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Ist die Zeit reif, wieder sichere Staatsanleihen zu kaufen?

Thomas Böckelmann
Thomas Böckelmann
Diese Frage ist provokant, unterstellt sie doch eine Sicherheit bei Staatsanleihen. Dabei erscheint lediglich sicher, dass Staatsschulden weiter steigen und Zahlungsausfälle in der Zukunft eine signifikante Wahrscheinlichkeit haben werden. Ferner dürfte die seit nahezu 30 Jahren anhaltende Phase sinkender Zinsen irgendwann enden, der Automatismus steigender Kurse bei Anleihen vorbei sein. Volatilität dürfte somit auch für Staatsanleihen ein bestimmendes Thema werden. Insbesondere die regionalen Unterschiede verlangen nach einer streng differenzierten Betrachtung.

Sicherheit & Liquidität


In den USA wurden im Zuge der Finanzkrise etwa 600 Banken abgewickelt – in Europa streitet sich die Politik noch um die Modalitäten. Derweil werden hunderte Banken von Staaten und EZB als Zombiebanken am Leben erhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das ein oder andere Bankhaus den Markt verlassen wird.

Wer sich dem Stress nicht aussetzen will, sollte sein Tagesgeld bis maximal 50.000 Euro lieber bei der kleinen Sparkasse oder Volksbank um die Ecke parken und größere Beträge besser gleich in kurzlaufende Papiere des Bundes anlegen. Hier ist ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet, allerdings auch der reale Vermögensverlust, weil die Nettoverzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt.

Inflationsschutz

Angesichts der Wirtschaftslage und der Tatsache, dass die Notenbanken zwar die Geldbasis, nicht aber die Geldmenge erhöhen, ist Inflation kein unmittelbares Risiko. Im Gegenteil, Notenbanker und Politiker befürchten zu Recht Deflation und tun alles, um eine inflationäre Entwicklung zu erzeugen. Nur Inflation in Kombination mit niedrigen Zinsen ermöglichen einen sanften Entschuldungsprozess, ohne unbeliebte Reformen anstoßen zu müssen.

Dennoch bleibt Inflation ein langfristiges Risiko. Wer Aktien scheut sollte sich auf aktuellem Preisniveau die noch zehn Jahre laufende inflationsgeschützte Anleihe des Bundes anschauen.

Aber Vorsicht: jüngste Verwerfungen haben gezeigt wie schwankungsanfällig dieses Segment ist. Die Kombination aus steigenden Zinsen bei unverändert niedrigen Inflationserwartungen kann die Kurse während der Laufzeit deutlich drücken – derartige Papiere sind daher bis zur Endfälligkeit zu halten.

Rendite & Fremdwährungen


Die Gier nach Rendite verleitet den ein oder anderen zur Überlegung, zum Beispiel bei ‚sicheren‘ portugiesischen Staatsanleihen zuzugreifen. Aber Vorsicht: Politische Willensbekundungen haben eine geringe Halbwertszeit. Und während die Politik von Marktversagen und Spekulation spricht – funktioniert genau hier der Markt. Für höhere Risiken werden höhere Renditen verlangt. Dennoch würden wir außer Deutschland jedes andere Euroland meiden.

Interessanter ist der Blick in andere Währungsräume. Nicht nur aus Risikostreuungsgründen sind zum Beispiel Staatsanleihen in US-Dollar oder Renmimbi grundsätzlich eine Bereicherung. Nach den jüngsten Verwerfungen bieten auch über ein Investment Grade Rating verfügende Schwellenländer wieder Renditen um sechs Prozent in Maßen und je nach individueller Risikobereitschaft eine Überlegung für jedes vermögenserhaltende Portfolio.

Darüber hinaus bieten sog. FRNs (Floating Rate Notes), also variabel verzinsliche Wertpapiere aus allen Währungsräumen auch einen Schutz gegen potentielle Zinsanstiege.

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