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Sal. Oppenheim-Volkswirte über Brexit Großbritannien bleibt in der EU

Latente EU-Skepsis der Briten von anfang an

Unabhängig von den Außentemperaturen steht der Europäischen Union (EU) auf der politischen Bühne ein heißer Juni bevor. Mit Griechenland wird um die Konditionen für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche gerungen, in Spanien sollen die Neuwahlen Ende Juni ein halbes Jahr politischen Stillstand beenden. Unser besonderes Augenmerk gilt aber der am 23. Juni 2016 stattfindenden Volksabstimmung in Großbritannien, mit der das Land über seinen Verbleib in oder seinen Austritt aus der EU entscheiden wird. Erstmals überlegt ein Mitglied der EU ernsthaft, aus der Gemeinschaft und damit aus dem europäischen Projekt auszusteigen, das in den letzten 60 Jahren als attraktiv galt und kontinuierlich Mitglieder gewonnen hat. Die Unsicherheit über den Ausgang des Referendums spiegelt sich bereits in einem deutlich schwächeren Pfund, einem Einbruch der Unternehmensstimmung und schwächeren Konjunkturzahlen wider.

Seit dem Eintritt in die EU 1973 ist Großbritannien nie richtig warm mit Europa geworden. Zwar ist es eng mit der EU verwoben: Rund die Hälfte aller Güterexporte geht in die EU und die Hälfte der Direktinvestitionen in Großbritannien stammt aus den übrigen EU-Ländern. Auch rechnet die englische Zentralbank den Briten vor, dass Großbritannien von seiner EU-Mitgliedschaft und dem damit einhergehenden Zugang zu freien Güter-, Arbeits- und Kapitalmärkten profitiert hat und sich die Volkswirtschaft so dynamischer entwickeln konnte.

Ungeachtet dessen ist die EU bei der britischen Bevölkerung äußerst unbeliebt. Der Unmut richtet sich vor allem gegen die überbordende Bürokratie und Regulierungen sowie den gefühlten Souveränitätsverlust. Allein – so die Argumentation der Brexit-Befürworter – wäre Großbritannien unabhängiger, flexibler und demokratischer. Ein ähnliches Stimmungsbild zeigt sich mittlerweile auch in vielen anderen Ländern der EU. Nationalistische Strömungen, die sich klar gegen die Einflussnahme von außen richten, erfahren enormen Zulauf. Die Wahlerfolge nationalistischer Parteien dürften die etablierten Parteien dazu zwingen, europaskeptische Positionen zu übernehmen.

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