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Angst-Index: „Der VIX ist auf das Vorkrisenniveau von 2007 gefallen“

Lee Freeman-Shor von Skandia
Lee Freeman-Shor von Skandia
Lee Freeman-Shor ist Fondsmanager des Skandia European Best Idea Funds (WKN: A0Q2FU)

Laut dem „Angst-Index“ fürchtet sich niemand mehr. Ist es wirklich wahr oder handelt es sich um einen Datenfehler, dachte ich, als ich jüngst bemerkte, dass der sogenannte VIX (Volatilitätsindex der S&P 500), der Index, der das Angstniveau von Investoren spiegelt, inzwischen auf einen Wert von 13 gefallen ist.

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Das letzte Mal, dass dieses Finanzmarktbarometer so niedrig stand, war im August 2007 – also vor der Kreditkrise und den zähen Problemen mit Banken und Staatschulden in Europa. Damals waren alle noch optimistisch, denn die Immobilienpreise waren vielerorts enorm gestiegen, und überhaupt, alle Welt fühlte sich einfach nur fantastisch. Es war ein Klima, das zum jetzigen in keinem größeren Kontrast stehen könnte.

Wunderknabe Draghi

Warum gibt es dann also plötzlich keine Furcht mehr unter Investoren? Ist die Zukunft nun so viel absehbarer, der Ausblick so viel rosiger, seit der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi am 26. Juli verkündete: „Die EZB wird alles tun, um den Euro zu erhalten … und glauben Sie mir, es wird genug sein.“

Der VIX-Index jedenfalls liest Draghis Äußerungen als nachhaltige Veränderung der Lage. In herkömmlichen Kategorien bedeutet ein so niedriger Furcht-Indikator, dass Investoren nachlässig und übermütig geworden sind.

Vorsicht für Anleger

In dieser Situation war es bisher immer angeraten, auf sicherere Anlagen zu setzen. Sollte dieses Mal jedoch wirklich alles ganz anders sein, dann könnte Investoren, die sichere Häfen angesteuert haben, bald ein böses Erwachen drohen. Das dort geparkte Geld könnte nämlich schon bald in großem Stil wieder abgezogen werden.

„Die riskanteste Anlage ist immer diejenige mit dem vermeintlich kleinsten Risiko“, sagte einmal der Investor Howard Marks. In der Tat: Betrachtet man die Bewertung einiger sicherer Häfen, etwa die Aktienkursentwicklung von Unternehmen, die als krisenfest gelten, so wird sichtbar, dass diese Strategie nicht immer gut ausgehen muss.

So notiert zum Beispiel der Pharmahersteller Novo Nordisk derzeit bereits mit dem 21-fachen seines Ebitda-Ergebnisses, mit dem 19-fachen ist es nur etwas weniger beim Bierkonzern SAB Miller. Beide Unternehmen sind inzwischen teuer, und zwar nach jedem Kriterium, das sich anlegen lässt.

Ich mache normalerweise keine Marktvorhersagen, aber im Moment sieht es doch sehr danach aus, als würde der Markt demnächst in die eine oder andere Richtung ausbrechen. So könnte es sein, dass die derzeit am Boden liegenden Zykliker – also Aktien, die sich mit der Konjunkturentwicklung bewegen – oder auch die Bankentitel demnächst wieder abheben werden. Gut möglich auch, dass die sicheren Häfen noch längst nicht am Ende sind mit ihrem Aufwärtstrend. In jedem Fall dürften wir an einem Wendepunkt stehen.

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