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Italien: „Ich kenne keinen Staat, der so dramatische Reformen durchführt“

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Musterknabe Italien

Als Reaktion auf die verschlechterten Verhältnisse tut Italien im Augenblick Ähnliches wie Deutschland vor acht Jahren. Die öffentlichen Defizite werden reduziert. Mit dem Programm "Save Italy" wird der Arbeitsmarkt flexibilisiert. Die Wettbewerbsbedingungen im Dienstleistungssektor werden verbessert. Die Corporate Governance wird modernisiert.

Sicher wird nicht alles so realisiert, wie wir uns das wünschten. Aber der Push ist immens. Ich kenne – außer den anderen Ländern in der südeuropäischen Peripherie, die zum Teil ebenfalls "aufräumen" – keinen Staat der Welt, der in kurzer Zeit so dramatische Reformen durchführt. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich das nicht eines Tages in mehr Wachstum auszahlt.

Bleibt den Italienern genug Zeit?

Nun gibt es dagegen erhebliche Gegenargumente. Italien ist nicht Deutschland. Es ist weniger diszipliniert. Es ist nicht so stabilitätsorientiert. Es brauchte in der Vergangenheit regelmäßig Wechselkursabwertungen. Die Regierung Monti hat kein demokratisches Mandat. Bei den nächsten Wahlen kann wieder ein Politiker wie Berlusconi an die Macht kommen und alles wäre für die Katz.

Deutschland hatte Glück, dass auf Schröder Kanzlerin Merkel folgte, die heilfroh war, dass ihr Vorgänger die unpopulären Reformen durchgesetzt hatte. Sie tat alles, um einen Rückschritt zu vermeiden.

Noch ein Problem: Es dauert lange, bis sich die Reformen in höheren Wachstumsraten auswirken. Es könnte sein, dass der Euro inzwischen in größere Schwierigkeiten gerät und alle Bemühungen zunichtemacht.

Das Land könnte unter den Rettungsschirm des Euros gezwungen werden. Es könnte sein, dass ihm dabei der Reformeifer und die Zuversicht des Erfolges genommen werden (wie das derzeit in Griechenland der Fall ist). All diese Bedenken sind gerechtfertigt.

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