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Aktualisiert am 06.04.2020 - 16:09 Uhrin Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 3 Minuten
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iShares-Interview „Langfristig gesehen schlugen alle US-Faktor-Strategien den MSCI USA“

Nicolas Werbach, Factor Based Strategist von BlackRock
Nicolas Werbach, Factor Based Strategist von BlackRock

ETFs auf US-Aktien hatten im September starke Zuflüsse. Wie sah es in den Monaten davor aus?

Nicolas Werbach: Dieser Trend ließ sich nicht nur im September beobachten, sondern fing schon Ende März, Anfang April an. Nicht nur auf globaler Ebene waren US-Aktien gefragt, auch europäische Anleger hatten sie im Visier. US-Aktien-ETFs ist in Europa bislang in diesem Jahr mit 8,9 Milliarden Dollar das meiste neue Geld zugeflossen. Das verwaltete Vermögen ist in den ersten drei Quartalen um knapp 18 Prozent auf 92,1 Milliarden Dollar gestiegen. Verlierer waren europäische Aktien. Aus diesen ETFs wurden 12,6 Milliarden Dollar abgezogen. Das verwaltete Vermögen sank um 8,7 Prozent auf 164,3 Milliarden Dollar.

Hatten auch deutsche Anleger Interesse an US-Aktien-ETFs?

Werbach: Ja, wir konnten eine ähnliche Entwicklung auch bei deutschen Anlegern sehen, obwohl diese tendenziell das Währungsrisiko scheuen. Allerdings waren viele bereit, dieses Risiko einzugehen, was sich auf Jahressicht gesehen auch ausgezahlt hat. Der amerikanische Aktienindex S&P 500 hat sich deutlich besser geschlagen als der europäische Stoxx Europe 600.

Wie erklären Sie sich die starken Zuflüsse?

Werbach: Dies ist das Resultat einer steten Unsicherheit in Europa. Anfang des Jahres haben wir sehr große Verwerfungen an den globalen Aktienmärkten gesehen, die Anleger stark verunsichert haben, sowohl institutionelle als auch private. Die US-Aktienmärkte haben sich im Anschluss etwas schneller erholt als die europäischen. Diese hatten im Juni mit dem Brexit-Votum einen weiteren Schock, der Anleger eher nach Nordamerika hat flüchten lassen. All dies sieht man in den Zu- und Abflüssen in die verschiedenen Strategien.

BlackRock hat die Gunst der Stunde genutzt, und bietet deutschen Anlegern jetzt auch die Möglichkeit, über vier neue Smart-Beta-Produkte auf Einzelfaktoren auf den US-Aktienmarkt zu setzen.

Werbach: Wir haben unsere Faktor-ETF-Palette erweitert und vier Fonds gestartet, die Anlegern eine optimierte Anlage in den MSCI USA bieten. Die ETFs zielen auf die Faktoren Size, Value, Momentum und Quality ab. Solche Einzelfaktor-ETFs hatten wir bislang nur mit globalem und europäischem Fokus im Angebot. Der Produktstart hatte allerdings nichts mit den hohen Zuflüssen zu tun. Er war schon seit einem halben Jahr geplant, da konnten wir die gute Nachfrageentwicklung noch nicht absehen.

Wer ist die Zielgruppe für die neuen Produkte?

Werbach: Wie bei all unseren ETFs bieten wir privaten Anlegern die gleichen Konditionen wie Großinvestoren. Naturgemäß sind allerdings institutionelle Investoren mit dem Thema Faktor-Investing vertrauter als Privatanleger. Sie nutzen die Einzelfaktor-ETFs gezielt in ihrer Asset-Allokation, um von dem  möglichen Zusatzertrag, den der Faktor bietet, langfristig zu profitieren. Die beiden wohl bekanntesten Faktoren, Value und Momentum, erfreuen sich aber auch bei unseren Privatanlegern großer Beliebtheit, da sie diese Investmentstile in der Vergangenheit nur durch meistens teurere aktive Fonds in ihren Portfolien umsetzen konnten.

Welche Anlageziele lassen sich mit diesen ETFs verfolgen?

Werbach: Mit diesen Faktor-ETFs lassen sich gezielt Faktor-Strategien umsetzen und Portfolios optimieren. Möchte man beispielsweise sein bestehendes Portfolio etwas offensiver ausrichten, kann man zu den Faktoren Value und Size greifen. Diese tendieren dazu, in steigenden Märkten besser als die reinen marktkapitalisiert gewichteten Indizes, wie S&P 500 oder MSCI USA, zu performen. In Seitwärtsmärkten eignet sich die Momentum-Strategie, um eine Outperformance zu generieren. Wenn man sein Portfolio eher defensiv ausrichten will, ist die Quality-Strategie angebracht. Beliebt ist hierfür auch die Minimum-Volatility-Strategie, für die wir schon länger einen ETF mit US-Fokus anbieten. Langfristig, seit dem Jahr 2000, haben sich alle Einzelfaktor-Strategien besser als der Mutterindex MSCI USA entwickelt.

Auf welche Faktor-Strategie wird zurzeit gesetzt?

Werbach: Aufgrund der hohen Marktvolatilität wurden vor allem unsere Minimum-Volatility-Strategien nachgefragt, sowohl die mit US- als auch mit globalem Fokus. Interessanterweise hat sich das Stimmungsbild aber zum Sommer hin gedreht, und Investoren haben ihre Positionen aus den Risiko minimierenden Strategien in Rendite suchende Strategien, wie zum Beispiel Value, umgeschichtet. Diese Strategie hat vom Sommer an bis heute auch die beste Performance.

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