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Aktualisiert am 31.05.2012 - 09:29 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

“In Afrika erwarten wir ein Wachstum von 10 bis 15 Prozent pro Jahr“

Carlos von Hardenberg, Franklin Templeton
Carlos von Hardenberg, Franklin Templeton
Grenzmärkte (Frontier Markets) bieten im Wesentlichen zwei Vorteile: Zum einen sind sie derzeit attraktiver bewertet als die Schwellenländer und bieten dazu das höhere Wachstum. Zum anderen korrelieren sie aufgrund ihrer klaren Fokussierung auf die jeweiligen Heimatmärkte deutlich weniger mit den großen Leitindizes als Schwellenländeraktien.

Aufgrund oft fehlender Kreditfinanzierung beschränkt sich das Risiko in diesen Märkten größtenteils auf das Geschäftsmodell der Unternehmen beziehungsweise das politische Risiko. Aber gerade letzteres reduzierte sich in den vergangenen Jahren deutlich.

Anders als in den 70er Jahren ist die Bevölkerung aufgrund der heutigen technischen Entwicklungen wie Internet und soziale Netzwerke wesentlich besser informiert. Das führt in den Ländern zu einem größeren Druck der Öffentlichkeit auf die jeweiligen Regierungsvertreter und Parlamente. Das Resultat ist eine wesentlich höhere Transparenz und Rechtsstaatlichkeit.

Wir vergleichen den heutigen Stand mit dem der asiatischen Volkswirtschaften in den 60er Jahren, wo es zu einer sehr starken wirtschaftlichen Entwicklung während der folgenden Dekaden kam. Ein tolles Beispiel ist hier zum Beispiel Ghana – die „Schweiz Afrikas“.

Oft wird als drittes Risiko noch eine mangelnde Liquidität der Aktienmärkte genannt. Beim genaueren Hinschauen muss man das jedoch relativieren. Die derzeit gut 6.500 börsennotierten Unternehmen weisen einen aktuellen Marktwert von über eine Billion Dollar und ein tägliches Handelsvolumen von rund 2 Milliarden Dollar aus.

Verstärkt wird dieser Trend noch durch die vielen Börsengänge vor Ort sowie einem neu aufkommenden Käufermarkt durch die Gründung von lokalen Pensions- und Versorgungskassen, die ihre Gelder verstärkt an den heimischen Märkten investieren werden.

Bevor wir in ein Unternehmen der Grenzmärkte investieren, muss jemand vom 70 Köpfe umfassenden Emerging-Markets-Team mindestens einmal vor Ort gewesen sein und die Firma genau durchleuchtet haben. Danach steht mindestens einmal im Quartal ein Folgetermin an. Diese hohe Frequenz an Firmenbesuchen ist in diesen Regionen nötiger als in anderen Märkten. Grund hierfür sind die sich sehr schnell ändernden Geschäftsmodelle.

Im Laufe der Jahre und mit wachsender Erfahrung haben wir eine Art „Datenbank für Führungskräfte“ aufgebaut. Hier wird eventuelles Fehlverhalten entsprechend dokumentiert, damit zukünftige Investitionen vermieden werden. Durch dieses Vorgehen können wir Geschehnisse wie zum Beispiel den Bilanzfälschungsskandal um Enron zwar nicht völlig ausschließen, aber zumindest deutlich reduzieren.
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