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Aktualisiert am 28.01.2020 - 11:40 UhrLesedauer: 4 Minuten

Wie Harry Markowitz die Welt der Asset Allocation revolutionierte

Der 602A beherrscht alle
Wow! Der 602A beherrscht alle
vier Rechenarten und kann
Lochkarten lesen und bestanzen

Der 602A ist ein Wunderwerk moderner Technik. Er ist so groß wie ein Reisekoffer beherrscht die vier Grundrechenarten und stanzt die Ergebnisse auf eine Lochkarte. Historische Bedeutung erlangt der Steinzeitrechner aus dem Hause der International Business Machines Corporation (IBM) jedoch durch einen ganz besonderen Bediener: Harry Max Markowitz. Der damals 32-jährige Kapitalmarktgrünschnabel berechnet in den 50er Jahren mit einem 602A der Welt erstes Idealportfolio. Die Zutaten: neun Aktien und Cash.

,,Ich wollte eigentlich ein Portfolio aus 25 Aktien berechnen, aber wir haben es nicht hinbekommen", erzählt er fast ein halbes Jahrhundert später in einem Gespräch mit Steve Buser vom amerikanischen Finanzverbund.

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Schon bei diesen wenigen Aktien habe er damals genug Zeit für ein gutes Buch gehabt, während der Rechner rappelte. Was am Ende herauskommt, ist ein kleines Depot für ihn, aber ein großes für die Menschheit: Markowitz öffnet den Zugang zu einer völlig neuen Dimension, bestehend aus einer Vielzahl von Modellen und theoretischen Annahmen.

Mit den Zutaten eines idealen Aktienportfolios beschäftigt sich Markowitz bereits als Student. Ein deutlich niedrigeres Risiko als einzelne Aktien soll es haben und dabei mindestens ebenso hohe Gewinne abwerfen, schreibt der spätere ,,Mann des Jahrhunderts" (,,Pension Magazine") 1952 in einem 15-seitigen Aufsatz. Um das zu erreichen, nutzt Markowitz aus, dass sich Aktien zuweilen unabhängig voneinander bewegen. Ihm gelingt es als Erstem, die gegenläufigen Aktien so zu kombinieren, dass am Ende ein Portfolio entsteht, das sich insgesamt deutlich ruhiger bewegt als jede einzelne Aktie.

Als Risikomaß nutzt er die Standardabweichung: Sie gibt an, wie stark sich die Renditen einer einzelnen Aktie für eine bestimmte Zeitspanne voneinander unterscheiden. Je höher die Standardabweichung, desto hektischer bewegt sich die Aktie. In Prozent ausgedrückt, wird aus der Standardabweichung die Volatilität. Wie sich die Aktienkurse zueinander verhalten, misst Markowitz über die Kovarianz. Sie steigt in dem Maß, wie die Kurse voneinander abhängen. Normiert man sie auf einer Skala zwischen minus eins und eins, entsteht der Korrelationskoeffizient, oder kürzer: die Korrelation. Standardabweichung und Kovarianz sind noch heute wichtige Kriterien für eine Asset Allocation. Aus diesem Zahlenwust, folgerte Markowitz damals, müssen sich Portfolios mit einem optimalen Rendite-Risiko-Verhältnis ermitteln lassen. Den Beweis blieb er mangels Rechenkraft sieben Jahre lang schuldig. Aber zumindest bildete er 1952 schon ein Schema, wie die optimalen Portfolios in einem Rendite-Risiko-Diagramm angeordnet sein müssten: die Effizienzkurve. Die Kombination mit dem niedrigsten Risiko nannte er Minimum-Varianz-Portfolio ­ Grundlage für seinen 38 Jahre später erhaltenen Nobelpreis. Noch heute nutzen viele Vermögensverwalter die Markowitzsche Portfoliotheorie, weiten sie jedoch auf verschiedene Anlageklassen aus. So besteht beispielweise zwischen Aktien und Staatsanleihen zu fast jeder Zeit eine negative Korrelation, die sich in Krisenzeiten wie dem vergangenen Jahr sogar noch verstärkt. Real Assets wie Wälder oder Äcker korrelieren dagegen gar nicht mit Aktien oder Renten, tragen also dazu bei, ein Portfolio sinnvoll zu diversifizieren. Mit einem reinen Aktienportfolio ist dagegen in unserer heutigen Zeit niemandem mehr geholfen. >> zum Themenkanal „Asset Allocation“

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