweg zu sein. Darüber hinaus ist es für eine Notenbank einfacher, eine Abwertung als eine Aufwertung der Währung herbeizuführen. Denn um das Geld aufzuwerten, ist sie auf die Fremdwährungsreserven angewiesen, während sie bei einer Abwertung rein theoretisch lediglich die Notenpresse anzuwerfen braucht. Die SNB hat bereits 1978 zu dieser Maßnahme gegriffen, indem sie den Franken an die Deutsche Mark koppelte, um so der Aufwertung der Schweizer Währung Herr zu werden.

DAS INVESTMENT.com: Was bedeutet diese Maßnahme für Währungsfondsmanager?

Papasavvas: Währungsfondsmanager stehen dem Franken mit gemischten Gefühlen gegenüber. Wir bei Investec zum Beispiel haben diese Währung angesichts exzessiver Bewertungen untergewichtet. Neben der Tatsache, dass der Schweizer Franken die teuerste Währung weltweit war, lag das auch an unserer Überzeugung, dass der Markt sowohl das globale Wirtschaftsszenario als auch die Situation in der Eurozone viel zu schwarz sah. Da der Franken nicht länger der sichere Hafen der Währungsmärkte ist, empfiehlt es sich, mehr unterschiedliche Währungen im Portfolio zu haben – und zwar sowohl aus den Industrie- als auch aus den Schwellenländern.

DAS INVESTMENT.com:
Und wie wirkt sich die Aufwertung des Schweizer Franken auf den Rentenmarkt aus?

Papasavvas:
Ich gehe davon aus, dass die Zinsen der Staatspapiere aus europäischen Peripheriestaaten fallen werden. Denn um gegen den Markt zu intervenieren, muss die SNB Fremdwährung – Euro und US-Dollar – kaufen. Was macht sie aber anschließend damit? Sie wird sie voraussichtlich einerseits in ihrem Fremdwährungsportfolio umverteilen, andererseits aber auch Wertpapiere gemäß der derzeitigen Asset Allocation kaufen. Das Portfolio der SNB sieht derzeit folgendermaßen aus: 84 Prozent Staatsanleihen, 10 Prozent Aktien und 6 Prozent andere Rentenpapiere. Bei den Anleihen handelt es sich zu 83 Prozent um Papiere mit dem Rating AAA, zu 14 Prozent mit AA, zu 1 Prozent mit A und zu 2 Prozent um Papiere mit anderen Ratings. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fremdwährungen in Staatspapiere aus den europäischen Peripherie-Staaten fließen, ist also eher gering.

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