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Philipp Vorndran, Flossbach von Storch „Der langfristige Aufwärtstrend am Aktienmarkt ist intakt“

Philipp Vorndran. Foto: Hipp/Scholtysik
Philipp Vorndran. Foto: Hipp/Scholtysik

Wie ordnen Sie die heftigen Kursrückgänge an den Aktienmärkten ein?

Philipp Vorndran: Eine deutliche Korrektur, aber kein Trendwechsel. Die anhaltende Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung in China löst derzeit eine Flucht aus vermeintlich riskanten (Aktien) in vermeintlich sichere Anlagen (Bundesanleihen, US-Staatsanleihen) aus. Das zeigt deutlich, dass der Markt seine Risikoeinschätzung noch immer nicht der neuen Nullzins-Realität angepasst hat, in der Anleihen riskant geworden sind.

Welche Rolle spielt der chinesische Aktienmarkt über die vergangenen Wochen und speziell im Verlauf des gestrigen Tages?

Vorndran: Die Entwicklung am chinesischen Aktienmarkt trägt logischerweise zur Verunsicherung der Investoren bei. Im Grunde haben wir es mit einem Dreiklang zu tun, der Ängste vor einer harten Landung der chinesischen Volkswirtschaft  schürt: Der deutliche Kursrückgang an den chinesischen Festlandbörsen (gepaart mit massiven, bisher wenig erfolgreichen Stützungsmaßnahmen der Regierung), die zuletzt schwach ausgefallenen chinesischen Konjunkturdaten, vor allem aber die unerwartete Abwertung des Yuan durch die People’s Bank of China.  

Sehen wir eine normale, fällige Korrektur, die Chancen zum Einstieg bietet oder nachhaltige Trendumkehr?

Vorndran: Schlussendlich ist es müßig, darüber zu sinnieren, ob eine Korrektur „normal“ oder „fällig“ ist – was ist das schon?  Wir gehen davon aus, dass der langfristige Aufwärtstrend am Aktienmarkt intakt ist; deutliche Kursrückschläge gehören dazu – sie bieten gute Gelegenheiten, zu attraktiven Kursen nachzukaufen. 

Sie stellen Aktien als alternativlos dar. Hat sich an dieser Einstellung etwas geändert?

Vorndran: Nein, ganz im Gegenteil – auch wenn es nicht immer leicht fällt, die kräftigen Kursschwankungen als das zu akzeptieren, was sie sind: Normalität.

Wie tief kann der Dax jetzt fallen?

Vorndran: Wir haben leider keine Glaskugel. Und auch sonst niemand. Es wäre daher wenig seriös, sich an einer Punktprognose zu versuchen.  

Trifft milliardenschwere ETF und Risk Parity-Fonds eine Mitschuld an dem Ausverkauf?

Vorndran: Die sogenannten „Risk Parity“-Strategien und die artverwandten Wertsicherungsstrategien wirken zweifelsohne prozyklisch und verstärken den Trend. Das führt mitunter zu heftigen Kursschwankungen innerhalb eines Handelstages. 

Haben Sie die Kursschwäche zu punktuellen Käufen genutzt?

Vorndran: Ja, wir haben unsere Beteiligungen selektiv aufgestockt.

Ist das schon Panik oder noch Markttechnik?

Vorndran: Schaut man sich die „Angstbarometer“, die Volatilitätsindizes an, ist die Nervosität zuletzt deutlich gestiegen. Angst ist an der Börse aber selten ein guter Ratgeber. 

Wie passt die Dollarschwäche in das aktuelle Marktumfeld?

Vorndran: Der Markt erwartet mittlerweile, dass die von vielen geradezu herbeigeredete Zinswende in den USA zunächst ausfallen wird. Wir haben seit längerem darauf hingewiesen, dass die US-Volkswirtschaft eigentlich nicht stark genug ist und die Inflationsrate zu niedrig, um den US-Leitzins deutlich anzuheben. Die Turbulenzen in den Schwellenländern, allen voran in China, liefern der US-Notenbank ein weiteres Argument, sich zurückzuhalten.  Das hat logischerweise Auswirkungen auf den US-Dollar, der in den vergangenen Monaten von der Diskussion um die bevorstehende Zinswende profitiert hat.

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