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Italien und der Euro „Keine Angst vor dem Italexit“

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Durch den Beitritt zur Eurozone hat Italien bewusst eine eigene Geld- und Wechselkurspolitik gegen das dauerhaft niedrigere deutsche Zinsniveau eingetauscht. Im Gegensatz zu den „guten alten Zeiten“ ist eine Währungsabwertung zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und eine „Erosion“ der Staatsverschuldung durch eine höhere Inflationsrate nicht mehr möglich, es sei denn Italien verlässt die Eurozone.

Ein Austritt wäre wahrscheinlich mit einem (teilweisen) Staatsbankrott verbunden. Da sich die italienische Staatsschuld allerdings zu etwa zwei Dritteln in der Hand von Inländern, v.a. Banken, Versicherungen und anderen institutionellen Investoren und der Banca d’Italia, die diese im Auftrag der EZB hält, befindet, wären von einem Staatsbankrott anders als seinerzeit in Griechenland, in erster Linie italienische Banken betroffen, deren Aktiva zu 10% aus italienischen Staatsanleihen bestehen. Auf der Passivseite befinden sich die Einlagen der Bankkunden. Diese würde die italienische Regierung als Wähler sicherlich vor der Enteignung durch eine Währungsumstellung verschonen wollen, was aber geleichzeitig zu einer bilanziellen Schieflage führt. Das Bankensystem müsste also komplett vom italienischen Staat refinanziert werden, da ja nach einem Austritt auch die EZB nicht mehr zur Verfügung stünde. Aus diesem Grunde ist auch verständlich, warum Politiker der Lega jüngst einen Schuldenverzicht der EZB in Höhe von €250 Mrd. ins Spiel gebracht haben, der Italien einerseits den Verbleib in der Währungsunion sichert und gleichzeitig italienische Anleger vor Verlusten bewahrt.

Darüber hinaus schuldet Italien der Eurozone annähernd €450 Mrd. in Form der sogennannten Target2-Verbindlichkeiten (vgl. Grafik 3). Dabei handelt es sich um einen Finanzierungskanal über die Notenpresse der EZB zum Ausgleich des Abflusses vor allem ausländischen, aber auch inländischen Kapitals aus Italien. Auf der anderen Seite steht Deutschland als Hauptgläubiger und erleidet damit das gleiche Schicksal wie Radames durch seine Affäre mit Aida. Zwar hatten beide eine schöne Zeit miteinander: Deutschland hatte auf einmal eine unterbewertete Währung. Die Möglichkeit, noch mehr zu exportieren, sorgte für einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung und täuschte jahrelang (bis zur Griechenlandkrise) darüber hinweg, wie sehr unser Wohlstand auch mit dem Wohlergehen Südeuropas verknüpft ist. Ähnlich wie Radames erkennt man in Deutschland erst (zu) spät die Konsequenzen.

Grafik 3: Die Notenpresse wird für Italien immer wichtiger

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