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Kein schlechter Ort zum Lernen: Mike Judith vom Fund Forum in Monaco

Mike Judith, DNB Asset Management
Mike Judith, DNB Asset Management
Am gestrigen Abend sitze ich im Taxi, das mich vom Flughafen Nizza ins Fürstentum Monaco bringen soll. Die Temperaturen an der Côte d’Azur liegen deutlich höher als 21 Grad Celsius wie es eine luxemburgische Internetseite vor meiner Abreise ankündigte.

„Das machen die immer“, entgegnet der Taxifahrer als ich ihn auf nahezu zehn Grad Temperatur-Unterschied anspreche. Um mit einem wissenden Lächeln hinzuzufügen: „Die sind einfach neidisch.“

Monaco ist auch in diesem Jahr der Schauplatz des nahezu viertägigen Fund Forum International (FFI), einem länderübergreifenden Branchentreffen der Asset-Management-Industrie unter anderem bestehend aus Fondsanbietern, -administratoren und -selektoren.

„Kalimera, hast Du das Spiel am vergangenen Freitag verfolgt?“

Vor der eigentlichen Konferenz finden am heutigen Montag drei Veranstaltungen parallel statt: das Global Distribution Summit, das Emerging Markets Investment Summit sowie das Investment Product Innovation Summit. Dem internationalen Diskurs geschuldet treffe ich zu Beginn des Tages gleich meinen griechisch-stämmigen DNB-Kollegen Spiros Alan zum Frühstück. „Kalimera, hast Du das Spiel am vergangenen Freitag verfolgt?“

Es geht nichts über einen guten Start in den Tag. „Die Griechen wussten bereits vor Anstoß, dass die deutsche Mannschaft auf allen Positionen besser besetzt ist“, lenkt Spiros Alan gleich ein. Ich frage mich bei so viel Entgegenkommen, wann die deutsche Position aufgegeben und die Kanzlerin in Sachen Schuldentilgungsfonds einlenken wird.

Seit Donnerstag wissen wir, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Juni zum zweiten Mal hintereinander schrumpfte; darüber hinaus landete der Einkaufsmanager-Index auf dem tiefsten Wert seit drei Jahren. Der Druck aus dem In- und Ausland dürfte jedenfalls steigen.

Die Griechen waren es übrigens, die in Monaco schon in der Antike regen Handel betrieben und hier einen Herkules-Tempel errichteten, dem sie den Beinamen „Monoikos“ gaben und somit Monaco zu seinem Namen verhalfen.

Gesetzliche Auflagen, passiv gemanagte Portfolios und Developing Markets

Anlässlich des FFI wagt man in Monaco jedoch den großen Wurf und wendet sich eher den globalen als den fein- und vielgliedrigen europäischen Themen zu: Portfoliomanager wie Mark Schindler (UBS) und prominente Fondsselektoren wie Jean-Francois Hautemulle (UniCredit Private Bank) erörtern in Podiumsdiskussionen die Auswirkungen der weltweit steigenden gesetzlichen Auflagen auf Vermögensverwalter- und Selektorenebene.

CIOs und CEOs wie Stéphane Corsaletti (ABN AMRO Advisors) diskutieren, ob und inwiefern in den Multi-Management-Abteilungen passiv gemanagte Portfolios an Bedeutung gewinnen. Namhafte Consultants, Ökonomen und Fondseinkäufer wie Mussie Kidane (Head of Fund Selection, Pictet & Cie.) und Luca De Biasi (Head Multimanagement & Funds Selection, BSI ) geben Einblicke in die Emerging-Markets-Asset-Allocation. Mark Mobius (Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group) richtet seinen Blick auf das sich wandelnde Machtverhältniss zwischen Developed und Developing Markets.

Und bei diesen Begrifflichkeiten muss ich spontan an ein Treffen mit Fredrik Härén, einem in Singapur lebenden Schweden, denken. Seit dieser Begegnung weiß ich um die Gefahr, die von unserem Selbstverständnis als „entwickelte“ Nationen ausgeht: Lehren wir nur oder lernen wir auch? Sehen wir unsere Führungsposition schlichtweg als gegeben an oder sind auch wir bereit, uns weiterzuentwickeln? Wie viel Zeit räumen wir uns hierfür ein? Fredrik Härén hielt mir und der so genannten entwickelten Welt damals den Spiegel vor: „Ihr wisst alles über Eure Welt. Wir hier wissen alles über unsere. Und Eure.“ Das FFI ist kein schlechter Ort zum Lernen, denke ich mir.

Mike Judith ist seit Juni 2010 bei DNB Asset Management S.A. in Luxemburg und ist dort verantwortlich für das Geschäft mit internationalen institutionellen Investoren.

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