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Hansainvest-Marktkommentar „Gold zeigt trotz US-Dollaranstieg und Ölpreisverfall Stärke“

Nico Baumbach, Fondsmanager der Hamburger Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment
Nico Baumbach, Fondsmanager der Hamburger Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment
Nach unserer Ansicht können die Notenbanken unerwünschte Wechselkursbewegungen nicht immer und nicht für alle Zeiten verhindern. Dies belegte zuletzt die Aufgabe der Bindung des Schweizer Franken an den Euro. Seit diesem für viele Marktteilnehmer doch überraschenden Ereignis nahmen die Investoren systemische Risiken wieder stärker wahr.

Offenbar beeinträchtigen die Turbulenzen das allgemeine Vertrauen in die Gestaltungsmacht der Zentralbanken – Gold brachte sich dadurch als Währungsersatz in Erinnerung. Der Kurssprung des Franken hatte kurzfristig heftige Verwerfungen an den Aktien- und Devisenmärkten ausgelöst und auch den Goldpreis angetrieben. Und auch die neue griechische Regierung ist nicht angetreten, Investoren in Sicherheit zu wiegen.

Uns zufolge werden die Investoren nun sehr genau beobachten, ob die geldpolitischen Lockerungen in Europa, Japan und anderswo die Märkte nachhaltig stabilisieren. Sollte der Stress im Finanzsystem hingegen wieder zunehmen, würde dies den Goldnotierungen zusätzlichen Halt geben. Ich sehe die weitverbreitete Neigung, die eigene Währung zu schwächen, um den heimischen Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen kritisch: Ich sehe hier Risiken. Abwertungswettläufe können einen ungesunden Wettbewerb entfachen, der schnell außer Kontrolle gerät.

Alte Korrelationen gelten nicht mehr

Ungewöhnlich ist, dass die Goldnotiz unlängst zulegte, obwohl sich das Öl stark verbilligte und der US-Dollar weiter anzog. Beides war einem steigenden Goldpreis in der Vergangenheit eher abträglich. In früheren Jahren bestand oftmals ein stabiler positiver Zusammenhang zwischen dem Öl- und dem Goldmarkt, der aktuell außer Kraft gesetzt scheint.

Auch hat ein starker US-Dollar in der Regel einen negativen Effekt auf die Notierung des Edelmetalls, unter anderem weil dies den Erwerb für Angehörige anderer Währungsräume verteuerte. Hiervon ist derzeit wenig zu spüren. US-Dollar und Gold stiegen gleichzeitig, wenn auch nicht im selben Umfang, was für die fundamentale Stärke des Goldes spricht. Edelmetall-Investoren aus dem Euroraum profitierten von der Situation, weil der gegenüber dem Euro starke Dollar den Goldpreis aus ihrer Sicht zusätzlich stabilisierte.

Angebot und Nachfrage ausgeglichen

US-Bürger konnten zuletzt vergleichsweise preiswert Gold erwerben. Unabhängig davon war eine verstärkte Nachfrage nach Barren und Münzen in Nordamerika feststellbar. Davon abgesehen beobachteten wir in den vergangenen Wochen bis zur Abwertung des Schweizer Franken ein ausgeglichenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Während verschiedene Notenbanken auf der Käuferseite standen, kam es bei den großen Gold-ETFs per saldo zu leichten Mittelabflüssen. Nach der Entscheidung der Schweizer Nationalbank verzeichnen die Gold-ETFs aber wieder eine stärkere Nachfrage.

Wenig zuverlässig sind hingegen die aktuellen Daten aus Indien und China. Aus ihnen lassen sich wegen der großen Bedeutung des Schwarzmarktes und auch aufgrund unvollständiger Marktdaten aus China aktuell kaum Prognosen ableiten. Insgesamt hat sich das Sentiment für Gold aber wieder deutlich verbessert. Als Versicherung gegen Finanzmarktkrisen gehört es mit einem Anteil von 5 bis 10 Prozent in jedes Anlegerdepot.

Platin könnte positiv überraschen

Die Entwicklung bei Platin blieb bislang hinter meinen Erwartungen zurück. Der Preis hat nicht adäquat auf die durch Streiks in Südafrika ausgelöste Angebotslücke reagiert. Offenbar hat die Industrie preiswert vorhandene Lagerware ordern können.

Platin wird in der Industrie vor allem für Abgas-Katalysatoren benötigt. Das weißlich glänzende Edelmetall kostet derzeit etwa so viel wie Gold, obwohl es deutlich seltener in der Erdkruste vorkommt und auch schwerer zu gewinnen ist. Aus diesem Grund liegt die Notiz für Platin gewöhnlich über derjenigen für Gold.

Kommt die Goldpreisentwicklung erst einmal richtig ins Laufen, dürfte Silber überproportional mitziehen. Das zurzeit sehr günstige Preisverhältnis zwischen Silber und Gold steigere die Chance auf eine Aufholjagd weiter.

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