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Aktualisiert am 07.02.2020 - 14:31 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Nach Tsipras-Wahl Wie Vermögensverwalter griechische Staatsanleihen beurteilen

Für die Gläubiger griechischer Staatsanleihen liegt die Entscheidung über Gewinne oder Verluste in der gewagten Politik des neuen Ministerpräsidenten. Optimisten, dazu gehört Hans Humes von Greylock Capital Management in New York, sagen, die Investoren seien sicher. Denn es seien nur Anleihen, die Institutionen wie der Europäischen Zentralbank gehören, die Ministerpräsident Alexis Tsipras neu verhandeln will. Pessimisten halten dagegen, es brauche nur einen falschen Schritt des 40-Jährigen, und Griechenland könnte aus der Währungsgemeinschaft herausfallen und zahlungsunfähig werden.

„Wenn man sorgfältig hinhört, was diese Leute sagen, dann drohen sie nicht mit einer Umschuldung dieser Bonds”, so Padhraic Garvey, weltweiter Leiter Zinsstrategie bei der ING Groep NV in London. „Es ist viel Risiko eingepreist - daher mag ich die griechischen Staatsanleihen.”

Die Märkte zeigen bislang kein Vertrauen in Tsipras: Anleger verlangen einen Renditeaufschlag von sieben Prozentpunkten bei dreijährigen Papieren gegenüber Anleihen, die in zehn Jahren fällig werden. Das heißt, es wird eher früher denn später mit dem Risiko einer Umschuldung gerechnet.

Tsipras möchte die finanziellen Bedingungen für das Rettungspaket im Volumen von 240 Milliarden Euro von Euroländern und Internationalem Währungsfonds aufweichen und auch die Rückzahlung einiger Anleihen neuverhandeln. Er muss sich damit beeilen, denn die derzeitigen Vereinbarungen laufen am 28. Februar aus. Inzwischen stehen Zahlungsverpflichtungen an, mit Geldmarktpapieren im Volumen von einer Milliarde Euro, die schon in der kommenden Woche fällig werden.

Der Bondmarkt reagierte mit Beklemmung auf die Wahl am 25. Januar, die Tsipras an die Macht brachte. Die dreijährige Rendite kletterte von 10,08 Prozent vor der Wahl auf 18,88 Prozent danach. Das übersteigt das Niveau vom Mai 2010, als Griechenland sein erstes Rettungspaket erhielt. Zudem stieg das Ausfallrisiko der Bonds und der Kursrutsch am Aktienmarkt radierte rund 10 Milliarden Dollar Marktwert bei den Banken des Landes aus.

Für diejenigen, die an den Anleihen festhalten, basiert der Kurseinbruch dieser Woche auf einem Missverständnis. Tsipras’ Partei Syriza hat laut Humes klargestellt, dass private Bondgläubiger nicht mit Verlusten belastet werden sollen. Lorenzo Pagani, Vermögensverwalter bei Pimco in München, sagte, die Märkte hätten die Wahrscheinlichkeit überschätzt, dass Griechenland den Euroraum verlässt, und in den kommenden Wochen dürfte es günstige Gelegenheiten geben, die Papiere des Landes zu kaufen.

Für Orlando Green, Stratege für Festverzinsliche bei der Corporate and Investment Bank-Sparte von Crédit Agricole SA in London wäre ein Zahlungsausfall in Bezug auf das Vertrauen der Investoren ein ziemlicher Schaden. „Wir sehen immer noch einen Kompromiss und vielleicht wenigstens eine Form der Laufzeitverlängerung der Schulden, bessere Konditionen, die sie so weit bringen, dass zu dem Zeitpunkt, wo es wichtig wird, sich der Markt wahrscheinlich weiter bewegt hat”.

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