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Johannes Führ: „Viele Banken werden vom Markt verschwinden“

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Der Bankensektor ist ein wichtiger Bereich der Wirtschaft. Wie wirkt sich seine Schwäche auf die Gesamtwirtschaft aus?

Führ: Obwohl der Kredit fast nichts mehr kostet, kann er nicht in die Wirtschaft gepumpt werden, weil das Eigenkapital bei den Finanzinstituten fehlt – das ist die Krux. Vor diesem Hintergrund denke ich, dass Staaten, Banken und die Privatwirtschaft in naher Zukunft ihre Kreditaufnahme gleichzeitig drosseln werden. Damit wirkt der Transmissionsriemen nicht mehr, bei dem früher niedrige Zinsen zu höherer Kreditaufnahme, zu Investitionen und zu neuer Nachfrage führten. Somit ist die Schwäche des Finanzsektors auch eine Gefahr für die gesamte Wirtschaft. Erst wenn der Bankensektor seine Häutung abgeschlossen hat, werden alte Mechanismen wieder wirken können. Insgesamt wird der Bankensektor aber noch Jahre brauchen, um sich neu auszurichten.

Wie steht der Euro heute da?

Führ: Hier findet die in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekannte Unterscheidung zwischen Weich- und Hartwährungsländern ihre Fortsetzung. Die Zinssätze zeigen täglich an, wozu ein Staat sich rechnen darf. Und für Krisenländer wird die Lage immer drückender. Hartwährungsländer sind heute – wie damals auch – nur noch Deutschland, Luxemburg, Finnland, Österreich und Holland. Neben der Weichwährungszone Italien, Frankreich, Belgien, Spanien hat sich jetzt aber die Pleitezone etabliert, zu der auch Länder wie Portugal und Irland gezählt werden, die schon unter dem Rettungsschirm stehen. Sie könnten Zuwachs bekommen, etwa von Zypern oder Slowenien.

Die jeweilige Zinshöhe zeigt nun tagtäglich die internationale Markteinschätzung für die Länder. Kein schöner Gedanke für die Länder, die sich an das günstige Schuldenmachen dank Euro gewöhnt hatten.

Und wie sehen Sie die Zukunft der Eurozone?

Führ: Die Lage der schwächeren Länder wird zunehmend schwieriger: Neben den Rating-Herabstufungen wird sich auch noch die Laufzeitenstruktur zu Ungunsten vor allem der Krisenländer verschieben. Letztere setzen wegen der noch niedrigeren Zinsen bei kurzen Laufzeiten auf Kurzläufer, was aber das jährliche Refinanzierungsvolumen anschwellen lässt und die Risiken für die nächsten Anleiheplatzierungen erhöht. Das heißt, dass Länder sich die kurzfristigen Zinsen zwar noch leisten können. Damit setzen sie sich aber einem steten Druck zur Nachfinanzierung aus – Ruhe erreichen sie so nicht.
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