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Junkbonds gefragt Die riskante Flucht in Hochzinsanleihen

Von Deutschland über Japan bis hin zur Slowakei bieten Staatsanleihen Renditen von unter Null Prozent. Anleger strömen in börsennotierte Fonds (ETFs), die in Hochzinsanleihen investieren - den riskantesten Bereich bei den Festverzinslichen.

Seit Jahresbeginn sind weltweit rund 9 Mrd. Dollar in solche Fonds geflossen. Für den 44,4 Mrd. Dollar schweren Markt für Junkbond-ETFs ist das ein ziemlicher Batzen.

Auch sehr konservative Gesellschaften wie Zurich Insurance Group AG und Assicurazioni Generali SpA, die größten Versicherer in der Schweiz und in Italien, planen erstmals Investments in Anleihen unterhalb der Güteklasse Investmentgrade. Einer der bekanntesten Anleiheinvestoren, Jeffrey Gundlach, sieht Junkbonds als bessere Anlage, da bei deutschen Bundesanleihen nur mit Wetten gegen die Papiere noch Gewinne erzielt werden könnten.

Auch wenn der Ausverkauf bei Staatsanleihen aus dem Euroraum in der vergangenen Woche den Anlegern zusätzliche Gründe für den Wechsel zu den spekulativen Hochzinsanleihen gibt, drohen dabei noch höhere Verluste. Angesichts der dank der Anleihekäufe der Europäische Zentralbank historisch niedrigen Renditen bei Staatsanleihen bleiben vielen Bondanlegern jedoch nur wenig Alternativen.

“Die Zentralbank zwingt die Anleger, mehr Risiko einzugehen”, sagt Jens Vanbrabant, Vermögensverwalter bei ECM Asset Management in London. “Sie versuchen, ihre Investmentparameter an die neue Situation von Renditen nahe oder sogar unter Null anzupassen.”

Die Billiggeld-Politik der Notenbanken verzerrt die Anleihemärkte auf der ganzen Welt. Bloomberg-Daten zufolge liegt die Rendite bei weltweit rund 2,36 Billionen Dollar an Staatsanleihen im negativen Bereich. Bei rund einem Dutzend Staaten zahlen die Investoren dafür, dass sie ihnen Geld leihen. Besonders im Euroraum macht sich dies bemerkbar. Rund 40 Prozent der deutschen Staatsanleihen rentieren derzeit unter Null.

Investoren weichen daher verstärkt auf Anleihen wenig kreditwürdiger Emittenten aus. Immerhin haben Junkbonds weltweit in diesem Jahr eine Rendite von 4,4 Prozent eingebracht und schlagen damit die Staatspapiere. Im vergangenen Jahr hinkten sie ihnen dagegen so stark hinterher wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

Im Gegensatz zu den weiter fallenden Renditen bei Staatsanleihen sind die Renditen der Ramschpapiere in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen. Hochzinsanleihen bieten “einige der besten Strategien um im heutigen Niedrig-Rendite- Umfeld Erträge zu erzielen”, erläutert Payson Swaffield, Chief Investment Officer Festverzinsliche bei Eaton Vance Investment Managers in London.

Auch andere mit höherem Risiko behaftete Anleihen sind bei den Investoren gefragt. So hat Michael Riddell, Vermögensverwalter bei M&G Investments, in diesem Jahr erstmals Anleihen in lokaler Währung aus Kolumbien und Thailand erworben. Der größte französische Versicherer Axa SA will seine Positionen bei “illiquiden” Anlagen wie Immobilien und Infrastrukturprojekten von 15 Prozent im vergangenen Jahr auf 20 Prozent ausbauen, wie Investmentchef Laurent Clamagirand erklärt.

“Es ist sehr schwierig” für die Versicherer, beschreibt Bruce Porteous, Investmentdirektor Versicherungslösungen bei Standard Life Investments. Sie veränderten ihre Strategien, weil sie mit den Papieren in ihrem Bestand nicht genug Erträge erzielen könnten, um die zugesagten Leistungen zu erbringen, führt er aus.

Eine zunehmende Zahl an Investoren hat nur noch wenig Wahlmöglichkeiten, da die seit sechs Jahren anhaltende lockere Geldpolitik der Zentralbanken die Preise bei so ziemlich jeder Anlage aufgebläht hat.

Bei einer im April veröffentlichten Umfrage von Bank of America unter professionellen Investoren bezeichneten 84 Prozent der Befragten Anleihen als überbewertet - so viele wie nie zuvor. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer betrachtete sowohl Anleihen als auch Aktien als zu teuer, das ist der höchste Wert in zwölf Jahren.

“Es gibt nur wenige Anlagen, bei denen man sagen kann, sie sind billig”, konstatiert Chris Rule, Investmentchef bei der London Pension Funds Authority.

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