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Absolute-Return-Fonds: „Marktrisiken aktiv steuern“

Beim Roundtable in den Redaktionsräumen von DAS INVESTMENT (Fotos: Anna Mutter).
Beim Roundtable in den Redaktionsräumen von DAS INVESTMENT (Fotos: Anna Mutter).
DAS INVESTMENT.com: Absolute Return wird gern mal als Rundum-sorglos-Paket interpretiert. Führt der Begriff in die Irre?

Hadi Saidi, Accura Consult: Es kommt darauf an, wie er benutzt wird. Seit dem Börsencrash im Jahr 2000 wurde er populär. Und seitdem schwankte die Zahl der Absolute- Return-Fonds je nach Marktlage – wenn man nicht weiter weiß und den noch etwas verkaufen möchte, nutzt man gern den abgedroschenen Begriff. Was er eigentlich beschreibt, sind der Bereich nicht-korrelierender Risiken und der entsprechende Freiraum für den Manager.

Richard Zellmann, First Private: Ein Sammelbegriff für die Assetklasse ist wichtig. Wie wir in den letzten Jahren aber auch feststellen konnten, ist der Begriff zum Teil anmaßend, weil Absolute Return dem Anleger ausschließlich Positives suggeriert. Und die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Fonds und die Freiheit ihrer Anlagestrategie ergeben zwangsläufig eine gewisse Intransparenz. Insofern ist eine feiner justierte Aufteilung sinnvoll – ob dies nun marktneutrale oder Beta-gesteuerte oder noch andere Ansätze betrifft.

Rolf Dreiseidler, Man: Absolute Return steht im Gegensatz zu Relative Return. Der wesentliche Unterschied liegt im Risiko-Management. So ist die risikolose Position eines Relative-Return-Managers seine Benchmark. Dieses „passive“ Risiko-Management führt dazu, dass der Investor dem Risiko der Benchmark ausgesetzt ist. Bei Absolute Return ist die risikolose Position des Managers Cash, er betreibt damit ein „aktives“ Risiko-Management und hat den Auftrag, das Kapital des Investors bestmöglich zu schützen. Das ist allerdings nicht gleichbedeutend mit stetig positiven Renditen.

Michael Busack, Absolut Research: Wir nutzen den Oberbegriff Alternative-Strategy-Fonds. Den Begriff Absolute Return identifizieren auch viele institutionelle Anleger mit regelmäßigem und kontinuierlich positivem Ertrag. Keiner der am Markt befindlichen Fonds kann dieses Versprechen über alle Marktphasen einlösen. Das Ziel ist, mit alternativen Anlagestrategien Marktrisiken zu steuern und in Kombination der Assetklassen und Strategien auf Portfolioebene einen absoluten Return zu erzielen. Eine Versicherung etwa ist ein klassischer Absolute-Return-Investor: Sie muss jedes Jahr auf 4 Prozent Performance abzielen.

Klaus-Dieter Erdmann, MMD: Auch ich finde den Begriff Strategiefonds besser. Denn es gibt auch klassische vermögensverwaltende Fonds, die den Absolute-Return- Begriff nutzen. Es ist aber schon etwas anderes, ob der Manager mit Instrumenten wie Derivaten absichern kann oder damit komplexe Stategien abbildet.

Stephan Lipfert, Aquila Capital: Zur Klassifikation ist der Zeitfaktor wichtig. Will ich absolute Erträge in zwei Monaten oder in zwei Jahren? Dafür gibt es unterschiedliche Ertragsquellen. Für uns gehören Sachwerte dazu – ein Wasserkraftwerk liefert stetige Erträge über 50 Jahre. Mit Investments in Wasserkraft sind Ausschüttungen von 8 Prozent jährlich möglich. Das sind eigentlich die neuen Staatsanleihen.

Jörg Schubert, Bantleon: Bei Geldmarktrenditen von 4 oder 5 Prozent braucht man kein Absolute-Return-Management. Je weiter wir aber davon weg sind, desto schwieriger wird es, ein kurzfristiges Ertragsziel des Kunden zu generieren. Und je mehr Aktivität ich dafür reinstecken muss, desto größer wird mein Fehlerrisiko. Da aber ein Assetmanager eine Trefferquote von bestenfalls 60 bis 70 Prozent hat, ist bei vielen Absolute-Return-Konzepten eine hohe Ertragsvolatilität unvermeidbar. Das gilt besonders, wenn Assetklassen mit einem hohen Worst- Case-Risiko dazukommen.
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