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Jim O’Neill zur Eurokrise: „Reißt euch mal am Riemen“

Jim O'Neill, Vorsitzender von Goldman Sachs Asset <br> Management
Jim O'Neill, Vorsitzender von Goldman Sachs Asset
Management
DAS INVESTMENT.com: Geht Griechenland trotz Rettungsaktion noch Pleite?

Jim O’Neill: Griechenland bewegt sich auf eine Umschuldung zu. An eine Insolvenz glaube ich nicht.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie Verständnis für die Krawalle in Athen?

O’Neill: Da habe ich keine Meinung zu.

DAS INVESTMENT.com: Wie wird der Eurostoxx auf eine Umschuldung oder die Wiedereinführung der Drachme reagieren?

O’Neill: Falls die Politiker irgendwann einmal Maßnahmen treffen, die die Eurokrise löst, dürfte der Eurostoxx nach oben schnellen.

DAS INVESTMENT.com: Und wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt?

O’Neill: Falls Griechenland den Euro verlassen muss, würde das die gesamte Währung in Schieflage bringen. Ob der Euro das überlebt, mag ich nicht beurteilen.

DAS INVESTMENT.com: Sie sind nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement. Was ärgert Sie am meisten?

O’Neill: Die mangelhafte Führung. Krisen gab es schon immer und wird es immer geben. Aufgabe und Wesenskern von Führung und Krisenmanagement ist es, Antworten auf die Probleme zu geben. Bisher haben mich die Verantwortlichen in Europa nicht beeindruckt.

DAS INVESTMENT.com: Sind die Marktturbulenzen an Italiens Börsen berechtigt?

O’Neill: Für mich sind sie ein Zeichen der schwachen Führung der Europäischen Union. Italien hat erst kürzlich eine der besten finanzpolitischen Leistungen der G7-Länder erbracht. Die Marktturbulenzen sind wahrscheinlich ein Warnsignal in Richtung Politik, ganz nach dem Motto „Reißt euch mal am Riemen“. Ich würde gerne gemeinschaftliche EU-Anleihen sehen. Denn sind wir ehrlich: Danach verlangen die Märkte doch seit langem und ich hoffe, dass es damit über kurz oder lang klappt.

DAS INVESTMENT.com: Sollten auch die Banken zur Kasse gebeten werden?

O’Neill: Ich denke, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM griechische Anleihen auf dem Zweitmarkt zurückkaufen sollte. Das gleiche sollte mit irischen und portugiesischen Papieren passieren.

DAS INVESTMENT.com: Ist Deutschland Gewinner oder Verlierer der Eurokrise?

O’Neill: Ich denke nicht, dass Deutschland der Gewinner ist. Die These, dass ein schwächerer Euro Deutschland Wettbewerbsvorteile verschafft, bezweifle ich. Stattdessen ist der Euro überraschenderweise überwertet, und das trotz Krise. Positiv für Deutschland ist, dass die Krise just in einem Moment stattfindet, in dem die Bric-Staaten viele Güter und Dienstleistung aus Deutschland kaufen wollen. Wäre es anders, hätte Deutschland ein Problem. Eine solche Situation kann aber immer noch eintreten, falls Italien seine Probleme mit den Schulden nicht in den Griff bekommt.

DAS INVESTMENT.com: Was raten Sie Anlegern?

O’Neill: Ich würde Aktien von Unternehmen kaufen, die viel Umsatz mit den Bric-Ländern und anderen Wachstumsmärkten machen.

DAS INVESTMENT.com: Ihr nächster Urlaub: Süd- oder Nordeuropa?

O’Neill: Dorset in Großbritannien.

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