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Jim O’Neill: „Die Bric-Länder treiben die Welt an“

Jim O’Neill, Chef von Goldman Sachs Asset Management
Jim O’Neill, Chef von Goldman Sachs Asset Management
DAS INVESTMENT.com: Was können wir Europäer von den Brics lernen?

Jim O’Neill: Die Politiker sollten begreifen, dass Veränderung gut ist und dass wir nicht in einer statischen Welt leben.

DAS INVESTMENT.com: Was müssten wir dafür ändern?

O’Neill: Unser Denken, glaube ich. Ich frage mich seit zehn Jahren, warum jedes Euro-Land eine eigene Stimme im G20- Rat hat, wenn doch der Euro für immer bleiben soll. Warum gibt es nicht einen einzigen Euro-Repräsentanten? Die G20 sind zwar eine gute Sache. Aber um effektiv zu sein, sind es zu viele Länder. Außerdem gibt es einen riesigen Unterschied zwischen Kompromiss und Einigung. Europäische Politiker finden oft den schwächsten Kompromiss, anstatt sich auf die beste Lösung zu einigen.

DAS INVESTMENT.com: Fehlt den Industrienationen vielleicht auch etwas Weitblick?

O’Neill: Als ich 2010 nach einigen Jahren wieder in Südkorea war, war ich im positiven Sinne geschockt, wie sich Korea verändert. Genau das fehlt im Moment Europa, dessen Führung oft in einer statischen Welt zu leben scheint. Für die meisten war der europäische Gedanke mit der Einführung des Euros abgeschlossen. Das reicht aber nicht aus.

DAS INVESTMENT.com: Ihr Buch vermittelt den Eindruck, dass Sie mächtige Regierungen wie in Russland und China besser finden als Demokratie.

O’Neill: Ich zeige in meinem Buch auf, dass viele Menschen in den Wachstumsmärkten in erster Linie ein besseres Leben wollen. Auf dem Weg dorthin gibt es verschiedene starke Regierungsformen, die diesen Prozess unterstützen können.

DAS INVESTMENT.com: Ist die starke Regierung der Grund, warum Russland noch im Bric-Quartett ist?

O’Neill: 140 Millionen Menschen sind der wohl wichtigste Grund.

DAS INVESTMENT.com: Sie werden nicht sehr alt und haben niedrige Geburtsraten.

O’Neill: Das war vor zehn Jahren ein Problem. Russen leben im Durchschnitt jetzt länger als damals.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben in Ihrem Buch einige schlechte Dinge aufgezählt.

O’Neill: Vieles ist besser geworden. Die Abhängigkeit von steigenden Ölpreisen ist aber ein wirtschaftliches Problem.

DAS INVESTMENT.com: Und die Lösung dafür? O’Neill: Hohe Ölpreise machen Ölförderländer schnell genügsam. Vielleicht wäre ein Preisrückgang auf 40 Dollar je Fass das Beste. Es wäre eine Art Entwöhnung. Zudem wird es für Russland wichtig, systematisch Industrien abseits des Rohstoff- oder Energiesektors zu fördern.

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