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Jens Ehrhardt: China aussichtsreicher als USA und Europa

Jens Erhardt, Gamax-Portfoliomanager
Jens Erhardt, Gamax-Portfoliomanager
Der Aufschwung in China hat Substanz. Die dortige Binnenwirtschaft wächst dank zweistelliger Lohnsteigerungen. Der Konsum legte zuletzt um mehr als 14 Prozent zu. Hinzu kommen die um rund 20 Prozent steigenden Gewinne der chinesischen Industrie.

Niedrige Bewertungen in China

Chinesische Aktien haben ein großes Nachholpotenzial. Obwohl sie seit dem vergangenen Spätherbst etwa ein Viertel zugelegt haben sind sie noch immer recht günstig bewertet. Die jahrelange Börsenschwäche im Reich der Mitte lässt sich zu einem guten Teil auf die Vielzahl von Kapitalerhöhungen und Börsengängen zurückführen. Diese Emissionsflut hat mittlerweile jedoch deutlich nachgelassen.

Da die internationale Finanzgemeinde in China stark unterinvestiert ist, kann sich der dortige Aktienmarkt durchaus ähnlich gut entwickeln wie zuletzt die westlichen Börsen. Aktuell wirkt nur noch bremsend, dass China positive Realzinsen aufweist. Bei der Mehrzahl der wichtigsten Industriestaaten ist der Realzins dagegen in negatives Terrain abgerutscht. Längerfristig halten wir China sogar für aussichtsreicher als Nordamerika oder Europa.

Notenbanken stützen die Märkte

Die Aktienmärkte der westlichen Industriestaaten werden unserer Einschätzung nach weiterhin durch die großzügige Geldpolitik der Notenbanken angetrieben. Diese haben den Geldhahn zuletzt noch weiter geöffnet. Die US-Notenbank Fed hat ihr Ankaufvolumen für Staatsanleihen und Hypothekenpapiere auf 85 Milliarden US-Dollar monatlich ausgeweitet. Japan pumpt insgesamt dreistellige Milliardenbeträge ins Geldsystem und schwächt nun auch den Yen.

Die Gesundung der hoch verschuldeten europäischen Staaten wird sich unserer Ansicht nach noch weiter hinziehen. Zwar kann die von negativen Realzinsen getriebene Erholungsrallye an den südeuropäischen Aktienmärkten noch Monate anhalten. Die Hausse steht aber auf einer wackeligen Basis – Fundamentaldaten und Börsenkurse entfernten sich immer weiter voneinander. Auch der Euro hat in den vergangenen Wochen kräftig zugelegt, was die Exportwirtschaft der bedrängten Volkswirtschaften belastet.

Starker Euro bremst


Wir sehen einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Stärke des Euro und der Rezession in Südeuropa. Diese Länder sind inzwischen so wirtschaftsschwach, dass sie immer weniger Geld für Importe haben. Entsprechend verbessert sich das Verhältnis von Exporten zu Importen, was zu Handelsbilanzüberschüssen führt. Das stärkt natürlich die Gemeinschaftswährung, die durchaus noch weiter zulegen kann.

Vom aktuellen Trend an den Devisenmärkten profitiert nicht nur Japan, sondern auch Nordamerika. US-Präsident Obama will den Export in den nächsten Jahren verdoppeln. Dies geht aber nur über einen schwachen Dollar. 2013 sollten Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen den Aufschwung in den USA dennoch erst einmal bremsen. Wir erwarten, dass die Vereinigten Staaten ihr Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr lediglich um gut einen Prozentpunkt steigern können.

Neben den bescheidenen Wachstumsraten in den Industriestaaten dürften die äußerst niedrigen Renditen an den Anleihemärkten ein Thema bleiben. Wir halten daher neben asiatischen Titeln dividendenstarke Aktien für besonders chancenreich. Eine kräftige Erholung trauen wir auch den Finanzaktien zu. Speziell die Anteilsscheine von Fondsgesellschaften können davon profitieren, dass die Aktie als Anlageklasse zunehmend wiederentdeckt wird.

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