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Grande Nation oder Grand Malaise? Frankreich am Scheideweg

Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions in Dreieich
Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions in Dreieich
Am 14. Juli jährt sich zum 225. Mal der Sturm auf die Bastille – der Beginn der Französischen Revolution. Feiert die französische Börse mit oder gehen die Franzosen bald wieder auf die Barrikaden? Im Schatten der Krisenbewältigung im Euroland hat sich Frankreich kaum bemerkt von der erfreulichen Entwicklung vieler Staaten abgekoppelt.

Während Spanien, Portugal und Irland mit harten Einschnitten und Reformen die Wirtschaft auf Vordermann bringen und die ersten Früchte des Erfolgs ernten, verschlechtert sich die Lage in Frankreich schleichend.

Ein Riesenproblem ist die wachsende Staatsverschuldung - um etwa 27 Prozent ist der Schuldenberg in den letzten fünf Jahren angewachsen - und die Handlungsspielräume der Regierung werden zunehmend eingeschränkt. Noch schwerer wiegt dies, da die Konjunktur nicht vom Fleck kommt.

Nach einem BIP-Wachstum von gerade einmal 0,2 und 0,3 Prozent in den letzten beiden Jahren stagnierte die Wirtschaft im ersten Quartal 2014. Die Schuldenquote steigt weiter bedrohlich. Sie liegt mittlerweile bei 93 Prozent des BIP. Nicht zuletzt sorgt auch die hohe Arbeitslosigkeit, welche in den letzten Jahren auf über 10 Prozent anstieg, für Unmut in der Bevölkerung und weiteren Zündstoff.

Doch warum läuft es in Frankreich nicht rund, was machen die europäischen Nachbarn anders? Der geringe Exportanteil in die Schwellenländer ist eine Ursache für das unterdurchschnittliche Wachstum. Während insbesondere die deutsche Wirtschaft von der anziehenden Wirtschaft in den Wachstumsländern profitieren konnte, liegt die französische Exportquote nicht einmal halb so hoch und die Entwicklung zieht an den Franzosen vorbei.

Gepaart mit abnehmender Wettbewerbsfähigkeit sind die Probleme vorprogrammiert. Die Lohnstückkosten steigen seit Jahren kontinuierlich an. Spanien, Portugal und Irland konnten dagegen die Lohnstückkosten seit 2009 senken und produzieren mittlerweile übers 10 Prozent günstiger als die Franzosen.

Höchste Zeit für die neue Regierung in Frankreich zu handeln. Die beschlossenen Reformpläne sind vorerst nicht mehr Willensbekenntnis, die Schulden im Griff zu halten und die Wirtschaft durch Steuerentlastungen kurzfristig anzukurbeln. Kein Wunder, dass die „Spéculateure“ nicht in Feierlaune sind und sich zurückhalten.

Im Gegensatz zum Dax ist der französische Leitindex von seinen Höchstständen im Jahr 2008 noch weit entfernt. Seit Beginn der Finanzkrise hinkt die Entwicklung des CAC 40 seinen europäischen Pendants hinterher, die Renditedifferenz beispielsweise zum spanischen IBEX beträgt allein in den letzten zwei Jahren fast 60 Prozent.

Um die Tristesse zu beenden und wieder Fantasie an die Märkte zu bringen muss mehr passieren. Für eine nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit fehlt es an tragfähigen Strukturreformen. Doch kann man das von den Sozialdemokraten unter Hollande erwarten? Ja man kann – Deutschland hat es mit der Agenda 2010 vorgemacht.

Doch vor allem die französischen Wähler dürften etwas dagegen haben. Wer will schon die Rente mit 60 oder die 35-Stunden-Woche abgeschafft wissen? Bis zu den nächsten Wahlen bleibt noch Zeit, die richtigen Schritte einzuleiten. Es bleibt vorerst abzuwarten, ob das Sorgenkind Frankreich die Zukunft angeht.

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