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Aktualisiert am 16.03.2020 - 15:59 Uhrin Grünes GeldLesedauer: 3 Minuten

Kemfert: „Jetzt die Krise nutzen“

Claudia Kemfert, DIW
Claudia Kemfert, DIW | Foto: Sabine Braun

DAS INVESTMENT.com: Frau Kemfert, Sie sagen, wenn wir jetzt klug die politischen Weichen stellen, schlagen wir drei Krisen mit einer Klappe – die Wirtschaftskrise, die Energiekrise und die Klimakrise. Staatshilfe kann sich der Staat aber bald nicht mehr leisten. Schließlich müssen die Schulden auch finanziert werden. Gibt es preiswerte Maßnahmen des Klimaschutzes?

Claudia Kemfert: Ja, die gibt es. Die dringendste und zugleich preiswerteste Maßnahme des Klimaschutzes ist die Verbesserung der Energieeffizienz, insbesondere die bessere Dämmung von Gebäuden. Das hat mittelfristig wachstumssteigernde Wirkung und stärkt somit die Volkswirtschaft.

DAS INVESTMENT.com: So einfach ist das?

Kemfert: Zudem benötigen wir dringend alternative Mobilitätskonzepte. Neben der Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel brauchen wir Kohlendioxidfreie, sichere und bezahlbare Antriebsstoffe und –techniken. Elektromobilität könnte gleich mehrere Probleme lösen: der erzeugte Strom sollte nach Möglichkeit aus erneuerbaren Energien kommen, was deren Anteil an der Stromerzeugung deutlich erhöhen würde und somit die dezentrale Energieversorgung stärken würde. Und die Autobranche könnte so aus der Krise geführt werden.

DAS INVESTMENT.com: Was muss die Regierung dafür tun?

Kemfert: Dazu bedarf es finanzieller Förderung, sei es durch die Verbesserung der Forschung oder durch gezielte finanzielle Unterstützung der Markteinführung neuer Technologien und der Einrichtung der dazu notwendigen Infrastruktur. Ähnlich wie bei den erneuerbaren Energien könnte man die Marktrisiken für die Unternehmen mindern, indem die Kosten verringert werden.

DAS INVESTMENT.com: Was macht Sie so sicher, dass das passieren wird?

Kemfert: Wir müssen unbedingt sehr viel Energie einsparen, soviel steht fest. Und noch nie wurde so offensiv für aktiven Klimaschutz geworben. Klimaschutz ist keine Last, sondern der Wirtschaftsmotor der Zukunft. Niemals zuvor wurde so viel Geld für Klimaschutz und die grünen Märkte ausgegeben, niemals zuvor haben Politiker und Entscheidungsträger so aktiven Klimaschutz umgesetzt.

DAS INVESTMENT.com: Wie sollten Anleger die Krise nutzen?

Kemfert: Die Märkte der Zukunft sind die Klimaschutzmärkte. Und eines haben viele Kapitalanleger verstanden: dass es sich lohnt, in die richtigen und zukunftsweisenden Märkte zu investieren.

DAS INVESTMENT.com: Kann der Staat das noch fördern?

Kemfert: Eine grüne Quote für Fonds ist wichtig, um die Finanzströme in die Zukunftsmärkte zu kanalisieren. Vor allem zwei Dinge sollten auf den Investmentmärkten aber stärker als bisher geregelt werden. Die grünen Fonds müssen stärker überwacht werden. Es sollten wirklich nur Produkte als grün eingestuft werden, die das Klima schützen. Und wichtig wäre zudem, dass auch junge Unternehmen und Neueinsteiger stärker als bisher von Investoren unterstützt werden.

Zur Person: Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der privaten Elite-Universität Hertie School of Governance in Berlin. Im Herbst 2008 erschien ihr Buch „Die andere Klima-Zukunft “. Und am 23. Juni kommt ihr neustes Buch „Jetzt die Krise nutzen“ heraus, in dem sie die Chancen des Klimaschutzes als Weg aus der Krise beschreibt. >> Hier können Sie es bestellen. 

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