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Index-Geschiebe MSCI erzeugt Wüstensturm

Werbung mit Top-Model Kate Moss für den Modehändler Mango in Doha, Katar: Der Aktienmarkt des Landes stieg vor Kurzem in den Aktienindex MSCI Emerging Markets auf. (Foto: Bloomberg)
Werbung mit Top-Model Kate Moss für den Modehändler Mango in Doha, Katar: Der Aktienmarkt des Landes stieg vor Kurzem in den Aktienindex MSCI Emerging Markets auf. (Foto: Bloomberg)
Der Indexanbieter MSCI hat wieder seine Macht bewiesen. Seine Macht über Märkte. Denn er hat eine rasante Kursrally ausgelöst, die fast ein Jahr lief – und nun zunächst einmal zu Ende sein dürfte. Alles beginnt mit einer Pressemitteilung am 11. Juni 2013. Darin steht – wie in jedem Jahr –, welche Märkte MSCI aus welchem Index in welchen Index verschiebt.

In diesem Fall wirbelt das einigen Sand auf der Arabischen Halbinsel auf. Denn MSCI stuft die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und das Königreich Katar von der Kategorie „Frontier Markets“ auf „Emerging Markets“ hinauf. Wirksam am 2. Juni 2014. Damit gelten beide Länder nun auch aus Investorensicht als Schwellenländer und nicht mehr als deren weniger gut entwickelte Vorgänger.

Grund für den Aufstieg ist, dass beide Länder den Börsenhandel erheblich vereinfacht haben. So läuft er inzwischen nach dem internationalen Delivery-Versus-Payment-Standard: Geld und gehandeltes Wertpapier wechseln im selben Moment die Besitzer. Das erste Geschäft nach diesem Standard gab es in Katar am 14. April 2011.

Zuvor unterhielten ausländische Investoren immer zwei Konten. Auf einem lag geschütztes Vermögen, das andere war für den Handel da. Heute reicht ein Konto, der Handel ist sicher. Neben solcher Börsentechnik legt MSCI weitere Maßstäbe an Länder an, um sie einzuordnen.

Wer zu den Schwellenländern gehören will, muss mindestens drei börsennotierte Unternehmen mit mindestens 1,26 Milliarden Dollar Börsenwert und 630 Millionen Dollar Streubesitz vorweisen können. Damit würde man in Deutschland im S-Dax landen.

Ein wirtschaftliches Kriterium müssen nur sogenannte entwickelte Länder erfüllen. Sie brauchen ein Nationaleinkommen, das ein Viertel über der Schwelle für hohe Einkommen gemäß der Weltbank liegt. Diese Schwelle liegt aktuell bei 12.746 Dollar pro Kopf und Jahr.

Ein Land, das die Größenvorgaben einhält, es trotzdem aber nicht in den MSCI-Index schafft, ist Saudi-Arabien. Noch immer braucht man dort als Ausländer zum Aktienkauf ein Konto bei einer arabischen Bank und eine Genehmigung. Jetzt wollen die Saudis ihre Börse in der ersten Hälfte 2015 für Ausländer öffnen. Dann klappt’s auch mit dem Index.

Gewinne wachsen kaum mit
Die Sache mit den VAE und Katar lag schon ein paar Jahre in der Luft, die konkrete Nachricht von MSCI bringt Gewissheit. Und – peng! – das Aktienrennen kann starten (siehe Grafik). Ein Zeichen für den Mechanismus der Märkte.

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Quelle: Bloomberg

Ein Blick auf die Bewertungen zeigt, dass Gewinne oder Werte kaum gewachsen sind. Investoren interessieren sich einfach stärker für Schwellenländer als für die noch als risikoreich geltenden Frontier Markets. Deshalb kaufen sie solche Aufsteiger.

Irgendein fundamentaler Grund findet sich natürlich immer. In diesem Fall hoffen Analysten, dass die Staaten ihre stabilen Öleinnahmen in andere Wirtschaftszweige und die Infrastruktur stecken. Aber das ist nicht neu. Bisher sind die Kursgewinne eine Menge heißer Luft.

Einen Anhaltspunkt für die gestiegene Nachfrage liefern börsennotierte Indexfonds (ETF). Ende Juni lagen über 124 Milliarden Dollar in breit aufgestellten Schwellenländer-ETFs. Dagegen bringen es ETFs für Frontier Markets auf lediglich 960 Millionen Dollar. Im MSCI Frontier Markets nahmen die VAE rund 20 Prozent ein und Katar 17 Prozent.

Im MSCI Emerging Markets ist es etwa 1 Prozent für jedes Land. Das alles auseinandergerechnet, fließt mehr als eine Milliarde Dollar aus Indexprodukten neu in jedes der beiden Länder. Hinzu kommen aktiv gemanagte Schwellenländeraktienfonds, für die sich das Universum vergrößert hat.

Erleichtert dürften dagegen Manager von aktiven Frontier-Market-Fonds sein. „Weil Aktienkurse in den VAE und Katar so stark stiegen, hätten wir beide Länder massiv übergewichten müssen, um unseren Vergleichsindex zu schlagen“, sagt Fondsmanager Søren Høyer von der dänischen Bank Invest.

Zwei Länder höher als 37 Prozent zu gewichten, das muss man sich erst einmal trauen. Dafür hat der Frontier-Market-Index aber zwei neue Schwergewichte, Kuwait mit 27 Prozent und Nigeria mit 19 Prozent.

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