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Aktualisiert am 15.05.2008 - 18:50 Uhrin Tops & FlopsLesedauer: 4 Minuten

Katerstimmung

Wein ist zum Trinken da und nicht zum Spekulieren. Diese Erfahrung müssen Investoren eines Weinfonds machen. Statt ordentlicher Prozente gibt es für einige jedoch Promille kistenweise.

 „Wir können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagt Hans-Georg Acker, „das war ganz mau“, so der Geschäftsführer der Unicredit-Tochter Wealthcap, einem Anbieter von geschlossenen Fonds. Im September 2000 legte das Emissionshaus – damals noch unter dem Namen Blue Capital – seinen ersten größeren Beteiligungsfonds für exklusive Weine auf. Der Vinum 2000 Weinfonds sollte laut Prospekt ausschließlich in Spitzenweine investieren; Anlegern den Zugang zu kleinen Chateaus und den ganz großen Häusern im Bordeaux öffnen.
Dadurch, so die Initiatoren, ergäben sich Bezugsmöglichkeiten für Weine, die einzelnen Privatpersonen nur schwer zugänglich sind. Zum Laufzeitende im Dezember vergangenen Jahres konnten Anleger sich dann zwischen Ware oder Barem entscheiden. Wer es weniger auf den Wein, als vielmehr auf die Wertsteigerung abgesehen habe, dürfe laut Prospekt „von einer modellhaft vorsichtig prognostizierten Wertsteigerung von 100 Prozent bis Ende 2007“ ausgehen.

Flasche leer: 0,5 Prozent pro Jahr

Der Zeitpunkt der Fondsauflage war gut gewählt. Die weltweiten Aktienmärkte waren Ende 2000 stark angeschlagen, und der Hype um Technologie-, Medien- und Telekommunikations-Unternehmen schlug langsam, aber heftig in Hysterie um. Zugleich stiegen die Preise edler Weine seit Anfang der 90er Jahre rasant. Eine Kiste Pétrus, Jahrgang 1982, kostete 1992 noch 3.100 Pfund, im Februar dieses Jahres schon 32.000 Pfund (41.600 Euro). Old Fashion statt New Economy verkaufte sich vor über sieben Jahren für ein Nischen- und Liebhaberprodukt gut: 10,8 Millionen Mark in 360 Anteilen à 30.000 Mark (15.338,76 Euro) sammelte Blue Capital unter 306 Anlegern und Weinfreunden ein.
Diese erhielten am 3. März eine sehr nüchterne und weit von der vorsichtigen Prognose entfernte Endabrechnung. In einem Bieterverfahren waren die Weinbestände an ein britisches Handelshaus verkauft worden. Der Erlös pro Anteil beträgt 15.921,84 Euro. Das ist ein Gewinn von 583,03 Euro oder 3,8 Prozent. Auf die siebenjährige Laufzeit gerechnet, entspricht das einer Rendite von kaum wahrnehmbaren 0,51 Prozent. Zudem mussten Anleger – wie durchaus üblich – zur Auflage des Fonds ein Aufgeld von 2,5 Prozent zahlen, sodass unterm Strich sogar nur 200 Euro auf der Habenseite verbleiben.
268 Anteile kauften die Briten, die verbleibenden 92 Anteile à 316 Flaschen werden direkt an Investoren geliefert, die tiefroten Promille gegenüber mageren Prozent den Vorzug gegeben haben. „Weitere Weinfonds werden wir nicht auflegen“, erklärt Wealthcap-Geschäftsführer Acker angesichts dieses im Abgang sehr schwachen Geschäfts. Ob Anleger der zwei weiteren Vinum- Fonds, die im Dezember 2008 und 2009 aufgelöst werden, ein ähnliches Nullsummenspiel erwartet, ist derzeit nicht absehbar. Unproblematisch wird ein Abverkauf jedoch nicht werden. Eine schwarze Null erwartet wohl auch Anleger des VB Bordeaux, eines mit knapp 1,5 Millionen Euro deutlich kleineren Fonds, den Wealthcap ebenfalls derzeit abwickelt. Acker: „Wein hat sich als Anlageklasse nicht etabliert.“
Zumindest nicht für Wealthcap-Anleger. Britische und amerikanische Fondsgesellschaften indes erzielen schon länger Spitzenrenditen mit Spitzentropfen. So legte der Fine Wine Fund der Londoner Gesellschaft Wine Asset Management seit Auflage im September 2006 um über 40 Prozent zu. Der auf den Cayman-Inseln registrierte Vintage Wine Fund stieg von Februar 2003 bis Ende März dieses Jahres um 85 Prozent. „Abgesehen von einer sehr kleinen Gruppe von Insidern und ein paar Leuten, die den Weinmarkt seit Jahren verfolgen, hat kaum jemand gemerkt, dass es einen derartigen Aufschwung am Weinmarkt gibt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir uns erst am Anfang eines Bullenmarkts befinden“, sagt James Miles, Chef der Londoner Weinbörse Liv-ex. Deren Leitindex, der Liv-ex 100, der sich aus der Preisentwicklung von 100 größtenteils französischen Weinen der vergangenen 20 Jahre zusammensetzt, legte allein im vergangenen Jahr um 40 Prozent zu.
Die Vorteile der angelsächsischen Fonds, die fast alle einen hedgefondsartigen Charakter haben, sind eine aktive Portfolioverwaltung und ein exzellentes Netzwerk. Die Manager handeln die Weine rege und jederzeit, sie beliefern Auktionshäuser, und sobald in Hongkong der Steuersatz für alkoholische Getränke reduziert wird, ist Zeit für einen Sondernewsletter und eine ausführliche Behandlung der chinesischen Fiskalpolitik in den monatlichen Berichten der Kellermeister. Eine geschlossene Beteiligung für diesen engen, perfekt vernetzten und zugleich exklusiven Markt ist hingegen kontraproduktiv: Kein Händler zahlt mehr, als er muss, wenn lange bekannt ist, dass sich ein deutsches Beteiligungshaus zu einem festen Zeitpunkt von über 84.000 Flaschen feiner Weine trennen muss. „Man muss ganz tief in diesem Markt stehen, um eine so große Menge zu verkaufen“, erklärt Ina Finn, Weinberaterin aus Hamburg. Während des Abverkaufs musste Wealthcap daher Abschläge von bis zu 30 Prozent auf einzelne Positionen akzeptieren. Ein weiteres Manko des Vinum Fonds ist das Portfolio. Acker: „Es gab starke Ausreißer nach oben und unten.“

1.000-Euro-Weine und Schrott

So kaufte der Fonds einen Posten „Chateau Margaux“, Jahrgang 2000, für 196 Euro pro Flasche. Heute ist eine Flasche dieses Top- Weins nicht für unter 1.000 Euro zu bekommen. Auch ein 2000er „La Mission Haut Brion“ kostet heute knapp 600 Euro. Wealthcap zahlte 104 Euro. „Neben sehr anständigen Weinen muss auch eine Menge Schrott gekauft worden sein“, so Finn.

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