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Öl bleibt schmierig

Quelle: BP
Quelle: BP
„Kurzfristig könnte der Öl-Preis unter 30 Dollar fallen“, sagt Jeff Currie, Chef des Rohstoffteams von Goldman Sachs. „Doch die langfristige Story ist, dass das Ungleichgewicht im Markt sich nicht verändert hat und der Markt große Probleme bekommen wird, wenn die Nachfrage wieder anspringt.“ Selbst wenn das nicht passiert, kann der Preis steigen, betont Currie. Der Rückgang der Nachfrage und volle Lager veranlassten möglicherweise schon bald die Ölförderer, die nicht der Opec angehören, ihre Produktion zu drosseln. „Wenn wir eine Drosselung dieser Produktion sehen, könnte das der Boden für den Ölpreis sein“, sagt der Stratege.

Für Anleger, die die Meinungen der Experten teilen, können genau diese Erwartungen zum Problem werden. Denn sie spiegeln sich auch an den Futures-Märkten wider, die Basis für Zertifikate auf den Ölpreis sind: Futures für eine Öl-Lieferung in fernerer Zukunft sind deutlich teurer als nur noch kurz laufende Terminkontrakte. Das kann dazu führen, dass Anleger trotz eines steigenden Ölpreises Verluste machen. Denn endlos laufende Zertifikate müssen ihre Futures jeweils kurz vor Fälligkeit in länger laufende tauschen. Sind diese teurer als diejenigen, die sie verkaufen, entstehen so genannte Rollverluste. Derzeit ist die Contango genannte Futures-Preisstruktur so extrem, dass Experten gar von „Super-Contango“ sprechen.

Bereits seit einiger Zeit begegnen die Emittenten dieser bei Rohstoffen häufig auftretenden Contango-Falle mit neuen Rollmechanismen. Bislang ließ sich über Zertifikate vor allem in neu konstruierte breite Rohstoff-Indizes setzen. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Öl-Papieren, die Rollverluste reduzieren sollen. Die Royal Bank of Scotland setzt dafür auf Subindizes aus der Rici Enhanced Reihe für die Öl-Sorten Brent (AA1HXV) und WTI (AA1HXU). Statt ausschließlich auf den nächstfälligen Future zu setzen, streuen die Indizes über mehrere Terminkontrakte und müssen nicht monatlich komplett rollen. In der Rückrechnung zeigt sich der Index der klassischen Variante tatsächlich überlegen. In beide Öl-Sorten kann man auch währungsgesichert investieren (Brent: AA1HXT; WTI: AA1HXS).

Ebenfalls über Futures verschiedener Laufzeiten streut das Papier der UBS auf WTI (UB4EDD). Basiswert ist der in Euro gesicherte UBS Bloomberg Constant Maturity Index, der aus einem breiten Korb von Terminkontrakten besteht. Neben Futures mit kurzen Restlaufzeiten kommen auch Fälligkeiten über zwei und drei Jahre in den Index. Durch tägliche Anpassung der Gewichtung der einzelnen Restlaufzeiten will die UBS Rollverluste fast völlig ausschalten.

Auch Goldman Sachs ist bereits seit 2007 auf der Suche nach optimierten Rollmechanismen. Der S&P GSCI Dynamic soll den hauseigenen Standard-Rohstoff-Index schlagen, indem er früher und flexibler rollt. Passend zum Ölmarkt-Ausblick der Bank gibt es seit kurzem ein Zertifikat auf den Öl-Subindex der dynamischen Variante (GS1TA1). Statt zwischen fünftem und neuntem Handelstag zu rollen wie der Standard-Index und damit eine riesige Zahl von Investoren, wechselt der dynamische Index einige Tage früher. In klaren Contango-Situationen tauscht er zudem nicht in den nächstfälligen, sondern in den sechstnächsten Kontrakt. Der frühere Tausch ergibt durchaus Sinn, um möglichen Preisverzerrungen zu entgehen, die allein durch das Rollen der vielen GSCI-Produkte entstehen können. Im aktuellen Super-Contango indes auf einen Sechs-Monats-Future auszuweichen ist nicht zwangsläufig sinnvoll: Schon heute zahlen Anleger damit den Preis, mit der Markt für die Zukunft erwartet. Dieser Artikel stammt aus dem 14-tägigen Online-Magazin DAS DERIVAT. >> Aktuelle Ausgabe herunterladen >> Kostenlos abonnieren

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