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Schmerzvolle Reformen "Die Märkte werden bestimmte Emerging Markets bestrafen"

Peter Marber, Leiter der Emerging Market Investments bei Loomis Sayles & Company
Peter Marber, Leiter der Emerging Market Investments bei Loomis Sayles & Company
Aufgrund der – ich nenne es „Globalisierung Version 1.0“ – Abwertung der Schwellenländer-Währungen kam es zu einem Exportboom. Dies fing ungefähr 1998 nach diversen Krisen in Mexico, Russland und Asien an. Die USA und eine Reihe anderer Schlüsselländer bauten Handelsbilanzdefizite auf indem sie Rohstoffe aufkauften, globale Lieferketten ankurbelten und kreislaufartig Wirtschaftswachstum um die ganze Welt befeuerten.

Aber im Spätjahr 2008 begann die „Globalisierung Version 2.0“ und brachte alles durcheinander: Das Verbrauchervertrauen in den USA war schwer getroffen, seitdem leidet auch die Nachfrage. Damit waren seit der Krise reduzierte US-Energieimporte (ungefähr 3 Millionen Barrell weniger pro Tag) verbunden, der weltweite Handel war stark gebremst.

Alle Länder – gleich ob entwickelt oder aufstrebend – müssen die Globalisierung 2.0 mit einer Reihe von Reformen umsetzen. Wer das nicht tut, wird anfällig bei weiteren Problemen und Marktvolatilitäten sein.

Es werden diejenigen Länder in Mitleidenschaft gezogen, die ein schnelles „Zurückschnappen“ der globalen Nachfrage erwarten und sich nicht darauf vorbereitet haben.

2014 ist in vielen wichtigen Schwellenländern ein Wahljahr – so zum Beispiel Brasilien, Südafrika, Türkei und Indonesien. Nur wenige amtierende Politiker wollen schmerzvolle Reformen umsetzen und damit ihre Wiederwahl riskieren. Die Märkte werden diejenigen bestrafen, die mit der Umsetzung der Reformen scheitern werden.

Schwellenländer sind wieder im Krisenmodus

Aufgrund der aktuellen Schlagzeilen – die Verlangsamung in China, große Abwertungen in Argentinien und Venezuela, Bombenexplosionen in Ägypten, Proteste in der Ukraine, Terrorwarnungen für die Olympischen Spiele, große Währungsabwertungen in Südafrika und der Türkei – kann man den Eindruck gewinnen: die Schwellenländer sind wieder im Krisenmodus. In diesem Umfeld verkaufen die Händler sofort und denken erst anschließend.

Selbst solide Märkte mit fortschreitenden Reformen wie Mexico, Russland und Südkorea wurden getroffen.

Vieles der Panik scheint ungerechtfertigt. Im Vergleich zu 1998 verfügen die Schwellenländer über 7 Trillionen Dollar mehr in harten Währungsreserven um die Marktvolatilitäten abzufedern. Für die meisten Schwellenländer sind die heutigen Probleme gänzlich andere als in den 1990er Jahren. Nur sehr wenige Länder sind am Rande der Zahlungsunfähigkeit – und diese sind auch relativ klein.

Ja, diverse Länder stecken in Schwierigkeiten – sofort fallen Argentinien, Venezuela und die Ukraine ein. Jedoch sind insgesamt die Schwellenländer wirtschaftlich deutlich gesünder als vor 15 Jahren.

Diese Woche ist ein Weckruf für viele Regierungen in den Schwellenländern: entweder setzen sie die notwendigen Reformen um oder sie müssen mit möglichen Reaktionen der Märkte rechnen.

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