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Joachim Berlenbach: „Es wurden real ein paar hundert Tonnen Gold verkauft“

Joachim Berlenbach, Geologe und Fondsberater
Joachim Berlenbach, Geologe und Fondsberater
DAS INVESTMENT.com: War das noch eine Korrektur oder schon ein Crash?

Joachim Berlenbach: Das war natürlich ein Crash, und zwar ein ordentlicher. Die Frage ist, was die Verkäufe ausgelöst hat, und ob sich der Goldpreis wieder erholt. Es gibt im Markt eine Menge Gerüchte und Spekulationen über den Aufbau von Short-Positionen, Panikverkäufen und Stop Losses. Wir haben eine ähnliche Situation bereits 2008 gehabt, danach haben sich Rohstoffpreise und -aktien wieder erholt. Ich bin daher zuversichtlich, dass sich auch jetzt der Goldpreis wieder erholen wird, auch wenn der Markt derzeit sehr bullish für den US-Dollar ist.

DAS INVESTMENT.com: Manche wiegeln ab, das Ganze sei ja nur Papiergold. Stimmt das? Wo ist dann der wahre Goldpreis? Wirkt sich der Papierpreis nicht auch auf den realen Markt aus?

Berlenbach: Nein, hier sind real ein paar hundert Tonnen Gold verkauft worden. Über die letzten Wochen sind etwa 400 Tonnen verkauft worden, darunter ein großer Anteil aus Gold-ETFs. Diese Verkäufe haben natürlich einen negativen Einfluss auf den Goldpreis gehabt.

DAS INVESTMENT.com: Wie tief kann die Panik den Goldpreis nach unten treiben?

Berlenbach: Aus meiner Erfahrung aus dem Goldmarkt der vergangenen Jahrzehnte schwächen sich solche Panikwellen nach ein paar Handelstagen ab und wir sahen am Mittwoch ja auch schon wieder eine Erholung. Allerdings glaube ich, dass der Markt mittelfristig sehr verunsichert ist und es doch einige Zeit dauern kann, bis sich der Goldpreis wieder nachhaltig erholt.

DAS INVESTMENT.com: Wie kann etwas ein sicherer Hafen sein, das derart stark im Wert schwankt?

Berlenbach: In der Tat sehe ich ebenfalls bei vielen eingeschworenen Goldinvestoren eine markante Verunsicherung. Gold braucht meiner Einschätzung nach mittelfristig eine zunehmende und sichtliche Monetarisierung, wie zunehmende Goldkäufe von Zentralbanken oder Zweifel an der Stärke des US-Dollar und als Folge eine Flucht in Gold.

DAS INVESTMENT.com: Hand aufs Herz: Haben Sie so einen Rutsch für möglich gehalten?

Berlenbach: Ich habe immer davor gewarnt, dass wir kurzfristig auch eine Korrektur von 100 US-Dollar je Unze oder mehr im Goldpreis sehen könnten, aber diese Panikverkäufe waren schon überraschend. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass mit der aktuellen Verschuldung der USA und dem Heißlaufen der Gelddruckmaschinen dort der US-Dollar über kurz oder lang unter Druck kommen wird. Das würde den Goldpreis unterstützen. Allerdings sehen wir momentan angesichts der weiterhin chaotischen Entwicklungen in Europa und der damit einhergehenden Flucht aus dem Euro eher eine Stärkung des US-Dollar.

DAS INVESTMENT.com: Sollt man nicht doch sein Geld in Aktien arbeiten lassen, anstatt es in einem toten Stück Gold aufzubewahren?

Berlenbach: Gold ist letztendlich eine Währung, in die man einen Teil seines Gelds diversifizieren sollte. In diesen volatilen Zeiten ist Diversifizierung grundsätzlich ein wichtiges Instrument der Werterhaltung und Gold gehört meiner Überzeugung nach genauso dazu wie Aktien oder Immobilien.

DAS INVESTMENT.com: Manche Zungen sprechen von Manipulation. Wäre das möglich? Wenn ja, wie? Und wo wäre dann der Unterschied zu den Aktienmärkten?

Berlenbach: Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien und vermute auch nicht, dass eine höhere Strategie am Werk war, die den Goldpreis gewollt abstürzen lassen wollte. Allerdings fällt auf, dass Merrill Lynch am vergangenen Freitag in sehr kurzer Zeit 100 Tonnen Gold verkaufte und mancher Marktbeobachter dies als eine konzertierte Aktion bewertet, mit dem Ziel, den Goldpreis nach unten zu drücken. Diese Verkäufe resultierten dann in weiteren Stop Losses und Zwangs- und Panikverkäufen. Allerdings bleibt der Nebel, der vor diesen Aktionen liegt, ziemlich undurchdringlich und ich würde davor warnen, zu schnell von Manipulation zu sprechen.

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