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Catherine Raw: „Mit Basel III steigt die Inflation und damit der Goldpreis"

Catherine Raw von Blackrock
Catherine Raw von Blackrock
Catherine Raw ist Co-Managerin des BGF World Mining Fund (WKN: A0BMAR) bei Blackrock

DAS INVESTMENT.com: Welche Trends beobachten Sie gerade am Goldmarkt?

Catherine Raw: Die Nachfrage nach physischem Gold steigt nach wie vor, zum Beispiel durch Länder wie China und Indien. Aber auch Anleger aus Europa und den USA haben im Zuge der Staatsschuldenkrise vermehrt Goldmünzen gekauft. In Folge dessen ist das Angebot am Markt für physisches Gold sehr knapp geworden, der Münzmarkt in Europa und Nordamerika ist fast ausgetrocknet.

Nach dem April-Preisrutsch könnte man meinen, dass insbesondere institutionelle Anleger den Preistrend beim Gold bestimmen. Ist es für Sie wichtig, deren Investitionsverhalten besonders im Blick zu haben?

Raw: Wir beobachten den gesamten Markt und das Verhalten aller Akteure sehr genau. Der Ausverkauf im April wurde durch den Papierhandel ausgelöst – also durch Investoren, die Gold handeln, aber nicht physisch besitzen.

Wird der Goldpreis sich dieses Jahr noch erholen? Unter welchen Umständen ist eine Rückkehr über die 1.600-Dollar-Marke möglich?

Raw: Momentan erhält der Goldpreis unter anderem Gegenwind vom starken US-Dollar. Wir glauben jedoch, dass der Bullenmarkt für Gold mittelfristig gut unterstützt ist. Dafür spricht unter anderem, dass die Realzinsen nach wie vor negativ sind. Mittelfristig könnte auch Inflation wieder ein Thema werden und dem Goldpreis Auftrieb verleihen, auch wenn die Teuerungsraten momentan niedrig sind.

Im Moment ist es einfach so, dass die Banken das Geld der Zentralbanken behalten, anstatt es weiter zu verleihen. Dadurch gerät die Liquidität nicht in den Wirtschaftskreislauf, und die Inflationsraten bleiben niedrig.

Wir denken aber, dass sich das ändern dürfte, sobald regulatorische Initiativen wie Basel III abgeschlossen sind. Dann sollte die Inflation wieder steigen. Wir erwarten, dass Gold unter diesen Umständen  ein positives Preismomentum erfahren dürfte. Das wird aber wahrscheinlich noch einige Monate lang dauern.

Welche „Game Changer“ könnten künftig den Goldpreis maßgeblich beeinflussen? Sind es die Zentralbanken, die zunehmend aufkaufen?


Raw: Die Nachfrage von China und den Zentralbanken ist unserer Meinung nach ebenfalls ein Faktor, der den Goldpreis unterstützen dürfte. Im Jahr 2012 machten Nettokäufe der Zentralbanken rund zwölf Prozent der weltweiten Goldnachfrage aus. Unter den großen Käufern waren die Notenbanken der Philippinen, Russlands, Mexikos und Kasachstans. Im Jahr 2011 waren Mexiko, Russland, Thailand und Südkorea unter den Zentralbanken besonders aktiv beim Goldkauf.

Außerdem spielen unter den institutionellen Investoren börsennotierte Indexfonds (ETFs), die Gold im Portfolio halten, eine immer größere Rolle. In den vergangenen Jahren haben das verwaltete Vermögen und damit die Edelmetallbestände dieser Gold-ETFs deutlich zugenommen. Weltweit halten sie rund 2.500 Tonnen und sind damit eine neue große potenzielle Angebotsquelle, die es früher nicht gab.

Was sollte man derzeit kaufen: Goldaktien oder doch lieber den Barren?

Raw: Die Aussichten für Minenaktien sind unserer Meinung nach günstig. Denn viele Betreiber sind dabei, ihre Kosten zu reduzieren und Investitionen in wenig rentable Projekte herunterzufahren. Daher sollten Investoren bei Minenaktien künftig einen höheren Hebel gegenüber Preisanstiegen der jeweiligen Metalle erhalten. Dies macht Minenaktien zu einem aussichtsreichen Investment, vor allem wenn sich das konjunkturelle Umfeld aufhellt.

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vorurteil/Missverständnis in Bezug auf Gold, das im breiten Markt besteht?

Raw: Investoren sollten nicht den Eindruck gewinnen, dass der gesamte Goldminensektor in den vergangenen Jahren schlecht gewirtschaftet hat. Die Liste der negativen Beispiele ist zwar lang. Aber dennoch gibt es einige vielversprechende Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten sowie Gesamtkosten – einschließlich Produktions-, Instandhaltungs- und Entwicklungskosten – unterhalb des Branchendurchschnittes von 1.400 Dollar pro Unze. Dazu gehören zum Beispiel die Unternehmen Randgold und Eldorado.

Der kleine Bruder: Wie sehen Sie Silber-Investments? Hat das Edelmetall derzeit Investitionsvorteile gegenüber Gold?

Raw: Der Silberpreis ist hoch mit dem Goldpreis korreliert. Wir gehen bei Silber jedoch von einer höheren Volatilität aus. Zudem erwarten wir für Silber nicht im gleichen Maße Angebotsengpässe wie für andere Metalle, da die Produktion in den kommenden Jahren zunehmen wird.

Dennoch halten wir Aktien von Silberunternehmen im Portfolio. Das hängt aber eher mit unserer Einschätzung dieser Unternehmen, die gleichzeitig beachtliche Goldproduzenten sind, zusammen, als mit unserer Einschätzung hinsichtlich des Silberpreises.

Teil 1 der Gold-Serie mit Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, lesen Sie hier.

Teil 2 mit Martin Siegel finden Sie hier.

In Teil 3 kommt der Edelmetall-Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank zu Wort. Lesen Sie hier.

In Teil 4 haben wir den Goldspezialisten Ronald-Peter Stöferle aus Österreich zum Gespräch geben.

In Teil 5 befragen wir Hannes Zipfel von Solit Kapital. Lesen Sie hier.

Teil 6 war das Interview mit Bernhard Wenger von ETF Securities.

In Teil 7 bat die Redaktion Nico Baumbach von Hansainvest zum Interview.

Das Interview mit Philipp Vorndran von Flossbach von Storch ist Teil 8 der Serie.

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