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Bank? Nein danke Darum heuern Top-Studenten lieber bei Startups an

Ruinierte Wochenenden, Schuften an Powerpoint-Präsentationen, Nachtschichten in Wolkenkratzern - auf solche Dinge waren Absolventen der Harvard Business School einst stolz, wenn sie ihre Stellen an der Wall Street angetreten hatten. Heutzutage sind die jungen Überflieger auf ein lukratives und gesundes Leben aus - aber nicht mehr in der Bankenwelt.

„Früher brüsteten sich die Leute: ’21-Stunden-Tage, sieben Tage die Woche, acht Monate am Stück’ - das galt als Auszeichnung“, sagt Kiran Gandhi, die sich, wie andere Abgänger ihres Harvard-Jahrgangs, lieber bei einem Technologieunternehmen beworben hat. „Heute heißt es: ’Ich arbeite von 9 bis 5, bekomme einen Haufen Geld dafür, und habe ein großartiges Leben.’“

Die Anziehungskraft des Silicon Valley, wo angesagte Startup-Firmen Milliardäre hervorbringen, stellt jene von Investmentbanken, die Risiken und Kosten senken müssen, in den Schatten. Dabei haben viele der großen Finanzkonzerne zuletzt neue Richtlinien eingeführt, die die Arbeitsbelastung von Einsteigern senken sollen.

Während im Jahr 2007 noch rund 13 Prozent der Harvard-MBA- Absolventen, die einen Arbeitsplatz fanden, in den beiden Bereichen Investmentbanking und Handel anfingen, ist der Anteil im vergangenen Jahr auf nur noch etwa fünf Prozent eingebrochen. Das geht aus Unterlagen der Hochschule hervor.

Eine vorläufige Erhebung für das laufende Jahr zeigt, dass jetzt sogar nur noch vier Prozent der Studenten Interesse an einem Arbeitsplatz in einer Bank haben, wenn sie im kommenden Mai ihren Abschluss machen. Unter den besten fünf Prozent äußerte nur einer entsprechende Ambitionen.

„Wenn wir hören, dass einer unserer Kommilitonen eine Stelle bei einer Investmentbank bekommen hat, sagen wir ’Glückwunsch’. Aber eigentlich denken wir ’Du tust uns leid’“, erklärt Keima Ueno, der seinen MBA-Abschluss in Harvard in diesem Jahr gemacht hat. Ueno arbeitete drei Jahre in der Investmentbank von Morgan Stanley und schrieb sich danach in Harvard ein, um den MBA-Abschluss zu erwerben. Mittlerweile ist er nach Japan zurückgekehrt, wo er einen Online-Einzelhandel betreibt.

Technologie-Unternehmen locken mehr Top-Absolventen mit dem Versprechen an, dass sie nicht nur viel Geld verdienen werden, sondern auch ein glücklicheres Leben führen können - auch wenn die Arbeitstage hier ebenfalls lang sind.

Im vergangenen Jahr gingen rund 17 Prozent der Absolventen der Harvard Business School in den Technologiesektor, zeigen die Daten der Universität. Im Jahr 2007 lag der Anteil demnach erst bei 2007. Banken haben derweil so stark an Boden verloren wie keine andere Branche.

Die Banken geben sich nicht kampflos geschlagen. Sie versprechen Neuzugängen mehr Zeit zum Schlafen, hin und wieder einen freien Tag und weniger Termindruck. Die neue Denkweise geht wohl nicht zuletzt auf den Tod eines Praktikanten bei Bank of America im Jahr 2013 zurück. Die Finanzkonzerne wollen verhindern, dass die klügsten Köpfe Investmentbanking nicht mehr als nachhaltige Karriere betrachten.

Goldman Sachs lud vor ein paar Monaten den Erfolgsautor Deepak Chopra ein, um über Wohlbefinden, Entspannung und den Wert von Urlaub zu reden.

Allerdings sind Banken auch finanziell nicht mehr so attraktiv wie früher. Die durchschnittliche Vergütung bei Investmentbanken ist seit der Finanzkrise gesunken - angesichts fallender Erlöse und der größeren Aufmerksamkeit, die Aufseher und Aktionäre Bonuszahlungen widmen.

Bei Goldman Sachs beispielsweise ist die durchschnittliche Vergütung eines Mitarbeiters von 661.490 Dollar im Jahr 2007 auf nur noch 373.265 Dollar im vergangenen Jahr geschrumpft.

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