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Aktualisiert am 31.03.2020 - 10:14 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 3 Minuten

Wirtschaftsforscher streitet mit Versicherungsvorstand Obligatorische bAV: Pro und Contra

Der Beitrag stammt vom GDV-Magazin "Positionen"

PRO: GERT WAGNER
, Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Mit den von Walter Riester und Bert Rürup angestoßenen Reformen der Rentenversicherung wurde die freiwillige Altersvorsorge in eine neue Rolle gedrängt: Sie bessert nicht mehr eine auskömmliche gesetzliche Rente auf. Vielmehr ist die private und betriebliche Vorsorge zum unmittelbaren Bestandteil der Alterssicherung geworden, denn das gesetzliche Rentenniveau wird gezielt abgesenkt.

Konsequent wäre die verpflichtende private Vorsorge gewesen. So aber muss man heute feststellen, dass die private Riester-Rente – trotz staatlicher Förderung – weit von einer hundertprozentigen Abdeckung entfernt ist. Genau dies unterstellt jedoch die gesetzliche Rentenberechnungsformel.

Die Situation wird sich kaum ändern. Keiner der Akteure in der Sozialpolitik tritt derzeit für die Einführung einer obligatorischen Riester-Rente ein. Ebenso wenig ist zu erwarten, dass die Rentenformel erneut geändert und so das Niveau der gesetzlichen Rente erhöht wird. Damit bleibt nur die betriebliche Altersversorgung (bAV) als breit wirkendes Instrument zur Verbesserung der Einkünfte im Alter.

Man darf sich nichts vormachen: So wichtig und richtig es wäre, eine obligatorische betriebliche Altersvorsorge einzuführen, so unwahrscheinlich ist es, dass es dazu kommt. Realistisch betrachtet bleiben zwei Möglichkeiten: Die Festschreibung betrieblicher Vorsorge in möglichst allen Tarifverträgen sowie eine – etwa von der gesetzlichen Rentenversicherung organisierte – Standard-Zusatzvorsorge. In ihr sollten alle Arbeitnehmer versichert sein, die keiner tariflichen bAV angehören. Und die Beschäftigten könnten die Möglichkeit erhalten, die Zusatzvorsorge abzuwählen.

Auch andere Modelle der betrieblichen Altersvorsorge könnten und sollten in Betracht gezogen werden, wenn sie in der Breite wirken. Auf jeden Fall ist eine konkrete Diskussion überfällig.

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