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Rohstoffmarkt: Goldhamster entdecken Silber

Goldmine bei Nacht (Foto: Anglogold)
Goldmine bei Nacht (Foto: Anglogold)
Am 28. September ist es so weit, mal wieder. Der Preis für eine Unze Gold (31,1 Gramm) knackt mit 1.300 Dollar eine wichtige Marke und stürmt ein neues Allzeithoch, mal wieder. Seit nunmehr zehn Jahren kennt der Goldpreis mit kleinen Unterbrechungen nur eine Richtung: nach oben. Zweifel an der Zukunft gibt es kaum noch: „Wir gehen davon aus, dass die Hausse ihren Zenit bei weitem noch nicht gesehen hat“, sagt beispielsweise Robert Vitye, Geschäftsführer von Solit Kapital, einem Initiator geschlossener Edelmetallfonds.
Der renommierte Goldminenexperte Joachim Berlenbach begründet den hohen Goldpreis mit den enorm gestiegenen Förderkosten. „Die Gesamtkosten für die Förderung einer Unze sind in den vergangenen zehn Jahren um 18 Prozent jährlich auf aktuell 923 Dollar gestiegen“, sagt der Manager des Goldminenfonds Earth Gold UI.

Als einen der Hauptgründe für den Goldwahnsinn nennen die Akteure immer wieder Angst. „Menschen suchen nach einem sicheren Hafen für ihr Geld“, sagt James Turk, der bereits vor neun Jahren den Online-Goldhändler Goldmoney gründete. Für ihn ist Gold nichts anderes als eine Währung, die gegenüber allen anderen Währungen aufwertet. „Weltweit drucken Zentralbanken hemmungslos Geld. Die Menschen wissen, dass diese Aktionen die Kaufkraft des Geldes schwächen werden“, so der Unternehmer. Er sieht den Goldpreis zwischen 2013 und 2015 bei etwa 8.000 Dollar. Turks Ziel unterstellt, dass der Dollar sehr schnell eine ganze Menge Kaufkraft einbüßt. Ein Gedankenspiel: 2009 lag das Goldangebot bei etwa 4.000 Tonnen. Um die aufzunehmen, müssten Goldkäufer bei Turks Zielpreis jährlich eine Billion Dollar ausgeben. Das ist das Achtfache der Summe, die sie 2009 für das Metall ausgegeben haben: 125 Milliarden Dollar.

Wenn der Gau ausbleibt – Hilfe

Bei stabilen Preisen ist ein solcher Nachfrageanstieg kaum denkbar, zumal Gold nicht wirklich gebraucht wird. Die Industrie verwendet vergleichsweise wenig, etwa für Zähne und Katalysatoren. Und sie kann auf immer mehr zurückgreifen: Rund 97 Prozent alles jemals geförderten Goldes sind noch immer verfügbar. Sollte sich die Furcht der vielen Goldhamster vor Hyperinflation, Wirtschaftskollaps oder gar dem Cash-Gau nicht bewahrheiten, könnte dieses liegengebliebene Gold zügig wieder als Angebot auf den Markt wandern, das dann zwangsläufig den Preis drückt. Nur wann das passiert, kann niemand vorhersagen.

Einige Experten betrachten deshalb den kleinen Bruder Silber inzwischen als den besseren Kauf. Große Teile des Silberangebots gehen an die Industrie (siehe Kasten und Grafik). Silber ist daher viel eher als Gold ein Rohstoff und damit abhängig von der Konjunktur. Als Alt-CDs oder Schrott landet es außerdem auf Müllkippen. Um es dort wieder herauszufiltern, ist es noch nicht teuer genug.

Vor allem im Vergleich zum Goldpreis: Ein Argument für Silber liefert auch das Verhältnis von Gold- zu Silberpreis, die Gold-Silber-Ratio. „Sie lag über Hunderte von Jahren immer bei etwa 16 bis in die frühen 80er Jahre“, erklärt Goldmoney-Mann Turk. Schon damals hatten Anleger Angst vor der staatlichen Notenpresse und trieben den Goldpreis in absurde Höhen. Nur: Anschließend hatten sie drei Jahrzehnte lang nichts von ihrem Kauf.

Achtfacher Silberpreis

Jetzt liegt die Gold-Silber-Ratio bei 60,5. Schuld daran sind unter anderem die Notenbanken, die ihre Silbervorräte fast komplett verkauft und sich auf Gold als Reservemetall beschränkt haben. Sollte das alte Verhältnis wieder entstehen, müsste sich der Silberpreis knapp vervierfachen, wenn der Goldpreis konstant bliebe.

Es gibt keine Regel, dass genau das passieren muss. Solit-Kapital-Mann Vitye hat aber die Lager-, Vorkommens-, Förder- und Anwendungssituation analysiert. „Diese Fundamentaldaten rechtfertigen sogar ein Verhältnis von 7“, meint er. Dann müsste sich der Silberpreis mehr als verachtfachen. Allerdings gemessen in schnöden Dollar.

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