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Jens Ehrhardt „Schon Probemanöver für die nächste Rezession“

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Private Wirtschaftsteilnehmer sind Hauptrisiko in Finanzkrisen

Wie die Finanzkrise 2007 in den USA gezeigt hat, liegen die Hauptgefahren für das Finanzsystem in der Zahlungsunfähigkeit privater Wirtschaftsteilnehmer. Denn weltweit haben es sich die Notenbanken inzwischen zur Gewohnheit gemacht, ihre eigenen überschuldeten Staatsfinanzen durch Aufkauf von Staatsanleihen zu subventionieren. Nachdem es üblich geworden ist, Staaten wie zum Beispiel Japan unbegrenzt von der Notenbank zu finanzieren, könnte es in der nächsten Krise vielleicht genauso zur Gewohnheit werden, dass Notenbanken die Unternehmen durch den Aufkauf von Unternehmensanleihen retten. Man muss sich also weiterhin auf unorthodoxe Maßnahmen einstellen. Dabei stellt sich die Frage, ob solche Aktionen nicht doch auf die Dauer zu höheren Inflationsraten führen. Denn die heutigen Manöver der Notenbanken sind nur möglich gewesen, weil die Inflationsraten nicht auf die Geldmengenschübe reagiert haben. Im Falle eines stärkeren Inflationsanstiegs können die Notenbanken mit weiterem Gelddrucken aber nicht zusätzlich Öl ins Inflationsfeuer gießen.

Zudem wird sich zeigen, ob größere Wirtschaftseinbrüche oder Finanzkrisen auch dann noch von den Notenbanken erfolgreich gemeistert werden können, wenn die Inflationsraten nach oben schießen. Aktien und andere Sachwerte dürften aber in einem solchen Falle wesentlich aussichtsreicher und geschützter sein als Nominalwerte wie Anleihen. Trotz aller Unsicherheiten über die zukünftige weltweite Konjunkturentwicklung erscheint es deshalb ratsam, in aussichtsreichen Aktien investiert zu bleiben. Inflationsgefahren oder auch geopolitische Risiken dürften sich mit einer soliden Aktienanlage am besten steuern lassen.

Ungewiss bleibt auch weiterhin, welche Auswirkungen die weitestgehend unkalkulierbaren Aktionen des amerikanischen Präsidenten haben werden. Die Steuersenkung dürfte die amerikanische Konjunktur positiv beeinflussen. Bisher wuchs sie in diesem Aufschwung nur um gut 2 Prozent. Im Hinblick auf eine relativ geringe Arbeitslosenquote, allerdings mit wenig Potenzial für Beschäftigungszuwachs und eine vergleichsweise niedrige Produktivität, dürfte das Wachstum trotz der Trump-Maßnahmen auch in Zukunft begrenzt bleiben. Dies hat den Vorteil, dass die US-Notenbank wahrscheinlich nicht verstärkt auf die monetäre Bremse drücken wird, was wiederum dem Aktienmarkt helfen sollte. Die Steuersenkung wird die amerikanischen Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren um rund 1 Billion US-Dollar erhöhen. Staatsschulden sind aber bekanntermaßen nicht das Problem für Konjunktur und Börsen, da Notenbanken weiterhin helfend eingreifen werden.

Währungsrisiken 2018 im Blick behalten

Störend könnte sich für einen neuen US-Konjunkturaufschwung ein erneuter Anstieg des Dollars auswirken. Auch die Weltkonjunktur spielt dabei eine zentrale Rolle. Zuletzt war der Anstieg der Unternehmensgewinne in den USA fast ausschließlich durch die bessere Weltkonjunktur verursacht. Die Gewinne der Inlandsunternehmen stagnierten hingegen. Eine Euro-Aufwertung wie 2017 wäre also konjunkturell und börsenmäßig Rückenwind für die Wall Street. Andererseits dürfte das Wachstum in Europa positiv überraschen, da die Zinsen und der Wechselkurs sehr wachstumsfördernd sind. Erst ein neuer Euro-Anstieg könnte Konjunktur und Börsen in Europa bremsen, in den USA andererseits fördern. Die Währungsentwicklung wird also ähnlich wie 2017 sehr wichtig sein.

Die EZB wird weiterhin alles tun, um den Euro unterbewertet zu halten. Die europäische Einheitswährung ist etwa 15 Prozent zu billig gegenüber dem US-Dollar. Sollte der neue EZB-Präsident ab November 2019 die Draghi-Politik nicht fortsetzen, könnte sich der Euro allerdings dramatisch erholen. Die Börse könnte eine solche Entwicklung frühzeitig vorwegnehmen. Ein Euro-Absturz ist 2018 damit nicht zu erwarten. Vorübergehende Rückgänge sind allerdings angesichts des hohen Euro-Optimismus an den Terminmärkten wahrscheinlich. Insgesamt dürfte der in Euro denkende Anleger gut beraten sein, auch 2018 Fremdwährungen weitgehend abzusichern. Eine Ausnahme könnte der Japanische Yen bilden. Denn ähnlich wie der Euro ist der Yen gegenüber dem Dollar fundamental deutlich unterbewertet.