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Aktualisiert am 28.01.2020 - 12:27 Uhrin Emerging MarketsLesedauer: 4 Minuten

Jose Cuervo von HSBC: „Brasilien ist einer der stärksten Emerging Markets weltweit“

Jose Cuervo, HSBC
Jose Cuervo, HSBC

Das Investment: Herr Cuervo, seit Juli 2009 managen Sie den HSBC GIF Latin American Freestyle und den HSBC GIF Brazil Equity. Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe?

Jose Cuervo: Ich arbeite bereits seit 1998 im Global Emerging Markets Team von HSBC. In den mehr als zehn Jahren habe ich an Standorten in Maskat, New York und London unterschiedliche Positionen bekleidet: vom Aktienanalyst für Oman, über Management eines Portfolios mit defensiven Sektoren bis hin zum Portfoliomanagement mit Schwerpunkt Lateinamerika und Südafrika. Diese Tätigkeiten geben mir ein gutes Rüstzeug für meinen neuen Job als Fondsmanager der beiden Flagship-Fonds von HSBC.

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DI: Sie bezeichnen Brasilien als Musterschüler unter den Schwellenländern Lateinamerikas. Warum?

Jose Cuervo: Der Emerging Market Brasilien ist das bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Das aufstrebende Schwellenland besitzt die größte Börse der Region. Besonders beeindruckend ist die aktuelle Aktienperformance: Der MSCI Brazil verwies mit einem Zuwachs von knapp 70 Prozent seit Jahresbeginn die anderen lateinamerikanischen Schwellenländer auf die Plätze.

DI: Können Sie erklären, weshalb Brasilien bisher so gut durch die Krise gekommen ist?

Jose Cuervo: Das zu den großen Emerging Markets zählende Schwellenland konnte der Finanzkrise trotzen, weil es nur in geringem Maße auf Finanzierung von außen angewiesen ist. So glänzt das brasilianische Finanzsystem durch hohe Profitabilität und eine geringe Quote an Fremdkapital. Bemerkenswert ist außerdem, dass der Inlandskonsum des Schwellenlandes selbst während der Krisenmonate stabil geblieben ist. Insbesondere die Autokäufe zogen an. Zwar gab es in dem Schwellenland keine Abwrackprämie wie in Deutschland, dafür aber Steuererleichterungen.

DI: Wirtschaftlich scheint das Schwellenland Brasilien auf einem guten Weg zu sein. Was macht das lateinamerikanische Emerging Market darüber hinaus attraktiv für Anleger?

Jose Cuervo: Trotz der jüngsten Börsenrallye zählt der Emerging Market in Brasilien weiterhin zu den Schwellenländern mit den attraktivsten Aktien-Bewertungen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt 12,1. Zum Vergleich: In dem ebenfalls zu den großen Emerging Markets zählenden China liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis zurzeit bei 17,8 und im Schwellenland Indien bei 19,4.

DI: Wenden wir uns einem anderen lateinamerikanischen Schwellenland zu: Mexiko. Wie bewerten Sie die Situation dieses Emerging Markets?

Jose Cuervo: Für das Schwellenland Mexiko sieht es aktuell weniger rosig aus. Hier ist der Inlandskonsum in Folge der globalen Wirtschaftskrise stark eingebrochen. Die mexikanischen Haushalte fragen immer weniger Waren nach. HSBC Global Asset Management rechnet in dem Schwellenland mit einem Rückgang des privaten Konsums um 6,5 Prozent bis zum Jahresende.

DI: Würden Sie Anlegern dennoch zu einem Investment in dem Schwellenland Mexiko raten?

Jose Cuervo: Zu Zeit eher nicht. Denn in dem Emerging Market können aktuell auch die Daten vom Arbeitsmarkt und von den Konsumentenkrediten nicht überzeugen. Als einziger Stimulus scheint die Geldpolitik übrig zu bleiben. Aber es ist nicht sicher, ob die Lockerung der Geldpolitik zwangsläufig zu niedrigeren Kreditkosten führen wird. Infolgedessen könnten bis zur Erholung der mexikanischen Wirtschaft noch einige Jahre ins Land ziehen.

DI: Wie steht es mit Kolumbien?

Jose Cuervo: Auch der Emerging Market in Kolumbien sieht sich aktuell mit Schwierigkeiten konfrontiert. Allerdings ist das Problem in diesem Schwellenland weniger von wirtschaftlicher als von politischer Natur. Denn die Beziehungen zum Nachbarschwellenland Venezuela haben sich spürbar verschlechtert. Der kolumbianische Präsident Uribe wirft dem Schwellenland Venezuela seit Jahren vor, die terroristische Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Farc) zu unterstützen. Das belastet die Handelsbeziehungen.

DI: Haben die politischen Spannungen bereits auf die Wirtschaft des Schwellenlandes Kolumbien übergegriffen?

Jose Cuervo: Bisher leiden die Handelsströme des lateinamerikanischen Schwellenlandes noch nicht unter den politischen Querelen. Aber langfristig sollte Kolumbien versuchen, die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zu reduzieren und neue Absatzmärkte für seine Waren aufzubauen. Damit wäre das weitere Wachstum des Schwellenlandes sichergestellt.

DI: Herr Cuervo, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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