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Peter E. Huber über Aktien „Durch die Kursrückgänge hat sich längerfristig ein erhebliches Kurspotenzial aufgebaut“

Starcapital-Manager Peter E. Huber
Starcapital-Manager Peter E. Huber
Doch gehen wir der Reihe nach vor: Am Anfang der Entwicklung stand die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Die Abschaffung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen zur Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes brachte allen Vorteile und wurde allgemein begrüßt. Es gab auch bereits eine gemeinsame Währung, den ECU (European Currency Unit), auch wenn dieser mehr als Verrechnungseinheit diente und man damit nicht zahlen konnte. Die Probleme begannen mit der Einführung des Euro, weil man dummer-weise gleichzeitig die nationalen Währungen abschaffte.

Es war den Verantwortlichen auch klar, dass eine gemeinsame Währung ohne einheitliche Wirtschafts- und Fiskalpolitik auf Dauer nicht funktionieren kann. Deshalb wurden mit den Verträgen von Maastricht einheitliche und verbindliche Regeln aufgestellt. So sollte die Neuverschuldung eines Landes auf 3 Prozent der Wirtschaftsleistung beschränkt werden und jedes Land war für die Folgen seines Tuns selbst verantwortlich und konnte keine Hilfe von den anderen Ländern erwarten.

Leider war Deutschland eines der ersten Länder, die gegen die Maastricht-Verträge verstießen. Von da an wurde dies zur Regel. Wir wissen schon aus der Kindererziehung, wie verhängnisvoll es ist, wenn man Regeln aufstellt und diese dann nicht einhält. Gleichzeitig wurde ein Bürokratie-Monster mit fast 50.000 EU-Beamten geschaffen, was in einer Flut neuer Regulierungen mündete. Dies setzt insbesondere die Wirtschaft immer mehr unter Druck.

Die eigentlichen Probleme liegen aber ganz woanders. Da ist zum einen die Ausweitung des Wohlfahrtsstaates, der zu einer immer höheren Staatsverschuldung führt. Diese hat inzwischen in fast allen Staaten ein Niveau erreicht, das weder durch Sparen noch durch Wirtschaftswachstum wieder zurückgeführt werden kann. Gleichzeitig entwickelt sich die Wirtschaft sehr unterschiedlich. In Italien beispielsweise sind die Löhne deutlich gestiegen, was zu einer sinkenden Wettbewerbsfähigkeit und einer hohen Arbeitslosigkeit geführt hat. In Deutschland stagnierten infolge der Agenda 2010 dagegen die Reallöhne, was zu einer steigenden Exporttätigkeit und einer guten Beschäftigungslage führte. Entsprechend kontrovers ist die Interessenlage beider Länder. Dies muss auf Dauer unweigerlich zu Spannungen führen und erhöht die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Europäischen Union.

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