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Investmentsteuer „Für Fondsprodukte wird es künftig wohl teurer“

Stefanie Kühn ist Honorarberaterin aus Grafing bei München.
Stefanie Kühn ist Honorarberaterin aus Grafing bei München.
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat in dieser Woche den Sieger des Renditerennens der Anlagealternativen in den vergangenen zwölf Monaten gekürt. Demnach hätten die hierzulande mehrheitlich auf Zinsprodukte setzenden Anleger mit heimischen Aktien 2015 am meisten verdient.

Um die sich auch im neuen Jahr bietenden Chancen des Kapitalmarktes in Zeiten extrem niedriger Zinsen zu nutzen, empfiehlt Stefanie Kühn grundsätzlich Investmentfonds statt der Anlage in Einzeltitel. Doch die geplante Reform der Investmentsteuer stellt diesen Rat infrage.

DAS INVESTMENT.com: Was spricht eigentlich dagegen, sein Vermögen einfach selbst auf die 30 Dax-Titel zu streuen?

Stefanie Kühn:
Da kann die Börse noch so gut laufen – wer bestimmte Aktien in seinem Depot hat, rieb sich 2015 die Augen. Einige Einzelwerte sind besonders tief ins Minus gerutscht. So haben Energie- und Automobilwerte – allen voran Volkswagen –vom Höchstkurs im April kräftig an Wert verloren.

DAS INVESTMENT.com: Aber der clevere Privatanleger könnte sich ja auch einfach von den Verlierer-Aktien fernhalten.

Kühn: Entwicklungen wie bei VW sind für den Privatanleger meines Erachtens nicht vorhersehbar. Betrug in so großem Stil erscheint so unwahrscheinlich, dass er wie ein sogenannter Schwarzer Schwan daherkommt. Wir halten so viel auf die deutsche Ingenieurkunst, auf Qualität und Zuverlässigkeit, dass diese Manipulation wohl für jeden überraschend war.

DAS INVESTMENT.com: Was empfehlen Sie Ihren Kunden stattdessen?

Kühn: Für ein entspanntes Anlegen ohne unkalkulierbare Einzeltitelrisiken rate ich stets zu einer breiten Streuung des Portfolios. So hat der genannte VW-Skandal im vorigen Jahr zum Beispiel nur einen sehr geringen Einfluss auf den weltweiten Aktienindex MSCI World gehabt. Das klingt profan, aber die wenigsten Anleger schaffen es, Einzeltitel im Depot bei plötzlichen Kursrückgängen unangetastet zu lassen. Denn aus der Psychologie weiß man, dass ein gleich hoher Gewinn als weniger intensiv empfunden wird wie der entsprechende Verlust.

DAS INVESTMENT.com: Wie kann es dann sein, dass der Staat ausschließlich Produkte mit Fonds-Mantel künftig mit der geplanten Reform der Investmentsteuer zusätzlich belasten will? Anders als bei der Abgeltungssteuer soll sie ja Anlagen in Einzelwerte nicht betreffen.

Kühn: Ich habe das Gefühl, dass manche Lobbyverbände besser arbeiten als andere. Denn auch alternative Anlageprodukte wie zum Beispiel Zertifikate wären von den Steuerplänen nicht betroffen. In der Folge könnte ein Index-Zertifikat eines Emittenten mit hoher Bonität einem ETF mit gleichem Basiswert vorzuziehen sein. Denn für alle Fondsprodukte wird es künftig wohl teurer. Die Branche geht nach Angaben des deutschen Fondsverbands BVI von zusätzlichen Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe aus, die alleine bei den Kapitalverwaltungsgesellschaften durch den erhöhten Verwaltungsaufwand entstehen.

DAS INVESTMENT.com: Reagieren Sie in Gesprächen mit Ihren Kunden bereits darauf?

Kühn: Der Start des neuen Steuergesetzes ist erst für 2018 vorgesehen. Bis dahin fließt noch viel Wasser die Isar herunter. Ich will auch niemanden aufgrund eines reinen Entwurfs für ein späteres Gesetz aufscheuchen. Denn niemand weiß, ob diese Steuer am Ende wirklich genauso kommt. Vom heutigen Standpunkt aus würde ich zumindest niemanden davon abhalten, sich ein diversifiziertes Depot aus aktiv gemanagten Fonds und ETFs aufzubauen.

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