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Pro & Contra Ist eine betriebliche Altersvorsorge sinnvoll?

Georg Plötz von der Verbraucherzentrale Bayern ist kein Freund der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) via Direktversicherung. Mit klassischem Sparen oder einem Riester-Banksparplan seien Arbeitnehmer flexibler und rentabler, sagt er gegenüber dem Magazin Focus Money.

Wir geben Ihnen einen Überblick über die Argumente, die Plötz in dem Artikel gegen die bAV-Direktversicherung ins Feld führt, und zeigen die Reaktion von Andreas Wimmer, Leiter der aba Fachvereinigung Direktversicherung.

Argument 1: Muss sich der Arbeitgeber beteiligen, dass sich eine bAV lohnt?

Georg Plötz: Eine Direktversicherung lohne sich nur, wenn der Chef monatlich noch mindestens 20 Prozent dazu gibt. Ansonsten sei sie ein Minusgeschäft für den Arbeitnehmer.

Andreas Wimmer: Ob eine Riester-Rente oder eine nach Paragraf 3 Nummer 63 Einkommenssteuergesetz (EStG) geförderte betriebliche Altersversorgung für junge Arbeitnehmer günstiger ist, kann man nicht allgemeingültig beurteilen. Denn die Vorteilhaftigkeit einer Versorgung hängt stark von der persönlichen Lebens- und Einkommenssituation – Stichwort Kinder – ab und wird beeinflusst durch gesetzliche Änderungen.

Berechnungen des unabhängigen Instituts für Vorsorge- und Finanzplanung haben ergeben, dass die Vorteile einer betrieblichen Altersversorgung in der Ansparphase insbesondere bei Studienabgängern regelmäßig die Nachteile der steuerlichen Belastung der bAV-Leistungen sowie die DRV-Rentenkürzung kompensieren können. Zuschüsse durch den Arbeitgeber vergrößern in jedem Fall die Vorteilhaftigkeit der betrieblichen Vorsorge.

Argument 2: Ist eine klassische Rentenversicherung für die bAV ungeeignet?

Georg Plötz: Die meisten bAV-Verträge bestünden lediglich aus einer klassischen Lebensversicherung mit Kapitalgarantie. Für Unternehmen sei das oft die einfachste Variante, ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen.

Andreas Wimmer: Klassische Tarife haben in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt. Um die Renditechancen der Betriebsrente trotz extremer Niedrigzinsen zu wahren, greifen heute immer mehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu neuen, chancenorientierten Vorsorgekonzepten. Diese garantieren in der Regel in der bAV bei Vertragsabschluss eine Mindestrente in Euro, mit der ein Kunde sicher planen kann.

Zweitens stehen selbst bei schlechter Kapitalmarktentwicklung mindestens die für die Altersvorsorge eingezahlten Beiträge zum Rentenbeginn garantiert bereit. Und drittens erhält jeder Arbeitnehmer die Rente lebenslang – egal wie alt er oder sie wird.

Argument 3: Hat der Steuervorteil überhaupt Bestand?

Georg Plötz: Der Steuervorteil der Entgeltumwandlung könne schnell weg sein. So bringe beispielsweise eine Direktversicherung mit schlechten Konditionen bei einem Monatsbeitrag von 100 Euro über 20 Jahre gerechnet zirka 4.000 Euro weniger ein als eine gute Police.

Andreas Wimmer: Auf den ersten Blick ist die Betriebsrente zwar ab ihrer Auszahlung mit höheren Abgaben belastet als die Privatrente. Dafür fallen in der Ansparphase auf die monatlichen Beiträge zur bAV keine Steuern und Sozialabgaben an. Dies stellt auch das Institut für Vorsorge- und Finanzplanung fest. Dadurch kann im Vergleich zur privaten Altersvorsorge ein nahezu doppelt so hoher Beitrag gespart werden.

Unterm Strich führt dies zu einer um durchschnittlich 30 Prozent höheren Nettorente im Vergleich zur privaten Vorsorge. Dazu tragen unter anderem der durch Steuer- und Sozialversicherungsersparnis mögliche höhere Sparbeitrag und eine in der Regel deutlich niedrigere Steuerbelastung in der Rentenphase bei. Außerdem führen die über den Arbeitgeber erzielbaren Gruppenkonditionen und eventuelle Arbeitgeberzuschüsse zu höheren Leistungen im Vergleich zu einem Privattarif. Zudem hängt die Gesamtverzinsung freilich wie auch bei der privaten Altersvorsorge von der Finanzstärke und Qualität des einzelnen Anbieters ab.

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