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Joachim Nareike im Interview „Multi-Asset-Fonds – Eine lebenslange Vermögensverwaltung“

Joachim Nareike, Leiter Publikumsfonds für Schroders in Deutschland und Österreich
Joachim Nareike, Leiter Publikumsfonds für Schroders in Deutschland und Österreich

DAS INVESTMENT: Wie hat sich die Nachfrage von Seiten der Fondsanleger entwickelt?

Joachim Nareike: Die Entwicklung ging und geht ganz klar von Einzelfonds hin zu gemanagten Portfolios – wie Multi-Asset-Fonds, Dachfonds und vermögensverwaltenden Produkten. Das sind die Produkte, die dem Kunden mittlerweile am häufigsten angeboten werden, und in den meisten Fällen auch zum Abschluss führen. Was vom Endkunden so gut wie gar nicht mehr nachgefragt wird, sind Einzelfonds, die nur in eine einzelne Anlageklasse investieren.

Was hat Ihrer Meinung nach die Entwicklung von gemanagten Portfolios so sehr voran- getrieben?

Nareike: Vor allem Finanzberater haben das Potenzial von aktiv gemanagten Portfolios für ihre Kunden erkannt, denn sie wissen, dass darin eine echte Vermögensverwaltung steckt. Noch vor fünfzehn Jahren war ein gemanagtes Portfolio für Kunden mit einem Vermögen von unter einer Millionen Euro gar nicht denkbar. Jetzt gibt es über Dachfonds und Multi-Asset-Fonds die Möglichkeit, auch für ein kleines Budget eine breit aufgestellte Vermögensverwaltung anzubieten.

Betrachten wir die Entwicklung von Multi-Asset-Fonds noch etwas genauer. Wie ist diese Anlageklasse entstanden?

Nareike: Nun, diese Anlageform gibt es schon sehr lange, sie war uns allen bekannt als sogenannte Mischfonds. Dann gab es im Jahre 2009 einen Umstand, der die Weiterentwicklung dieser Mischfonds besonders begünstigte: Im Jahr 2009 gab es für die Fondsbranche ein bahnbrechendes Ereignis, nämlich die Abschaffung der Spekulationssteuer. Vor 2009 war für den Kunden jede Kapitalanlage nach einer Haltedauer von zwölf Monaten spekulationssteuerfrei. Eingeführt wurde dafür aber die Abgeltungssteuer, die dazu geführt hat, dass man den Kunden eine Portfolioaufstellung anbieten wollte, die möglichst lange unberührt für Rendite sorgte. Denn: jede Umschichtung wäre sofort steuerpflichtig gewesen.

Eine Lösung bot sich durch Dachfonds, die möglichst unterschiedlich aufgestellte und nicht miteinander korrelierende Subfonds zusammenfassen. Die Vorteile lagen klar auf der Hand: eine lebenslange aktive Allokation, in der kein Einzelfonds mehr neu ausgerichtet und umgeschichtet werden muss. Daraus entstand die Motivation in der Branche, noch weiter zu denken. Die klassischen Mischfonds – Aktien, Anleihen und Cash wurden neu gedacht und um unterschiedliche Anlageklassen erweitert. Es entstanden die Multi-Asset-Fonds – die dem Anleger eine deutlich diversifiziertere Investition ermöglicht.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Vorteile von Multi-Asset-Fonds?

Nareike: Ziel eines Multi-Asset-Fonds ist, die Portfoliotheorie praktisch umzusetzen: breite Streuung, wenig Korrelation, geringe Schwankungen. Multi-Asset nutzt dabei alle Möglichkeiten der Märkte. Das Management ist flexibel und stellt sich auf Trends und neue Entwicklungen ein.

Schauen wir uns kurz das neue Schlagwort „Liquid Alternatives“ an. Darunter verstehen Experten Anlageklassen wie Private Equity, Infrastruktur oder Rohstoffe. In diese Bereiche einzeln zu investieren, ist für viele Anleger nicht nur sehr schwierig, sondern auch sehr risikoreich. Für Multi-Asset-Fonds nicht. Das Multi-Asset-Team von Schroders investiert in bis zu zwanzig unterschiedliche Anlageformen.

Aus welchen Kundensegmenten kommt die stärkste Nachfrage nach Multi-Asset-Strategien?

Nareike: Die Nachfrage nach Multi-Asset ist nach wie vor in allen Kundensegmenten stark. Vor allem professionelle Kunden, und hier insbesondere mittelgroße Institutionelle Investoren, schätzen das Gesamtpaket „Multi-Asset“ als eine Dienstleistung. Da mittelgroße Häuser oftmals ihre Vermögensaufteilung nicht selbst verwalten, wird diese Aufgabe an externe Anbieter übertragen. Fondsgesellschaften mit entsprechender Erfahrung im Multi-Asset-Bereich werden als Dienstleister nachgefragt, da sie die gesamte strategische Allokation bis hin zur Anlageentscheidung von Einzeltiteln übernehmen.

Im Retail-Bereich bieten Berater ihren Kunden mittlerweile fast ausschließlich gemanagte Portfolios, also Multi-Asset-Fonds an.

MiFID II wird die Fondsvertriebslandschaft in Deutschland weiter verändern. Darüber sind sich Experten einig. Welche negativen aber auch positiven Veränderungen sehen Sie ab 2018 auf die Branche zukommen?

Nareike: Es ist sicherlich so, dass sich große Banken aufgrund des erhöhten administrativen Aufwands durch MiFID II nur noch auf wenige Fondsanbieter fokussieren werden. Anders als in Großbritannien wird es jedoch kein Provisionsverbot geben. Das heißt, der Fondsvertrieb wird vor allem in der abhängigen Vermögensberatung weitergehen – und das wahrscheinlich noch intensiver als es bisher der Fall ist. Aus dem einfachen Grund: Kunden aus allen Segmenten nehmen Multi-Asset-Fonds als „Problemlöser“ wahr.

Das ist eine Chance. Wenn die bestehenden Fondsgesellschaften ab 2018 in der Lage sind, die Anforderungen von MiFID II zu bewerkstelligen, dann sind sie ebenfalls „Problemlöser“ für die durch neue Regularien entstehenden Herausforderungen – auch für große Banken. Zu diesen Aufgaben gehören neben dem Portfoliomanagement beispielsweise auch Zusatzleistungen wie die Datenlieferung, das Reporting und die Zielmarktdefinition.

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