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Marktkommentar Brexit – na und?

Apella-Fondsexperte Ulrich Harmssen: „Die Vorstellung der Briten, man könne doch zunächst verhandeln - bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist – und erst dann der EU offiziell den Austritt verkünden, ist einigermaßen abenteuerlich“.
Apella-Fondsexperte Ulrich Harmssen: „Die Vorstellung der Briten, man könne doch zunächst verhandeln - bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist – und erst dann der EU offiziell den Austritt verkünden, ist einigermaßen abenteuerlich“.
Geht es Ihnen auch so? In den letzten Tagen ist geradezu eine Flut an Einschätzungen über uns hereingebrochen, die uns – bezogen auf die möglichen Entwicklungen an den Finanz- und Kapitalmärkten - mit den möglichen Folgen eines Brexits konfrontieren.

Schreckensgemälde wurden gemalt, die apokalyptischen Reiter des wirtschaftlichen Niedergangs ritten durch unser Wohnzimmer.

Doch eigenartig: diejenigen, die in Großbritannien noch vor wenigen Tagen am lautesten nach dem schnellen Brexit geschrien haben, sind nun plötzlich sehr still geworden und erklären, man habe doch alle Zeit der Welt...

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil...!

Liegt es daran, dass man erst jetzt erkannt hat, dass ein Austritt unwiderruflich ist, wenn man die EU über den beabsichtigten Austritt nach Artikel 50 des EU-Vertrages informiert, und erst dann die Verhandlungen über die zukünftigen Beziehungen zwischen GB und der EU beginnen?

Etliche Äußerungen von Politikern aus dem Brexit-Lager lassen erkennen, dass man offenbar überzeugt davon war, man könne auch den umgekehrten Weg gehen: erst verhandeln und dann den Austritt verkünden!

Etliche Regierungschefs (zum Beispiel Merkel, Hollande und Renzi) und hohe Amtsträger der EU haben jedoch schon deutlich gemacht, dass genau ein solcher Weg nicht gegangen werden wird. Mehr noch: es wurde eindeutig festgestellt, dass es in keinem Fall zu informellen oder gar offiziellen Gesprächen zwischen GB und der EU zum Brexit kommen wird, solange nicht offiziell von Seiten der britischen Regierung die EU darüber informiert wird, dass GB den Austritt definitiv will.

Rosinen picken...

Die Vorstellung der Briten, man könne doch zunächst verhandeln - bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist – (cherry picking) und erst dann der EU offiziell den Austritt verkünden, ist einigermaßen abenteuerlich und zeigt, wie einseitig interessengesteuert und nationalistisch das Verhältnis von GB zur EU immer schon war und immer noch ist...

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